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DNA – Neue Doppelgänger-Studie deckt Erstaunliches auf

Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass Doppelgänger sich nicht nur das Aussehen, sondern auch die Gene teilen.

Christine Scharfetter
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    Charlie Chasen und Michael Malone aus Atlanta, USA, 2014.
    Charlie Chasen und Michael Malone aus Atlanta, USA, 2014.
    François Brunelle

    Manche Menschen sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Den Grund dafür hat jetzt das Team um Manel Esteller, Direktor des Josep Carreras Leukämie-Forschungsinstituts und Professor für Genetik an der Universität Barcelona, mittels 32 Doppelgänger-Paaren herausgefunden. Bei allen handelte es sich um Personen, die der kanadische Fotograf François Brunelle für seine Bildserie "I’m not a look-alike!" fotografiert hatte.

    So haben laut der Studie, die im Fachjournal "Cell" veröffentlicht wurde, nicht nur eineiige Zwillinge die exakt gleiche DNA, sondern auch Doppelgänger weisen ähnliche Erbgut-Merkmale.

    Aussehen, Lebensstil, Verhalten

    Die Teilnehmenden wurden zunächst mit drei verschiedenen Gesichtserkennungsprogrammen auf ihre tatsächliche Ähnlichkeit überprüft. 16 Paare bewerteten die Algorithmen als besonders überzeugend. Ihre Übereinstimmungswerte betrachteten die eingesetzten Programme ähnlich wie die eineiiger Zwillinge.

    Sie wurden gebeten, einen umfassenden biometrischen Fragebogen und einen Fragebogen zum Lebensstil auszufüllen. Weiter entnahmen ihnen die Forschenden Speichelproben und führten verschiedene Erbgut-Analysen durch.

    Es liegt in den Genen

    Dabei kristallisierte sich heraus, dass sich die Doppelgängerinnen und Doppelgänger noch ähnlicher sind, als zuvor gedacht. So weisen sie nicht nur äusserliche und biometrische Ähnlichkeiten wie ein ähnliches Gewicht oder einen ähnlichen Fingerabdruck auf: Auch das Bildungsniveau und Gewohnheiten, wie zum Beispiel Rauchen, waren bei den untersuchten Doppelgänger-Paaren ähnlich – obwohl diese Menschen einander nicht kannten und teils weit auseinander lebten.

    Der Grund dafür liegt in den Genen, wie die Gruppe um Esteller schreibt. Diese ähnelten sich bei den Paaren. Die stärker durch die Umwelt geprägten Epigenome und Mikrobiome der Doppelgänger seien hingegen eher unterschiedlich gewesen. Diese Diskrepanz deutet laut den Forschenden darauf hin, dass das ähnliche Aussehen der Paare mehr mit ihrer DNA zu tun hat als mit der Umgebung, in der sie aufgewachsen sind.

    Praktischer Nutzen und eine Warnung

    Obwohl die geringe Anzahl der Teilnehmenden eine Schwäche der Studie ist, könnte die Studie laut Esteller einen praktischen Nutzen haben: in der genetischen Diagnose und der forensischen Medizin. So hofft er, dass die neuen Erkenntnisse künftig bei der Diagnose von Krankheiten helfen könnten: Wenn Menschen viele ähnliche Gene haben, könnten sie auch eine gemeinsame Disposition für Krankheiten haben.

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