In Wien schießen neue Cafés wie Schwammerln aus dem Boden. Und fast alle haben sie mittlerweile ein Getränk im Angebot: Matcha Latte. Bereits seit Jahren gewinnt der Grüntee an Beliebtheit, allerdings nimmt der Hype inzwischen überhand. Traditionell wird Matcha in Japan in einem aufwendigen Verfahren hergestellt; doch dort kommt man mit der Produktion mittlerweile kaum hinterher. Engpässe drohen. Auch Wiener Unternehmen sind besorgt.
Die Matcha-Produzenten kommen ordentlich ins Schwitzen – die hohe Nachfrage ist kaum zu bewältigen. Denn man muss eines wissen: Die meisten der Teepflanzen werden nur einmal im Jahr geerntet. Die Produktion ist komplex: Ernte und Trocknung brauchen Zeit. Der Matcha wird in einem langsamen Prozess mit speziellen Mühlen gemahlen. Das traditionelle Produktionsverfahren kann mit der weltweit gestiegenen Nachfrage nicht mithalten.
Auch Café-Betreiber in Wien spüren das, wie eine "Heute"-Recherche zeigt. Im "Café Choi" (Krugerstraße 9, 1010 Wien) legt man Wert auf Qualität und bezieht das Matcha-Pulver aus Japan. Ende Mai kam es zu Lieferengpässen. Eine Woche lang konnte man im "Choi" keinen Matcha Latte servieren. Und die Probleme gehen weiter, denn der Lieferant hat bereits die nächste Lieferpause angekündigt. "Wir hatten Glück und haben gerade erst noch bestellt. Somit haben wir auf jeden Fall noch bis Ende September genug Matcha für unsere Kunden. Wir hoffen, dass sich die Lage bis dahin wieder entspannt", erklärt Moritz, Mitgründer des "Choi".
Auf andere Lieferanten möchte man noch nicht ausweichen, denn Qualität und auch Geschmack sind nicht überall gleich. Auch Produkte aus industrieller Massenproduktion oder Fertigmischungen kommen für das "Choi" nicht infrage.
"Auf lange Sicht machen wir uns natürlich Sorgen, denn Matcha ist ein wichtiges Produkt und viele Menschen kommen nur deswegen zu uns", so Moritz. Für den Ernstfall überlegt man, auf Alternativen auszuweichen, etwa Hojicha. Matcha wird aus jungen Teeblättern (Tencha) gemahlen; Hojicha wird hingegen aus gerösteten, älteren Teeblättern hergestellt.
Auch Reyhan merkt, dass sich die Matcha-Knappheit auf ihr Geschäft auswirkt. Sie hat das "Rafas" in der Burggasse 81 (Wien-Neubau) kürzlich neu eröffnet und bietet neben Kaffee auch eine breite Palette an Matcha-Getränken an.
"Viele Matcha-Sorten sind schon nicht mehr verfügbar. Der Hype ist einfach komplett losgegangen", erklärt sie. Zwar wird dafür gesorgt, dass immer genug Tee im Haus ist, aber: "Es kann jederzeit mal eng werden". Reyhan ist sich aber sicher: Kunden, die auf Qualität achten, warten auch einmal ein paar Tage, sollte das grüne Pulver aus Kyoto aus sein. Von dort lässt auch "Rafas" ihr Pulver importieren. "Viele der weltweit besten Matchas stammen genau von dort – ein echtes Qualitätsmerkmal, das für höchste Reinheit und Geschmack steht", so Reyhan.