Was sich wie Science-Fiction anhört, ist tatsächlich Erdgeschichte in Echtzeit: Die Iberische Halbinsel, auf der Spanien und Portugal liegen, dreht sich - im Uhrzeigersinn! Zwar nur um wenige Millimeter pro Jahr, aber konstant. Das zeigt eine neue Studie der Universität des Baskenlandes.
Der Geologe Asier Madarieta und sein Team haben dafür Erdbeben- und Satellitendaten aus dem westlichen Mittelmeerraum ausgewertet. Ihr Fokus: die aktive Grenze zwischen der eurasischen und der afrikanischen Erdplatte. An dieser geologischen Reibungszone schieben sich beide Platten ganz langsam aufeinander zu - das sorgt für Spannungen in der Erdkruste.
Die Kräfte drücken auf die Iberische Halbinsel und führen dazu, dass sich die gesamte Landmasse ganz langsam im Uhrzeigersinn dreht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift "Gondwana Research" veröffentlicht.
Besonders betroffen von der "Drehung": Der Raum zwischen Südspanien und Nordwestafrika, wo die Erdkruste verformt wird. Zwar kommt es dort regelmäßig zu kleineren Erdbeben, doch welche tektonischen Strukturen dafür verantwortlich sind, ist noch unklar.
Speziell im Bereich des Gibraltar-Bogens haben die tektonischen Kräfte eine entscheidende Wirkung. "Wir konnten beobachten, wie die Krustenspannung und die Oberflächenverformung im westlichen Mittelmeerraum an der Plattengrenze zwischen der Iberischen Halbinsel und Nordwestafrika zusammenhängen", erklärt Madarieta.
Der Forscher Madarieta will mit den Daten helfen, Gefahrenzonen besser zu kartieren: "Wir müssen herausfinden, wo genau Verwerfungen verlaufen und wie stark sie Erdbeben auslösen können." Fakt ist: Langsam, aber stetig - Spanien und Portugal tanzen im Kreis. Die Erde bleibt in Bewegung.