Nach dem gewaltsamen Tod einer jungen Frau vor fast 41 Jahren in Aschaffenburg ist der mutmaßliche Täter in der Türkei festgenommen worden. "Am Montag wurden die Ermittlungsbehörden über die Festnahme des Gesuchten in der Türkei informiert", teilte das Polizeipräsidium Unterfranken mit.
Zuvor hatte das "Main-Echo" über die Festnahme berichtet. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei ihm um Nazmi G. (66), den ehemaligen Lebensgefährten des Opfers.
Die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg werde die Überstellung des festgenommenen Mannes nach Deutschland veranlassen. Dies könne einige Zeit in Anspruch nehmen, so Polizeihauptkommissar Martin Kuhn.
Maria Köhler war 19 Jahre alt, als sie brutal aus dem Leben gerissen wurde. Sie wurde am 30. Juli 1984 mit einem Schal in einem Wohnheim für angehende Krankenschwestern in Aschaffenburg stranguliert und getötet. Der Verdächtige – ihr damals 25 Jahre alter Ex-Freund – floh den Ermittlern zufolge von Frankfurt aus in die Türkei. Zwei Tage später wurde das Opfer von einer Vorgesetzten gefunden.
Das Motiv soll Eifersucht gewesen sein. Wie Bayern24 berichtet, hoffte Nazmi G. offenbar auf eine Hochzeit und damit dauerhaftes Bleiberecht in Deutschland. Die Beweise gegen ihn sind erdrückend. Als die Ermittlungen wieder aufgenommen wurden, betonte die Kripo: "Wir haben eigentlich alles – Fingerabdrücke, Lichtbilder, Unterschrift und DNA. Jetzt müssen wir den dringend Tatverdächtigen nur noch schnappen."
Die Polizei Aschaffenburg ist laut dem Bericht die einzige in Bayern, die eine spezielle Cold-Case-Einheit hat. Der Fall Maria Köhler ist ihr mittlerweile vierter Fall.
Die Ermittler arbeiteten mit Bundeskriminalamt, Interpol und Europol zusammen und standen bereits seit längerem in engem Austausch mit den türkischen Behörden, teilte die Polizei mit. "Nähere Details zum weiteren Gang der Ermittlungen werden zu gegebener Zeit bekanntgegeben", hieß es.
Laut der türkischen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu gab es eine Festnahme in der Provinz Hatay im Südosten des Landes. Ein mit internationalem Haftbefehl gesuchter Mann sei wegen eines Mordes in Deutschland im Jahr 1984 gesucht und dort gefasst worden, schrieb die Agentur unter Berufung auf den Provinzgouverneur von Hatay. Auf Hinweise, die zur Ergreifung von G. führten, hatte das Bayerische Landeskriminalamt 10.000 Euro ausgesetzt.
Mit einer großangelegten Öffentlichkeitsfahndung war die Polizei in diesem Jahr in die Offensive gegangen, um das Verbrechen doch noch aufzuklären. Die Ermittler wandten sich in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY… Ungelöst" in einer Spezialausgabe zu "Cold Cases" an diejenigen, die etwas über die Tat oder den mutmaßlichen Täter wissen.
Nach der Fernsehsendung im März erhielten die Ermittler 15 Hinweise aus der Bevölkerung auf den mutmaßlichen Mörder, teilte die Polizei damals mit. Zur Qualität und den Inhalten äußerte sie sich "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht näher.