"Drogen-Grätzel" bei U6

"Mein Welpe trat fast in Spritze"– Entsetzen im Grätzel

Anrainer Alexander P. fürchtet um seinen Welpen Bailey: Inmitten von Spritzen und Drogenresten ist selbst der Alltag seiner Familie unsicher geworden.
Christoph Weichsler
06.10.2025, 05:30
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Eigentlich soll eine Hundezone ein Ort sein, an dem Tiere frei laufen, spielen und ausgelassen herumtollen können. Für Alexander P. und seinen 15 Wochen alten Golden Retriever Bailey ist sie aber längst zu einer Gefahr geworden. "Überall liegen benutzte Spritzen, blutverschmierte Tupfer und Scherben. Ich lasse meinen Welpen hier nicht laufen – die Gefahr ist einfach zu groß", erzählt er.

Der Familienvater lebt seit 2010 an der Gumpendorfer Straße. Er erinnert sich, dass sich die Lage seit der Eröffnung des Drogenberatungszentrums 2012 massiv verschlechtert hat. "Früher konnte man unbeschwert mit dem Hund rausgehen. Heute habe ich ständig Angst, dass er auf eine Nadel tritt oder etwas Giftiges frisst." Für ihn ist klar: So könne man hier nicht mehr sorgenfrei leben.

Kinder nicht mehr allein unterwegs

Die Sorgen betreffen nicht nur Bailey. Auch Alexanders Kinder sind immer wieder mit der Situation konfrontiert. Besonders prägend war ein Vorfall in der U6-Station: Seine Frau und sein Sohn wurden dort von einem Süchtigen aggressiv angepöbelt und sogar verfolgt. "Nur weil er dachte, ihm sei Alkohol weggenommen worden. Meine Frau musste sich schützend vor unseren Sohn stellen, bis ein Passant eingriff."

Deshalb haben er und seine Frau entschieden: Die Kinder dürfen nicht alleine zur Schule gehen. "Eigentlich sind es nur sieben Minuten über den Gürtel, aber das Risiko ist zu groß", sagt Alexander. "Es ist traurig, dass man so etwas überhaupt sagen muss. Kinder sollten sich sicher bewegen können – hier geht das nicht mehr."

Drogen im Alltag der Anrainer

Der Alltag sei geprägt von einer ständigen Unsicherheit. Spritzen im Keller, Süchtige in der Waschküche, Drogenreste vor dem Supermarkt – für Alexander ist das längst Routine. "Es ist ein Wahnsinn, dass man schon beim Einkauf Angst haben muss, auf eine Heroinspritze zu steigen", sagt er. Für viele Nachbarn sei die Lage ähnlich: Man fühle sich im eigenen Grätzel nicht mehr wohl.

Auch beim Spaziergang durch Nebenstraßen würden immer öfter Dealer und Süchtige auftauchen. "Man hat das Gefühl, dass sich die Szene immer weiter ausbreitet und niemand mehr eingreifen kann", sagt Alexander. Für ihn ist das nicht mehr tragbar: "Wir leben mitten in Wien und haben Zustände, die eigentlich unvorstellbar sind."

Hammerer: "Anrainer werden ignoriert"

Martina Hammerer von der ÖVP Mariahilf verfolgt die Entwicklung seit Jahren, auch sie selber ist Anrainerin. Sie nimmt die Sorgen der Nachbarn ernst und sagt: "Die Polizei macht einen großartigen Job, aber die Stadt ignoriert die Anrainer seit Jahren. Eine versprochene Anrainerversammlung wurde bis heute nicht umgesetzt." Für sie ist klar: Die Stadtpolitik müsse endlich handeln.

Besonders für Hundebesitzer sieht Hammerer eine große Gefahr. "In den Hundezonen liegen Scherben, Spritzen und Drogenreste. Wenn Welpen so etwas fressen, kann das lebensgefährlich sein. Die Stadt darf hier nicht länger wegschauen." Für sie braucht es konkrete Schritte: Alkoholverbote, Schutzzonen für Parks und Spielplätze, mehr Sauberkeit und vor allem, dass die Anrainer endlich Gehör finden.

Stadt kündigt Krisengespräch an

Erst nach massivem Druck kam Bewegung in die Sache: Wiens Drogenkoordinator Ewald Lochner kündigte – wie der "ORF" berichtete – einen "sicherheitsstrategischen Gipfel" mit der Polizei an. "Seit Jahren sehen wir die Probleme – jetzt soll plötzlich ein Gipfel helfen?", heißt es aus der Nachbarschaft.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 06.10.2025, 05:30
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