Baustellen-Dschungel

Kein Parkplatz – ORF-Star lässt sich "nicht vertreiben"

Baustellen ärgern Anrainern am Alsergrund das Leben. Weil Dutzende Stellplätze wegfielen, findet Sportreporter-Legende Hans Huber keinen Parkplatz.
Christoph Weichsler
10.07.2025, 05:30
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Er kommentierte legendäre Sportevents für ein Millionenpublikum – heute kämpft er um einen Parkplatz vor der eigenen Haustür: Hans Huber, 81, früherer ORF-Sportchef, lebt seit über zwei Jahrzehnten am Alsergrund in Wien – und erlebt dort gerade, wie ihm der Platz zum Parken genommen wird.

"Ich habe mich hier immer wohlgefühlt", so Huber beim "Heute"-Lokalaugenschein. "Aber was sich gerade hier abspielt, ist nicht mehr lebenswert. Ich kreise oft 20, 30 Minuten, bis ich irgendwo einen Parkplatz finde. Und manchmal habe ich ehrlich gesagt Angst, heimzufahren – weil ich nicht weiß, wo ich mein Auto dann stehenlassen soll."

Baustellen, Absperrungen und Lagerzonen

Was Hans Huber so wütend macht? Gleich mehrere Großprojekte wurden im 9. Bezirk gleichzeitig gestartet: Der Julius-Tandler-Platz wird umgestaltet, Radwege in der Alserbachstraße und an der Spittelauer Lände entstehen. Gleichzeitig verwandeln sich ganze Straßenzüge in riesige Baustellenlager – mit Absperrungen, Baucontainern, Paletten und Steinbergen.

"Es wurde alles gleichzeitig begonnen. Und niemand hat an uns gedacht", sagt Huber. "Das ist kein Plan – das ist Chaos." Auch Christoph Weißenbäck von der Bürgerinitiative "Lebenswerter Alsergrund" schlägt Alarm: "Von 254 Stellplätzen im Grätzl sind aktuell nur noch 76 nutzbar – eine Reduktion von ca. 70 Prozent! Das kann man den Leuten nicht zumuten."

Parksituation wird zur täglichen Geduldsprobe

Früher war Parken im Grätzl zwar nicht bequem – aber möglich. Heute ist es für viele zur Tortur geworden. "Ich bin 81, noch gut zu Fuß", sagt Huber. "Aber ich will nicht meine Einkäufe durch halbe Bezirke schleppen. Und ehrlich: Am liebsten würde ich den Parkplatz gar nicht mehr verlassen."

Die Parkraumbewirtschaftung, früher funktionierend, ist durch die Baustellen praktisch ausgehebelt. In den Abendstunden kreisen laut Anrainern ganze Kolonnen durch die Gassen – auf der verzweifelten Suche nach einem freien Platz.

Bezirk verweist auf Garage – aber die kostet

Die Bezirksvorstehung Alsergrund verweist auf eine nahegelegene WIPARK-Garage am Althangrund. Dort kostet ein Tagesticket 6,90 Euro, ein Dauerstellplatz 173,35 Euro im Monat. Für viele schlicht zu teuer. "Das ist keine ernstzunehmende Alternative", sagt Weißenbäck. "Niemand mit Familie, Durchschnittseinkommen oder kleiner Pension kann sich das leisten."

privat

Zum Vergleich: Im 7. Bezirk wurde bei ähnlichen Problemen eine Sonderregelung umgesetzt – Anrainer zahlen dort nur 100 Euro pro Monat für einen Garagenplatz. "Man könnte also etwas tun, wenn man wollte", so Weißenbäck.

Bezirk und Stadt verteidigen Vorgehen

Auf Heute-Anfrage heißt es aus dem Büro des Bezirksvorsteher-Stellvertreters Christian Sapetschni (SPÖ): "Die Bezirksvorstehung ist bei allen Baustellenverhandlungen eingebunden und bemüht, die Einschränkungen für Anrainer auf das nötige Maß zu reduzieren."

Auch die Stadt Wien betont, dass es eine übergeordnete Baustellenkoordination gebe, man mit anderen Dienststellen zusammenarbeite und Bauphasen möglichst bündle. Trotzdem sei es bei großen Vorhaben nicht möglich, ganz ohne Einschränkungen auszukommen. Man setze auf "Verständnis" – und betone die langfristige Verbesserung.

Grün statt Grau: Stadt verspricht mehr Lebensqualität

Die Stadt verweist auf die umfassende Neugestaltung rund um den Julius-Tandler-Platz. Geplant sind 46 neue Bäume – darunter großkronige XL-Bäume –, Sitzgelegenheiten, Wasserspiele und Trinkbrunnen. Die begrünte Fläche wird laut Stadt von mageren 21 auf satte 2.140 Quadratmeter erweitert.

Zudem entsteht ein durchgehender, sicherer Radweg quer durch den Bezirk – vom Donaukanal bis zum Gürtel. Fertigstellung: Ende 2025. "Langfristig wird das Grätzl enorm aufgewertet", heißt es aus dem Rathaus.

"Bin kein Gegner von Radwegen"

Hans Huber bringt es auf den Punkt: "Ich bin kein Gegner von Grünflächen oder Radwegen. Im Gegenteil. Aber man darf die Leute dabei nicht einfach vergessen." Auch Weißenbäck sieht das so: "Wir brauchen nicht weniger Veränderung – wir brauchen mehr Mitdenken."

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{title && {title} } CW, {title && {title} } Akt. 10.07.2025, 10:31, 10.07.2025, 05:30