Es ist keine zwei Wochen her, dass Teamchef Ralf Rangnick bei einer Pressekonferenz des ÖFB-Teams die fehlenden österreichischen Spieler beim Ausscheiden von Salzburg und Sturm in der Champions-League-Qualifikation kritisierte. Den österreichischen Kickern in der Bundesliga fehle es möglicherweise in der Breite an Qualität. Jetzt gehe es darum, Kinder mit gutem Training entsprechend auszubilden und frühzeitig zu fördern. Da müsse man sich in Österreich auch selbst hinterfragen, diagnostizierte der Teamchef.
Aussagen, bei denen sich die Frage stellt: Wie würde die Bundesliga aussehen, wenn nur Treffer österreichischer Spieler zählen würden? Das Ergebnis ist mehr als überraschend. „Heute” hat den Check gemacht.
So wäre der Aufsteiger, die SV Ried, die in der Realität auf dem siebten Rang liegt, Tabellenführer. Mit einem Torverhältnis von 6:1 und zehn Punkten aus den ersten fünf Spielen würden die Innviertler von oben runter schauen .
Der Grund ist klar: Wie schon in der zweiten Liga vertraut Trainer Maximilian Senft in der Offensive teilweise auf Österreicher. Mit Philipp Pomer, Mark Grosse und Peter Kiedl, die jeweils zwei Treffer erzielt haben, befinden sich die Top-Torschützen der Rieder in rot-weiß-roter Hand. Auf Platz zwei liegt Rapid Wien, in der Realität Tabellenführer. Am Tabellenende würden sich der LASK und Doppel-Meister Sturm befinden, bei denen trotz drei Punkten in der fiktiven Tabelle kein Österreicher in der laufenden Saison einen Treffer erzielt hat. Salzburg wäre mit sechs Punkten Siebter.
Obwohl man bei dieser Art von Ergebnissen immer bedenken muss, dass es auch darauf ankommt, ob die heimischen Kicker in der Offensive oder Defensive eingesetzt werden, zeigen sie ein gewisses Muster. Dass der LASK und Sturm in dieser Tabelle so weit hinten sind, kommt nämlich nicht von ungefähr. Lediglich 12,8 Prozent der Einsatzminuten bei Sturm und 23,2 Prozent beim LASK wurden in der bisherigen Saison von Österreichern absolviert.
Bei Salzburg ist es mit 25,6 Prozent kaum besser. Dort machen allerdings die letzten Auftritte der beiden ÖFB-Nachwuchsspieler Tim Trummer (19) und Jannik Schuster (19) Hoffnung, dass sie sich auf Dauer etablieren können. Am meisten Spielzeit erhielten die Österreicher bisher beim WAC mit 70,5 Prozent.
Bei Rapid scheint es auf den ersten Blick etwas komplexer zu sein. Obwohl man in der obigen Tabelle auf Platz zwei liegt, wurden in der bisherigen Saison nur 20,4 Prozent der Spielminuten von österreichischen Spielern absolviert. Der Grund dafür ist, wie oben bereits angedeutet, plausibel. Mit Ercan Kara und Nikolaus Wurmbrand befinden sich zwei treffsichere Österreicher in der Offensive. Bemerkenswert ist jedoch die Entwicklung bei Rapid: In der Saison 22/23 lag der Anteil der von österreichischen Spielern absolvierten Spielminuten noch bei 80 Prozent. Ein massiver Unterschied.
Der Trend der Hütteldorfer lässt sich zwar nicht so extrem, aber dennoch ligaweit beobachten. So erhalten Österreicher in der Bundesliga immer weniger Spielzeit. Demnach schrumpfte der Anteil einheimischer Spieler seit der Saison 22/23 von 56,4 Prozent auf 48 Prozent in der laufenden Saison.