Mit heiteren Videos aus dem Klassenzimmer ging er viral, doch Musiklehrer Amer Mulalic scheut auch vor brennenden Themen nicht zurück: "In meiner Volksschule sprechen von 254 Kindern nur 12 Deutsch als Erstsprache." Das bedeutet: Nur knapp 5 Prozent können überhaupt ausreichend Deutsch. 98 Prozent seiner Schüler hätten Migrationshintergrund, viele könnten sich nur schwer in ihre Klassen einfügen.
Der Wiener ist sowohl in einer Mittelschule als auch in einer Volksschule tätig. Besonders in der Brennpunktschule in Margareten ist der Job hart. Viele Kinder kommen aus Afghanistan und Syrien, einige auch aus der Ukraine. Sprachen hört man in der Klasse viele, aber kaum ein Kind spricht fließend Deutsch – das ist nicht nur im Unterricht ein Problem.
Viele Kinder seien deswegen oft verunsichert, würden sich gar nicht erst trauen, zu sprechen. Auch zu Hause ist Deutsch nicht immer die Sprache, die gesprochen wird. "Deutsche Musik hören die Eltern mit ihren Kindern daheim dann eher nicht", vermutet Amer, der meint: "In der Schule fehlt es vor allem an Sprachförderkräften."
Amer selbst bringt Migrationshintergrund mit und versucht die Kinder zu unterstützen. Doch ohne professionelle Hilfe ist das kaum möglich: "Ich versuche ihnen in Musik mit deutschen Klassikern unter die Arme zu greifen, aber die Kinder müssten gezielt in Deutsch gefördert werden."
So unterrichtet der 32-Jährige quasi gleich zwei Fächer auf einmal. Oft analysiert er mit seinen Kindern die Liedtexte und erklärt sie. Da immer wieder Kollegen ausfallen, muss Amer auch supplieren. Normalerweise ist kein Problem, doch der ausgebildete Opernsänger ist der einzige Musiklehrer der ganzen Schule, die Belastung ist hoch. "Der Lehrermangel stellt schon ein großes Problem dar. Ich bin dann alleine verantwortlich für die ganzen Schüler, wenn einmal ein Klassenlehrer ausfällt, muss man den natürlich auch vertreten", erklärt er.