Mentor bei "younus"

Mit Herz und Hund – Henri (21) kümmert sich um Juri (6)

Henri R. (21) ist seit Juni als Mentor für Juri (6) da. Gemeinsam wird gespielt, auch eine Gassirunde mit Dackel "Otto" steht am Programm.
Christine Ziechert
17.10.2025, 06:30
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Vor drei Jahren zog es den gebürtigen Deutschen Henri R. (21) wegen des Psychologie-Studiums nach Wien: "Im vergangenen Semester habe ich meinen Bachelor gemacht und hatte danach viel Zeit. Die wollte ich nutzen und neue Erfahrungen sammeln, indem ich mich freiwillig engagiere. Über die Homepage bin ich dann auf den Verein 'younus' im 3. Bezirk gestoßen", berichtet der 21-Jährige im Gespräch mit "Heute". Seit 2012 bietet der Verein Mentoring in Wien an, damals noch unter dem Namen "Big Brothers Big Sisters Österreich".

Ein Duo aus Mentor:in (ab 18 Jahren) und Mentee (Kinder zwischen drei und 17 Jahren) verbringt für sechs bis maximal 12 Monate rund zwei Stunden pro Woche gemeinsame Zeit. Am Programm stehen Unternehmungen wie Spiele, Bücher lesen, Sport oder ins Theater und Kino gehen.

Mentor und Mentee: Das passende "Match"

Bevor die Mentoren tätig werden, gibt es einen mehrstufigen Aufnahmeprozess: "Zuerst hatte ich ein einstündiges Interview, dann gab es einen vierstündigen Workshop mit anderen Mentoren, die einen auf den Alltag mit den Kindern vorbereiten", erklärt Henri R. Auch ein Strafregisterauszug muss abgegeben werden.

Danach wird das passende "Match" gesucht: "Es ist wichtig, dass Mentor und Mentee wirklich gut zusammenpassen. Bei mir ging es relativ schnell. Ich habe schon im Juni mit dem Mentoring für Juri (Name geändert) begonnen. Anfangs war bei den Treffen noch seine Mutter dabei, später haben wir dann auch etwas zu zweit unternommen", erzählt der 21-Jährige.

13. Wiener Freiwilligenmesse

Wann: 17. bis 18. Oktober, 10 bis 17 Uhr

Wo: Rathaus, Aufgang Feststiege 1

Was: rund 100 gemeinnützige, nicht-gewinnorientierte Organisationen stellen dort aus

Eintritt frei!

„Es geht aber nicht nur darum, dass das Kind Spaß hat, sondern auch der Mentor“
Henri R.Mentor bei "younus"

Henri R. geht mit Juri (6), der im September mit der Schule begonnen hat, in den Park, besuchen Workshops, spielen Fußball oder hören sich einfach ein Hörbuch an: "Er ist sehr naturverbunden, offen und aktiv, probiert gerne Neues aus – zum Beispiel Schach. Es geht aber nicht nur darum, dass das Kind Spaß hat, sondern auch der Mentor. Im Sommer habe ich zum Beispiel meinen Dackelwelpen 'Otto' mitgenommen, und wir sind gemeinsam spazieren gegangen. Juri war so stolz, weil er 'Otto' an der Leine führen durfte. Das war ein besonderer Moment für mich."

Juri durfte mit Henri R.'s Dackel "Otto" spazieren gehen.
zVg

Die Mehrheit der Mentees wird über Kooperationspartner wie die Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) oder Schulen vermittelt – hier kann die Begleitung dann bis zu drei Jahre gehen. Elternteile und Familien mit Kindern, die zwischen drei und sechs Jahren alt sind, können sich wiederum selbstständig zum Mentoring anmelden. Auch ein Eltern-Mentoring wird angeboten.

Kindern Stabilität bieten

Oft handelt es sich bei den Elternteilen um Alleinerzieherinnen – wie im Fall von Juri, der noch eine kleine Schwester hat, die ebenfalls von einer Mentorin begleitet wird: "Eine Trennung kann Chaos und Unsicherheit erzeugen. Alleinerziehende und deren Kinder brauchen dann oft Unterstützung und eine zusätzliche Bezugsperson. Es geht darum, dem Kind eine gewisse Stabilität zu bieten", meint Henri R., der derzeit sein Master-Studium absolviert.

Während des Praktikums werden die Mentoren von "younus"-Beratern (Ausbildung und Expertise unter anderem in Psychologie, Psychotherapie und Pädagogik) begleitet: "Einmal im Monat gibt es ein Reflexionstreffen, dort können aktuelle Themen angesprochen werden", berichtet der Wahl-Wiener und zählt ein Beispiel auf.

„Es war etwas sehr Schönes, diese Erfahrungen zu sammeln“
Henri R.Mentor von Juri

"Ich habe einmal mit Juri ganz normal gespielt. Als ich gehen musste, habe ich mich verabschiedet und er hat einfach 'Tschüss' gesagt und ist weg. Da habe ich mich gefragt, ob er Dankbarkeit oder Empathie zeigen kann. Beim Reflexionstreffen mit anderen Mentoren und 'younus'-Beratern habe ich das dann angesprochen und erfahren, dass Kinder in einem gewissen Alter ihre Dankbarkeit nicht in Worten zeigen, sondern dass sie zum Beispiel beim Spielen glücklich sind."

Im kommenden Juni läuft das Mentoring mit Henri R. aus. Wie geht es danach weitergeht, ist noch offen: "Ziel ist natürlich eine langfristige Verbindung. Ich würde Juri gerne weiter treffen, weiß aber nicht, wie es mit Studium und Arbeit bei mir aussieht. In jedem Fall war es etwas sehr Schönes, diese Erfahrungen zu sammeln", so der 21-Jährige abschließend.

{title && {title} } cz, {title && {title} } Akt. 19.10.2025, 11:10, 17.10.2025, 06:30
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