In hell erleuchteten Regionen zwitschern Vögel deutlich länger: durchschnittlich 50 Minuten mehr Gesang pro Tag als in dunkleren Gebieten, so das Ergebnis einer neuen US-Studie. Je mehr künstliches Licht, desto früher beginnt das Vogelkonzert in der Früh - und desto später endet es am Abend.
Untersucht wurden knapp 600 tagaktive Arten weltweit, über alle Jahreszeiten hinweg. Die beiden US-Forscher Brent Pease und Neil Gilbert analysierten Beobachtungsdaten aus 2023 und 2024 und stellten fest: Vor allem Arten mit großen Augen, offenen Nestern und Zugverhalten reagieren empfindlich auf Licht. Besonders während der Brutzeit ist der Effekt stark spürbar.
"In den hellsten Gebieten beginnt der Gesang 18 Minuten früher und endet 32 Minuten später", so die Forscher. Der Grund: Lichtverschmutzung bringt den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander. Das könne Tiere desorientieren, Hormone aus dem Gleichgewicht bringen - oder Insekten töten.
Ob die längeren Singzeiten den Vögeln schaden oder nützen, ist aber offen. "Es kann ein Verlust an Ruhezeit sein, aber auch mehr Zeit für Nahrungssuche oder Fortpflanzung bedeuten", meinen Pease und Gilbert. Weitere Studien seien nötig.
Was genau ist Lichtverschmutzung?
Lichtverschmutzung ist die künstliche Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen - vor allem durch Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Industrieanlagen oder beleuchtete Gebäude. Sie verhindert, dass es nachts richtig dunkel wird.
Bei Lichtverschmutzung können nicht nur Sterne schlechter gesehen werden, es wird auch der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus von Mensch und Tier gestört. Viele Tiere - wie etwa Vögel, Insekten oder Fledermäuse - orientieren sich am Licht. Ist es dauerhaft zu hell, kann das ihren Schlaf, ihre Fortpflanzung oder ihren Orientierungssinn durcheinanderbringen.
Auch beim Menschen wird vermutet, dass zu viel nächtliches Licht den Schlaf stört oder gesundheitliche Auswirkungen haben kann.
