"Selbstbeweihräucherung"

Liga-Schiris in Kritik – Trainern platzt der Kragen

An vier von sechs Schauplätzen standen am Bundesliga-Wochenende Schiedsrichter im Mittelpunkt. Die Folge: zwei Trainer-Wutreden und viel Diskussion.
Sport Heute
22.09.2025, 07:52
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Wenn nach einer Spielrunde weniger über Tore als über Schiedsrichter und VAR-Entscheidungen gesprochen wird, ist das selten ein gutes Zeichen. Genau das passierte am vergangenen Wochenende. Alarmierend: Trainer und Spieler monierten zuletzt nicht nur einzelne Fehler, sondern auch immer öfter das generelle Auftreten mancher Referees.

Besonders hart äußerten sich am vergangenen Wochenende Wolfsberg-Trainer Didi Kühbauer, der sinngemäß von einer Privatfehde mit Schiedsrichter Julian Weinberger sprach. Mehr dazu unten.

Philipp Semlic griff in seiner Kritik das gesamte österreichische Schiriwesen und seine Bosse an. Eine "Selbstbeweihräucherung" sei die wöchentliche Stellungnahme zu VAR-Entscheidungen. Er trifft damit den Nerv vieler im und rund um den heimischen Kick: Zwischen Regelwerk und -auslegung fühlen sich viele immer häufiger verloren.

Altach – WSG Tirol (1:1) – "Selbstbeweihräucherung"

WSG-Coach Semlic legte sich nach dem Remis in Altach frontal mit Referee Emil Ristoskov und VAR Sebastian Gishamer an. Der Steirer schäumte, weil ein Treffer von Benjamin Böckle nach Videostudium wegen eines leichten Schubsers zurückgenommen wurde.

"Wenn so ein Tor nicht gegeben wird in der österreichischen Bundesliga, dann kenne ich mich nicht mehr aus", wetterte Semlic. Auch Kapitän Valentino Müller sprach von einer absurden Linie: "Wenn man das pfeift, muss man jeden Zweikampf ab jetzt abpfeifen."

Semlic ärgerte sich zudem über vier Gelbe Karten in den ersten sieben Minuten. Auch für beide Trainer – "Themenverfehlung". Der erboste Trainer schimpfte bei "Sky": "Am Dienstag oder Mittwoch wird wieder die VAR-Begründung vom Herrn Kassai und Herrn Ali Hofmann kommen, die lese ich mir dann durch. Und dann kenne ich mich wieder nicht aus. Da wird alles schöngeredet. Selbstbeweihräucherung vom Allerfeinsten." Angst vor Konsequenzen hat er nicht: "Das können sie gerne gegen mich verwenden."

Hartberg – WAC (2:2) – Kühbauer gegen Weinberger

Nicht minder deutlich wurde Didi Kühbauer. Der WAC-Coach ging nach dem Remis in Hartberg mit Referee Julian Weinberger hart ins Gericht. "Das ist nicht mal mehr lustig. Er muss verstehen, dass die Protagonisten die Fußballer sind. (…) Ich hoffe, wir haben ihn nicht mehr oft. So gut ist er dann auch nicht", erklärte der Burgenländer. Auch für ihn wurde das Spiel mehr durch die Performance des Schiedsrichters geprägt als durch die Akteure am Feld. Weinberger stand zuletzt häufiger wegen ähnlicher Kritikpunkten im Fokus.

GAK – Rapid (1:1) – Elfer in letzter Minute sorgt für Wirbel

In Graz kam Leader Rapid nach spätem Elferpfiff nur zu einem 1:1. In Minute 94 entschied Harald Lechner nach VAR-Eingriff auf Foul von Marco Tilio an Jacob Italiano – eine umstrittene Entscheidung. Daniel Maderner verwandelte den Elfer.

Während Rapids Kapitän Matthias Seidl den Pfiff "bitter" nannte, sprach GAK-Mittelfeldmann Tobias Koch von einer "sehr, sehr strittigen Entscheidung". Auch Sky-Experte Andreas Herzog sah "kein Foul, für das ich Elfmeter geben würde". Rapid-Trainer Peter Stöger blieb diplomatisch: "Es ist wie es ist, ich kann es nicht ändern."

Unterm Strich lässt sich über das Foul an sich streiten. Allein die Reaktionen beider Teams stellen aber infrage, ob es sich um keine "klare Fehlentscheidung" handelte, die einen VAR-Eingriff rechtfertigt.

Austria – Ried (3:2) – Handspiel-Elfer entzweit die Gemüter

Noch heftiger war die Diskussion nach dem 3:2 der Austria gegen Ried. Die Innviertler verspielten eine 2:0-Führung, kassierten dabei den 2:2-Ausgleich durch einen Elfer von Johannes Eggestein. Schiedsrichter Christopher Jäger ahndete ein Handspiel von Ante Bajic – für viele zu hart.

Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Oliver Drachta analysierte in seiner Rolle als "OÖN"-Experte: "Der VAR hätte den Strafstoß zurücknehmen müssen." Der Ball sei aus kurzer Distanz von der Brust an den Ellbogen gesprungen, die Bewegung sei natürlich gewesen. Rieds Trainer Maximilian Senft wollte die Szene nicht überbewerten, sprach von "Lehrgeld", das sein Team bezahlt habe.

Leider nimmt Kritik speziell im Netz auch immer extreme Formen an. Der Hass gegen einzelne Referees musste zuletzt von Bundesliga und ÖFB mit Initiativen bekämpft werden. Wir bitten auch euch, liebe Leser, in den Kommentaren sachlich zu bleiben.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 22.09.2025, 08:51, 22.09.2025, 07:52
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