Einst 1.600 Lokale weltweit

Nach 63 Jahren! Kult-Schnitzelkette meldet Konkurs an

Nach Jahrzehnten im Gastro-Geschäft ist Schluss: Die Betreiberfirma einer legendären Kette meldete am 5. August offiziell Konkurs an.
Christoph Weichsler
05.08.2025, 18:17
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Es ist ein bitteres Ende für eine Kette, die einst wie kaum eine andere für österreichisch-deutsche Wirtshauskultur stand. Die Betreiberfirma der bekannten Schnitzel- und Hendlrestaurants musste Insolvenz anmelden. Laut KSV1870 wurde über das Vermögen der "Wienerwald" Restaurants-Gesellschaft m.b.H. am 5. August 2025 ein Konkursverfahren eröffnet. Zuständig ist das Handelsgericht Wien.

Die Gesellschaft betreibt laut Gewerbeberechtigung Standorte in der Slamastraße (1230 Wien) und in der Goldschmiedgasse (1010 Wien) – ob diese nun schließen müssen, ist noch offen.

Aufstieg und Fall einer Gastro-Legende

Die Geschichte der Marke begann 1955, als Friedrich Jahn in München das erste Lokal eröffnete – zunächst als "Linzer Stube", dann als "Weinstube zum Wienerwald". Mit dem markanten Werbespruch "Heute bleibt die Küche kalt, wir gehen in den Wienerwald" wurde die Kette europaweit bekannt.

Was folgte, war ein beispielloser Aufstieg: Bis 1978 entstanden über 1.600 Lokale weltweit, allein 700 davon im deutschsprachigen Raum. In Spitzenzeiten verkaufte das Unternehmen nach eigenen Angaben bis zu 700.000 Hendl am Tag. Zum Konzern gehörten zeitweise auch Hotels, Mastbetriebe, ein Gastronomieausrüster und sogar ein Reisebüro.

Mehrere Pleiten, wechselnde Eigentümer

In Österreich stand das Unternehmen schon 2002 einmal vor dem Aus – damals konnte ein Ausgleich noch Schlimmeres verhindern. Die Sanierung folgte 2003 durch den Gastronomen Christian Ziegler, später wurde die Firma vom ehemaligen BZÖ-Politiker Harald Fischl übernommen. Doch auch unter seiner Führung blieb die finanzielle Lage angespannt – laut Medienberichten war das Unternehmen 2006 mit rund einer Million Euro überschuldet.

2010 ging Wienerwald Österreich schließlich an Peter Binder über, den Gründer der Kette "Schnitzl Land". Unter seiner Leitung wurde ein moderneres Konzept eingeführt, darunter auch sogenannte "fast & fresh"-Filialen mit Selbstbedienung und Fokus auf schnelles Essen. Trotzdem schrumpfte das Filialnetz über die Jahre drastisch.

Ein offizielles Statement des Unternehmens liegt "Heute" bisher nicht vor. Die auf der Homepage angegebene Telefonnummer war zum Zeitpunkt der Recherche nicht mehr erreichbar. Bei einer Filiale in Wien scheint bei Google der Hinweis "vorübergehend geschlossen" auf. Sollte noch eine Stellungnahme eintreffen, wird diese selbstverständlich nachgereicht.

Nur noch drei Lokale vor der Pleite

Stand Juni 2025 betrieb die Firma noch zwei klassische Restaurants und ein Schnell-Lokal – alle in Wien und Umgebung. Zu wenig, um dauerhaft überleben zu können, wie sich nun zeigt. Der Konkursantrag kam nicht von der Firma selbst, sondern von einem Gläubiger, der offenbar genug hatte.

Mit der eröffneten Insolvenz endet ein Kapitel, das für viele mit Kindheitserinnerungen, goldbraunen Hendlhaxen und rustikalem Interieur verbunden ist. Ob die verbliebenen Standorte offenbleiben oder geschlossen werden, ist noch offen.

Ein Stück Erfolgsgeschichte endet

Dass der Name "Wienerwald" einst weltweit bekannt war, wirkt aus heutiger Sicht kaum noch vorstellbar. Aber das Franchise stand in seiner Blütezeit für eine Erfolgsgeschichte made in Germany und Austria.  Jetzt ist von all dem nicht mehr viel übrig.

{title && {title} } CW, {title && {title} } 05.08.2025, 18:17
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