Die Arbeit von Fiakerpferden in Wien wird von Tierschutzorganisationen seit vielen Jahren kritisiert. Der Einsatz der Tiere bei Hitze, Wind und Regen, sowie die Belastung der Pferde durch den Aufenthalt in der Stadt sind die häufigsten Kritikpunkte. Zuletzt startete der ehemalige Eurovision Song Contest-Teilnehmer Cesár Sampson eine Petition, in der er "Hitzefrei für Fiakerpferde" bereits ab 30 Grad statt erst ab 35 Grad fordert.
Die Stadt Wien und der Bund wollen es nun genau wissen. Sie haben die Studie "Pferdenutzung in Zeiten des Klimawandels" bei der Veterinärmedizinischen Universität Wien in Auftrag gegeben. Diese befasst sich "mit der Suche nach weiteren Vorsorge- und Managementmaßnahmen für den Einsatz von Pferden bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen", erklärt Ruth Jily, Leiterin des Wiener Veterinäramtes.
Zwölf teilnehmende Fiaker des Fiakerbetriebs "Carmen Blantz" sind ab sofort ein Jahr lang mit speziellen Messinstrumenten und einem detaillierten Testplan in Wien unterwegs, um wertvolle Daten zum Wohlbefinden der Pferde zu sammeln. Dabei werden die Tiere nicht nur während ihrer Arbeit in der Stadt, sondern auch im Stall untersucht. Zu allen vier Jahreszeiten werden an mehreren Tagen detaillierte Beobachtungen und Untersuchungen im Stall, an den Standplätzen und während der Fahrten durchgeführt.
"Neben Blut-, Speichel- und Schweißproben wird auch die innere Körpertemperatur regelmäßig erfasst, um die körperliche Belastung der Tiere zu messen. Zusätzlich wird das Verhalten der Tiere während der Fahrt und im Stall über eine Videokamera aufgezeichnet. Ein GPS Sender ermöglicht eine genaue Nachverfolgung der Route", erklärt Jessika Cavalleri (Klinisches Zentrum für Pferde).
Für die Bürger sind die teilnehmenden Kutschen an einer speziellen Beschriftung erkennbar. Ziel der Studie ist es, genaue Daten zu den Auswirkungen von Klimawandel und Umwelteinflüssen auf die Pferde zu erheben. In weiterer Folge können daraus dann Maßnahmen abgeleitet werden, um die Einsatzbedingungen von Fiakerpferden, aber auch von Sportpferden, zu verbessern.