In den USA gehören überdimensionierte Portionen fast genauso zur Esskultur wie Burger oder Pancakes. Egal ob im Fast-Food-Restaurant, im Diner oder im Kino – "bigger is better" scheint vielerorts das Motto zu sein. Doch die XXL-Portionen haben auch ihre Schattenseiten. In den USA liegt der Anteil an erwachsenen Personen mit Adipositas (Body-Mass-Index, BMI ≥ 30) bei etwa 40,3 % (Stand August 2021–August 2023). Davon fallen circa 9,4 % unter die Kategorie der schweren Adipositas.
Viele schaffen es nicht, aus eigener Motivation abzunehmen und greifen deshalb zur Abnehmspritze. In den USA vor allem das Präparat "Ozempic" beliebt. Seit seiner Einführung erlebt die Arznei einen regelrechten Hype. Aristotle Hatzigeorgiou, ein findiger US-Geschäftsmann, hat sich diesen Hype jetzt zunutze gemacht. Er bietet in seinem Lokal "Clinton Hall" in New York (USA) ein eigenes "Ozempic-Menü" an. Wer das bestellt, bekommt ein Miniatur-Burgergericht mit dem Namen "Teeny-Weeny Mini Meal" für 8 US-Dollar (knapp 7 Euro): ein sehr kleiner Burger, eine Portion Pommes in einem Schnapsglas, einen Spritzer Ketchup und es kann zwischen einem Mini-Bier, einem Mini-Martini oder einem Mini-Wein gewählt werden.
Auch das gehobene italienische Restaurant Tucci im New Yorker Bezirk NoHo bietet mittlerweile Ozempic-Portionen zu günstigeren Preisen an. Max Tucci, der das Lokal führt, hat ebenfalls gemerkt, dass mit dem Aufkommen von Abnehmspritzen die Nachfrage nach kleineren Portionen gestiegen ist. Sein Ozempic-Menü besteht aus einem einzelnen Arancini mit Kaviar für 12 Dollar (rund 10,50 Euro) und einem einzelnen Fleischbällchen in Chili-Marinara-Sauce für 10 Dollar (knapp 9 Euro).
Hatzigeorgiou ist durch Freunde auf die Idee für das Ozempic-Menü gekommen. Diese Freunde hatten wegen Medikamenten zur Gewichtsreduktion weniger Gusto und aßen kaum etwas, wie NTV berichtet. "Ich bemerkte, dass einige meiner Freunde, wenn wir zusammen essen gingen, nur einen Bissen Pasta oder Hühnchen-Parmesan aßen, einen Schluck Wein tranken und dann fertig waren. Das habe ich innerhalb eines Monats mehrmals beobachtet. Mir wurde klar, dass wir für Menschen, deren Appetit sich verändert hat, insbesondere in Gruppen, eine Option brauchten, die sie genießen können, ohne Lebensmittel zu verschwenden."
Neben dem Angebot für Ozempic-Nutzer will Hatzigeorgiou mit seinem Menü auch der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken und etwas für die Umwelt tun.
Die Portionen sind um etwa ein Drittel kleiner als üblich. So können Gäste, die solche Medikamente nehmen, trotzdem eine ordentliche Mahlzeit im Restaurant genießen, ohne sich wegen Lebensmittelverschwendung schlecht fühlen zu müssen.
Hatzigeorgiou glaubt sogar, dass die Abnehmspritzen das Essverhalten der Amerikaner nachhaltig verändern werden. "Die Menschen sind heute viel gesundheitsbewusster. Ich gehe täglich ins Fitnessstudio und sehe, dass sich die jüngeren Generationen wirklich auf Fitness konzentrieren und ihren Körper verstehen. Jeder ist sich bewusster darüber, wie viel und was er isst."
Er meint, andere Restaurants sollten nachziehen und ebenfalls Ozempic-Mahlzeiten anbieten. Das könnte sich ordentlich auszahlen: Schätzungen zufolge nehmen in den USA derzeit zwischen zwei und sechs Prozent der Menschen GLP-1-Medikamente wie Ozempic oder Wegovy zur Gewichtsabnahme. Das sind mehrere Millionen Menschen. Bis 2028 könnte der Anteil auf drei bis über 20 Prozent steigen – das wären zwischen 10 und 70 Millionen Menschen in den USA.