49-Jähriger vor Gericht

Mann geht zu Fetisch-Event mit SS-Abzeichen

Ein Mann erschien mit einem Abzeichen der Waffen-SS. Der Mann mit NS-Devotionalien und NS-Tattoo wurde jetzt zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt.
Victoria Carina  Frühwirth
14.06.2025, 16:00
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Beim beliebten Lack- und Lederball im niederösterreichischen Leiben (Bezirk Melk) sorgte ein Vorfall für rechtliche Konsequenzen: Ein 49-jähriger Besucher erschien mit einem Abzeichen der Waffen-SS – jetzt wurde er am Landesgericht St. Pölten zu einem Jahr bedingter Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Die Veranstaltung gilt als Fixpunkt der Fetisch-Szene, die Karten sind meist binnen Minuten ausverkauft. Heuer, am 25. Jänner, kamen rund 800 Gäste ins Europaschloss Leiben. Unter ihnen auch ein Mann aus dem Mostviertel, der mit einer Biker-Weste erschien und sich dort laut "Kurier" bereitwillig fotografieren ließ.

Totenkopf fiel erst auf Fotos auf

Erst beim späteren Durchsehen der Bilder wurde ein Detail bemerkt: Auf seiner Weste war ein Totenkopf-Abzeichen angebracht, das laut Anklage der Waffen-SS zugeordnet wird. Die Entdeckung hatte Folgen. Der Verfassungsschutz schaltete sich ein, es folgte eine Hausdurchsuchung.

In seiner Einvernahme und später auch vor Gericht erklärte der Mann laut "Kurier":
"Es tut mir leid, aber ich habe nicht gewusst, dass es sich dabei um ein Abzeichen der Schutzstaffel gehandelt hat. Mir hat der Totenkopf einfach nur gefallen."

NS-Objekte in Schauvitrine: "keine Hintergedanken"

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stießen Ermittler auf eine Vitrine mit mehreren Objekten aus der NS-Zeit. Der Angeklagte sagte, er sei ein leidenschaftlicher "Sondengeher", der auf Äckern und Wiesen der Region regelmäßig historische Fundstücke entdecke. Sondengänger sind bekannt als Sucher, die Landstriche mit Metalldetektoren auf Zufallsfunde abgehen.

"Ich wasche sie und lege sie in die Vitrine. Ich habe da überhaupt keine Hintergedanken. Ich habe weder mit der rechten noch mit der linken Szene etwas zu tun", sagte der 49-Jährige beim Prozess.

Extremistisches "Schwarze Sonne"-Tattoo auch Zufall

Ein weiteres pikantes Detail: Auf dem Körper des 49-Jährigen befindet sich eine Tätowierung, genannt "Schwarze Sonne". Dieses Symbol wird seit den 1990er-Jahren in Teilen der rechten Szene verwendet. Auch dazu nahm der Angeklagte Stellung und verweist wie beim SS-Totenkopf auf ästhetisches Gefallen: "Ich habe im Internet nach Tätowierungen gesucht, und dieses Symbol hat mir einfach gefallen."

Schon 2023 hatte ein damals 51-jähriger Oberösterreicher die "Schwarze Sonne" als Sticker an seiner Fensterscheibe angebracht. Auch er musste damals vor Gericht.

Die Staatsanwaltschaft bezweifelte, dass es sich bei den Symbolen um zusammenhangslose und unbeabsichtigte Darstellungen handle. "Das alles ist kein Zufall", hielt der Ankläger in seinem Schlussplädoyer fest. Der Angeklagte sei bereits mehrfach vorbestraft, allerdings bisher nicht wegen Wiederbetätigung.

Die Geschworenen kamen rasch zu einem Urteil: zwölf Monate bedingte Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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