"Nie eine gute Entscheidung"

Nach Skandal um JJ packt jüdische Künstlerin im ORF aus

ESC-Sieger JJ sorgt mit der Aussage, dass der Song Contest 2026 in Wien "ohne Israel" stattfinden solle, für Entsetzen. Eine Künstlerin ordnet ein.
Newsdesk Heute
22.05.2025, 22:32
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Erst für seinen Auftritt und Sieg beim Eurovision Song Contest frenetisch gefeiert, steht der österreichische Künstler JJ wegen Anti-Israel-Aussagen und darauf folgende Relativierungen massiv in der Kritik. Erst sagte JJ in einem Interview, er sei in Sachen Song Contest "sehr enttäuscht, dass Russland ausgeschlossen wurde, Israel aber teilnehmen durfte". Und: "Würde es an mir liegen, ich würde Israel ausschließen." JJ wollte zuerst seine Aussagen auf Nachfrage nicht kommentieren, gab aber nach massiver Kritik an, "missverstanden" worden zu sein.

"Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser", hieß es von JJ. Während in Österreich die Vorbereitungen für den ESC 2026 auf Hochtouren laufen, gerät der Sänger nun aber international immer weiter in die Kritik. Auch der ORF äußerte sich mittlerweile: "JJs Aussagen geben seine Privatmeinung wieder (...). Für den ORF stehen beim ESC die Musik und die künstlerischen Darbietungen im Vordergrund."

"Boykott sehe ich nicht als zielführend"

Sehr wohl äußern wollte sich zu dem Skandal, der in unmittelbarer zeitlicher Nähe der Tötung zweier Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington geschah, in der "ZIB2" bei ORF-Moderatorin Margit Laufer aber die Künstlerin und Studentin Sashi Turkof, sie ist ehemalige Präsidentin der Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen: "Ich glaube, Stimmen von Kunst und Kultur so generell zu boykottieren, ist nie eine gute Entscheidung, weil das meistens die Stimmen sind, die die kritischsten Stimmen ihrer eigenen Regierung gegenüber sind."

Turkof sehe es beim ESC "nicht wirklich zielführend", weil er von den öffentlich-rechtlichen Medien getragen würde und die "rechte und rechtsextreme" Regierung in Israel nichts mehr hasse und zu boykottieren versuche als den Sender "Kan", der dort das öffentlich-rechtliche Nachrichtenmedium sei. "Israel vom ESC auszuschließen würde bedeuten, auch diese öffentlich-rechtliche Stimme in Israel auszuschließen", so Turkof. Sie sei die Erste, die das Kriegsvorhaben der israelischen Regierung kritisiere, Boykott nütze aber der Situation nicht.

"Kann sich ohne viel nachzudenken schnell positionieren"

Wieso scheine genau die Kunst- und Kulturszene eher antiisraelisch eingestellt zu sein? "Das ist eine Frage, die wir uns seit dem 7. Oktober, auch schon davor, die ganze Zeit stellen", so Turkof. Nämlich: "Wieso ist die Kunst- und Kultur-Bubble so ein Hotspot für Antisemitismus?" Eine Seite sei, dass die Kunstuniversitäten sich als links und progressiv verstehen würden, ein Konflikt wie der in Nahost sei da eine Möglichkeit, "sich sehr schnell ohne viel nachzudenken, ohne sich sehr tief damit auseinandersetzen zu müssen, sich positionieren zu können".

Schon wenige Wochen nach dem brutalen Überfall der Hamas seien überall Zettel herumgelegen, mit denen gegen einen angeblichen Völkermord mobilisiert wurde, so Turkof. Es sei "ganz, ganz schnell gegangen, dass Leute den Drang haben, sich zu positionieren". Fühle sie sich in Österreich sicher angesichts des Attentats in Washington? Es sei ein Anschlag gegen jüdische Einrichtung in den USA, "nicht gegen eine israelische Veranstaltung", so Turkof – es sei ein "antisemitischer Angriff auf ZivilistInnen, auf Jüdinnen und Juden" gewesen.

"Gewaltpotenzial dieser Intifada-Studierendenbewegung"

Der Angreifer von Washington sei außerdem kein islamistischer Jihadist gewesen, sondern ein "Student, der sich als links versteht". Das zeige das "Gewaltpotenzial von dieser Intifada-Studierendenbewegung", die auch in Österreich Halt gefunden habe. Dass man sofort als pro-israelisch oder pro-palästinensich eingestuft werde, zeige, wie wenig Platz es für Diskurs gebe, so Turkof. "Es ist einfach sehr einfach für Nichtbetroffene, die Welt in Gut und Böse einzuteilen." Das führe aber dazu, dass am Ende des Tages die Zivilisten darunter leiden würden.

Die Einteilung in Schwarz und Weiß sei ein typisches, antisemitisches Denkmuster, so die Künstlerin. Es sei aber auch so, dass Jüdinnen und Juden "die ganze Zeit als AnwältInnen für Israel ausgenutzt werden", so Turkof. Es sein ein Problem, dass sie mit ihrem Privatleben die Handlungen der israelischen Regierung verteidigen müssten. Gleichzeitig sei es so, dass sich die Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen "klar und oft" gegen die israelische Regierung positioniert hätten. "Es sind sehr, sehr schwierige Zeiten", so Turkof, sie glaube aber an Frieden.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 22.05.2025, 22:37, 22.05.2025, 22:32
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