Allergisch kann man gegen alles Mögliche sein – auch auf Äpfel. In Europa sind schätzungsweise zwei bis drei Prozent der Menschen von einer Apfelallergie betroffen. Eine medikamentöse Therapie existiert bislang nicht. Typisch sind Beschwerden direkt nach dem Reinbeißen: ein leichtes Kribbeln oder Brennen im Mund, geschwollene Lippen oder eine gereizte Zunge. Fachleute sprechen dabei vom oralen Allergiesyndrom.
Besonders häufig tritt eine Apfelallergie bei Menschen auf, die bereits gegen Birkenpollen sensibilisiert sind. Der Grund: Die Eiweiße in Birke und Apfel ähneln sich stark, weshalb das Immunsystem die Apfelproteine fälschlicherweise ebenfalls als Gefahr einstuft.
Menschen mit Apfelallergie können künftig auf zwei besonders allergikerfreundliche Apfelsorten ausweichen. Ein Forschungsteam der TU München, der Hochschule Osnabrück und der Charité Berlin hat diese Sorten gemeinsam entwickelt. In enger Zusammenarbeit mit der Züchtungsinitiative Niederelbe (ZIN) wurden Apfelsorten mit besonders geringem Allergengehalt identifiziert und weiterentwickelt. Unter dem Dachmarken-Namen "Pompur" kommen die ersten beiden offiziell allergikerfreundlichen Apfelsorten nun auf den Markt – das Ergebnis jahrelanger wissenschaftlicher Arbeit und gezielter Züchtung. "Von der Kreuzung bis zur Markteinführung hat es knapp 20 Jahre gedauert", erklärt Werner Dierend, der das Fachgebiet Obstbau an der Hochschule Osnabrück leitet.
Die Zertifizierung der Europäische Stiftung für Allergieforschung (ECARF) bestätigt, dass ein Lebensmittel wie der "Pompur"-Apfel – aber auch zahlreiche andere Produkte, Dienstleistungen und Umgebungen – besonders allergikerfreundlich ist. Grundlage dafür sind strenge Kriterien und festgelegte Grenzwerte, die ein unabhängiger wissenschaftlicher Beirat definiert und regelmäßig überprüft. Nur Produkte, die alle Anforderungen nachweislich erfüllen, erhalten das Siegel. Erst dann kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Risiko einer allergischen Reaktion sehr gering ist.
Aber auch wenn die neuen Apfelsorten speziell für Allergiker gezüchtet wurden, bedeutet das nicht, dass sie vollkommen frei von allergischen Reaktionen sind. Die Forscher raten deshalb zu einem behutsamen Selbsttest: Zuerst den Apfel kurz mit den Lippen berühren, anschließend ein sehr kleines Stück probieren und einige Minuten abwarten. Treten keine Beschwerden auf, kann langsam eine größere Menge versucht werden.
In der Studie gingen die Teilnehmenden genauso vor: Sie aßen zunächst 30 Gramm der neuen Sorten und warteten anschließend zehn Minuten. Blieben in dieser Zeit Symptome aus, galt das als positives Zeichen für eine gute Verträglichkeit.
Auf Anfrage heißt es, dass die neuen Äpfel "wegen der noch überschaubaren Menge" derzeit leider nur in Deutschland erhältlich sind. Wann und wo das Obst auch nach Österreich kommen wird, ist noch offen. "Heute" bleibt dran.