Die Diskussion um Tempo 150 auf Österreichs Autobahnen ist - im Zuge des geplanten Testbetriebs in Tschechien - wieder aufgeflammt. Grüne und Umweltschutzorganisationen sind gegen eine Erhöhung des Tempo-Limits: "Mehr tödliche Unfälle, mehr Lärm, mehr Luftverschmutzung, mehr CO2-Emissionen, mehr Spritverbrauch und mehr Stress auf der Straße", so der grüne Mobilitätssprecher Lukas Hammer über die Folgen von Tempo 150.
Eine Anhebung des Speed-Limits in Österreich, wie von NÖ-Verkehrslandesrat Udo Landbauer (FPÖ) gefordert, sei "reiner Populismus, der kein einziges Problem löst, aber viele neue schafft und bestehende verschlimmert", so Hammer. Viele Menschen leiden bereits jetzt "unter Autobahnlärm und dreckiger Luft. Eine Erhöhung des Tempolimits würde das noch verschlechtern."
Eine Erhöhung des Tempolimits von 130 auf 150 km/h hätte auch laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) zahlreiche negative Folgen: 19 Prozent mehr klimaschädlicher Schadstoffausstoß, 44 Prozent mehr gesundheitsschädigende Stickoxide und ein 18 Meter längerer Bremsweg, so eine Studie.
Auch Wissenschaftler und Umweltschützer warnen seit Jahren vor höheren Tempo-Limits. Tempo 150 sei ein "Rückschritt", sagt der renommierte Wiener Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Die NGO Greenpeace fürchtet eine insgesamt "rückwärtsgewandte Verkehrspolitik".
Greenpeace warnt, dass mit erhöhtem Tempo die Unfallgefahr sowie Lärm und Belastung für Anrainer deutlich steige. Außerdem würden mehr gesundheits- und klimagefährdende Schadstoffe ausgestoßen. Wichtiger sei der "Ausbau von öffentlichem Verkehr und von besseren Rad- und Fußwegen" halten, heißt es von Greenpeace.
„Mit Tempo 150 werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt.“Jasmin DureggerKlima- und Energieexpertin bei Greenpeace
Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace: "Tempo 150 ist eine umweltpolitische Geisterfahrt. Damit werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt sowie Umwelt- und Klimaschutz geopfert. Die Vorteile sind kaum nachweisbar, die Nachteile umso mehr".
Im Vergleich zu Tempo 130 würden die klimaschädlichen Gase um rund ein Fünftel steigen. "Die Menschen in Österreich haben kein weiteres fragwürdiges Verkehrsexperiment nötig, sondern verdienen ein gut erschlossenes und leistbares Zug- und Öffinetz", so Duregger.
Bezogen auf den Klimaschutz sei der Verkehr "immer noch das größte Problemfeld". Knapp ein Drittel aller klimaschädlichen Gase fallen dort an. 2022 lagen die Treibhausgase im Verkehrssektor um rund 50 Prozent höher als im Jahr 1990. Damit ist der Verkehr der einzige Sektor, in dem die klimaschädlichen Gase seit 1990 massiv gestiegen sind anstatt zu fallen, heißt es.
"Der klimaschädliche Trend der letzten drei Jahrzehnte muss beendet werden. Statt Geschwindigkeitserhöhungen benötigen wir Investitionen in den öffentlichen Verkehr, den Ausbau von sicheren Radwegen und den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor", fordert Duregger.