Es war der seltsamste Fall der letzten Jahre. "Üblicherweise beginnt unsere Arbeit mit der Auffindung der Leichen. In diesem Fall war es der Schlusspunkt", das sagte Helmut Tomac, Tirols Landespolizeidirektor. Mehr als ein Jahr lang wurde nach zwei Vermissten gesucht.
Am Dienstag traten die Ermittler in die Öffentlichkeit: die Leichen wurden gefunden. Die 34-jährige Mutter und ihre zehnjährige Tochter waren bis zum 12. November in einer Wohnung hinter Rigipswänden verborgen - in zwei Tiefkühltruhen. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem "komplexen Verfahren", das mit "besonderer Dringlichkeit" geführt werde.
Das Versteck selbst war für die Ermittler zunächst nicht erkennbar. Die Wohnung des 55-jährigen Hauptverdächtigen und jene seines 53-jährigen Bruders waren bereits im Juni durchsucht worden. Doch die beiden Tiefkühltruhen blieben unentdeckt. "Das Versteck der beiden Kühltruhen war den Beamten dabei nicht aufgefallen", so Julia Klingenschmid von der Staatsanwaltschaft zur APA.
Der Grund: Die Kühltruhen waren ausgeklügelt versteckt. Die Männer hatten eigens Rigipswände hochgezogen. "Das war alles schön verputzt und geweißelt." Die Wand reichte vom Boden bis zur Decke und sah aus wie ein normales Eck in einem ohnehin nicht quadratischen Raum. Auch die Stromleitung, die die Truhen versorgte, war von außen nicht sichtbar.
Die Vermisstenmeldung stammte bereits aus Juli 2024. Ein Cousin aus Düsseldorf hatte die Abgängigkeit gemeldet. Die Ermittlungen führten schließlich zu einem Arbeitskollegen der Mutter, mit dem ein privates Naheverhältnis bestand, sowie dessen Bruder. Der 55-Jährige hatte die Frau und ihre Tochter am 20. Juli von einem Besuch in Deutschland abgeholt und später behauptet, sie seien in die Türkei gereist.
Erst vor wenigen Tagen gab er zu, dass es "zu einem Unfall gekommen sei" und er die Leichen "aus Furcht vor den Konsequenzen" versteckt habe. Beide Männer räumen Versteck- und Verschleierungshandlungen ein, ein Tötungsdelikt gestehen sie nicht.
Die Ermittler gingen zunächst von einem Vermisstenfall aus, später stand Freiheitsentziehung im Raum - erst im Laufe der Zeit ergab sich der dringende Mordverdacht. Die Männer hatten zwei Tiefkühltruhen besorgt, einen Lagerraum angemietet und die Geräte später in die Wohnung gebracht. Laut Klingenschmid ergab sich die heutige Faktenlage erst schrittweise: "Das war ein komplexer Prozess."
Die beiden Beschuldigten sitzen weiterhin in Untersuchungshaft. Ein mögliches Motiv ist laut Staatsanwaltschaft offen, die Todesursache bislang ungeklärt. Die Ermittlungen, inklusive weiterer gerichtsmedizinischer Untersuchungen, laufen weiter.