Eine Studie der Pennsylvania State University (USA) zeigt, dass die Zugabe einfachen Gewürzen wie scharfes Paprikapulver oder Cayennepfeffer dazu führt, deutlich weniger zu essen – bis zu 18 % weniger Kalorien -, ohne dass dies den Genuss der Mahlzeit beeinträchtigt. Die Geheimwaffe? Capsaicin, die Verbindung, die dafür sorgt, dass Chilischoten auf der Zunge brennen. Für Menschen, die mit Portionskontrolle zu kämpfen haben, könnte diese Erkenntnis ein köstlicher Durchbruch sein.
Capsaicin ist eine chemische Verbindung, die für das brennende Gefühl beim Verzehr von scharfen Chilis verantwortlich ist. Es bindet sich an die Schmerzrezeptoren im Mund, wodurch das charakteristische brennende Gefühl entsteht. Dieser Prozess verursacht nicht nur Unbehagen, sondern scheint auch das Essverhalten zu beeinflussen.
Wenn der Mund mit Capsaicin in Berührung kommt, geschehen mehrere Dinge gleichzeitig: Man verlangsamt das Esstempo, nimmt kleinere oder weniger häufige Bissen zu sich und nimmt sich mehr Zeit, jeden Bissen zu verarbeiten. So hat das Gehirn mehr Zeit, die Sättigungssignale zu registrieren.
Frühere Forschungen haben gezeigt, dass langsameres Essen im Allgemeinen zu einer geringeren Kalorienzufuhr führt, aber es war schwierig, praktische Wege zu finden, das Essen zu verlangsamen. Scharfes Essen scheint dies automatisch zu tun, ohne dass man sich bewusst anstrengen oder sein Verhalten ändern muss.
Das Team der Penn State University führte drei separate Experimente mit insgesamt 130 Erwachsenen durch und servierte ihnen identische Mahlzeiten mit einem entscheidenden Unterschied: Einige enthielten normalen süßen Paprika, während andere scharfen Paprika verwendeten, der ein spürbares Brennen verursachte. Die Teilnehmer wurden per Video aufgezeichnet, um ihr Essverhalten wie Bissfrequenz und Essgeschwindigkeit zu messen, und sie bewerteten Hunger, Sättigung, Vorliebe und Schärfe vor und nach den Mahlzeiten.
Bei den Experimenten wurden herzhafte Speisen verwendet – Rindfleisch-Chili und Hähnchen-Tikka-Masala -, die in großzügigen Portionen von jeweils 650 Gramm serviert wurden. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, so viel oder so wenig zu essen, wie sie wollten.
In einem ersten Experiment mit dem scharfen Rindfleisch-Chili aßen die Teilnehmer im Durchschnitt 46 Gramm weniger Nahrung – das entspricht etwa 53 Kalorien weniger pro Mahlzeit. Das entspricht einer Verringerung der Nahrungsaufnahme um 11 % ohne jegliche Anstrengung oder bewusste Einschränkung.
Das zweite Experiment schlug fehl, weil die Gewürzmanipulation nicht stark genug war, um einen erkennbaren Unterschied in der wahrgenommenen Schärfe zu erzeugen.
Noch eindeutiger waren die Ergebnisse im dritten und letzten Experiment mit Chicken Tikka Masala. Als die Forscher die Menge an scharfem Paprika erhöhten, um ein stärkeres Brennen zu erzeugen, aßen die Teilnehmer 64 Gramm weniger von der scharfen Version – eine Reduzierung der Nahrungsaufnahme um 18 % und 97 Kalorien weniger.
Die Teilnehmer bewerteten sowohl die scharfe als auch die milde Variante als gleich schmackhaft und der Wasserkonsum sich zwischen den Bedingungen unterschied sich nicht. Das legt nahe, dass die verringerte Aufnahme nicht auf eine verringerte Schmackhaftigkeit oder kompensatorisches Trinken zurückzuführen war.
Die meisten Strategien zur Gewichtskontrolle erfordern erhebliche Willenskraft, teure Produkte oder eine umfassende Umstellung des Lebensstils. Das Hinzufügen von mehr Chilischoten, scharfer Soße oder würzigen Gewürzen zu Ihren Mahlzeiten könnte automatisch bei der Portionskontrolle helfen.
Herkömmliche Ernährungsempfehlungen scheitern oft, weil sie ständige bewusste Anstrengungen erfordern, aber dieser Ansatz funktioniert auf einer unterbewussten Ebene. Die Forschung zeigt, dass die Geschwindigkeit, mit der man isst, die Größe der Bissen und die Dauer des Kauens einen erheblichen Einfluss darauf haben, wie viel man zu sich nimmt. Schärfe verändert diese Verhaltensweisen auf natürliche Weise in positiver Weise.
Es gibt einen Schwelleneffekt – man braucht genug Schärfe, um die Verhaltensreaktion auszulösen. Das bedeutet, der Schärfegrad muss spürbar, aber erträglich sein. Zu wenig löst keine Verhaltensänderungen aus, während zu viel das Essen ungenießbar machen kann.