Ehrenamtlich tätig

Lernhilfe-Oma – "Zu Hause wird nur Türkisch gesprochen"

Silvia K. (63) wollte nach ihrer Pensionierung ehrenamtlich tätig sein. Beim Verein NL40 hilft sie Kerim (10) beim Lernen.
Christine Ziechert
07.10.2025, 05:30

Vor rund drei Jahren stand die Pensionierung von Silvia K. (63) an: "Ich war lange in einer Ganztagsvolksschule als Freizeitpädagogin tätig. Für mich stand fest: Ich will in meiner Pension ehrenamtlich unbedingt wieder mit Kindern arbeiten", berichtet die Hernalserin im Gespräch mit "Heute".

Also informierte sich die 63-Jährige auf der Wiener Freiwilligenmesse (heuer am 17. und 18. Oktober) über Möglichkeiten. Dabei stieß sie auf den Verein NL40 in der Kalvarienberggasse (Hernals), der das Lernhilfe-Oma/Opa-Projekt für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche betreibt.

Eins-zu-Eins-Betreuung für Kinder

Schüler der Volks- und Mittelschule werden dort über Jahre hinweg in einem Eins-zu-Eins-Verhältnis von Senioren und jüngeren Freiwilligen betreut und begleitet. "Für mich war das genau das Richtige. Ich wollte unbedingt in der Pension eine gewisse Struktur beibehalten. Ich kann das nur jedem empfehlen", meint Silvia K., die in einer Volksschule auch als Lesepatin fungiert.

"Wir haben übers Jahr verteilt etwa 140 Freiwillige und circa 100 Kinder an den drei Standorten in Wien, Krems und Amstetten. Wir arbeiten eng mit den Volksschulen in unmittelbarer Nähe zusammen und begleiten die Kinder meist ab der 2. Volksschul-Klasse. Sie kommen zweimal die Woche für je zwei Stunden zu uns", erklärt Co-Projektleiterin Sonja Rappold.

Sprachbarriere als Herausforderung

Seit über zwei Jahren kümmert sich Silvia K. um Kerim (Name geändert). Der 10-Jährige besucht derzeit die 4. Klasse einer Volksschule, kommt aus einer türkischen Familie und hat drei Geschwister: "Ich lese sehr gerne. Ich liebe Comics und Bücher wie 'Greg's Tagebuch'. Mir gefällt es sehr gut hier, ich würde Silvia die Note 1 geben", meint der Bub eher schüchtern im "Heute"-Gespräch.

Silvia K. hilft Kerim bei den Hausaufgaben und geht den Lernstoff mit ihm durch. Obwohl der 10-Jährige in Wien geboren und aufgewachsen ist, sorgt die Sprachbarriere für Probleme: "Kerim kommt aus einem sehr liebevollen Elternhaus. Aber zu Hause wird nur Türkisch gesprochen. Ich habe die Mutter schon mehrmals gebeten, dass sie mit ihm Deutsch sprechen soll, aber es passiert einfach nicht. Auch das Lesen am Abend funktioniert nicht", berichtet die 63-Jährige.

Lernhilfe-Oma Silvia K. war früher als Freizeitpädagogin in einer Volksschule tätig.
Helmut Graf
„Kerim ist ein cleverer Kerl, versteht schnell und ist auch mathematisch begabt“
Silvia K.ist als Lernhilfe-Oma tätig

Grundsätzlich komme Kerim gerne zu ihr, aber: "Es ist oft schwierig mit der Motivation bei ihm. Dementsprechend ist dann auch sein Verhalten. Er ist ein cleverer Kerl, versteht schnell und ist auch mathematisch begabt. Aber es fehlt ihm oft an der Ausdrucksweise."

13. Wiener Freiwilligenmesse

Wann: 17. bis 18. Oktober, 10 bis 17 Uhr

Wo: Rathaus, Aufgang Feststiege 1

Was: rund 100 gemeinnützige, nicht-gewinnorientierte Organisationen stellen dort aus

Eintritt frei!

Es wird aber nicht nur gelernt: "Am Anfang plaudern wir. Ich frage ihn zum Beispiel, wie sein Wochenende war. Zwischendurch, wenn ich merke, dass es mit der Konzentration bergab geht, machen wir auch kurze Bewegungspausen, werfen uns Bälle zu oder gehen in den Garten. Zehn Minuten vorher machen wir dann Schluss und spielen noch etwas, eine Partie 'Uno' zum Beispiel", erzählt die Wienerin.

Auch, wenn es manchmal an Wertschätzung fehle, ist Silvia K. gerne Lernhilfe-Oma. Sie unterstützt Kerim auch bei seinem Berufswunsch: "Er möchte gerne einmal Polizist werden."

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