Eine verhängnisvolle Jänner-Nacht forderte am Großglockner das Leben einer jungen Frau. Wie von "Heute" ausführlich berichtet, kam es 50 Meter unterhalb des Gipfels zum Drama, als eine 33-Jährige nicht mehr weitergehen konnte. Ihr Begleiter, ein 39-jähriger erfahrener Alpinist ließ die Frau zurück, in den Folgestunden starb sie unter widrigen Umständen.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann eine ganze Reihe an Fehlern vor. Wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage wegen des Verdachts der grob fahrlässigen Tötung. Dem erfahrenen Alpinisten wird vorgeworfen, nicht ausreichend auf das Vorhaben vorbereitet gewesen zu sein.
Vorfälle wie dieser müssen nicht immer tragisch enden, aber erfahrene Alpinisten wissen, wie schnell, es gehen kann. Werner Noisternigg ist passionierter Alpinist und Software-Entwickler. Er hat nun eine App (BergMate) programmiert, die in Notsituationen Leben retten kann.
Gegenüber "Heute" erklärt Noisternigg die Funktionsweise der App. "BergMate ist die einzige App mit automatischer Alarmierung bei Nicht-Rückmeldung - auch bei leerem oder kaputtem Handy. Andere Apps tracken nur - BergMate rettet aktiv".
Die Idee zur App kam ihm nach einem persönlichen Erlebnis im Jahr 2023. Als nach einer Tour am Dachstein plötzlich jede Spur fehlte, begann das bange Warten. "Ist Michael bei dir? Er sollte seit zwei Stunden zurück sein." Der Bergkamerad von Noisternigg hatte sich verlaufen, der Handyakku war leer, völlig erschöpft schaffte er es gerade noch zurück.
Der Wahl-Kärntner ist Bergsteiger und Software-Entwickler begann, eine App für genau solche Situationen zu entwickeln. Sein Ziel: "Leben retten".
Mit der App "BergMate" will Noisternigg Einsatzkräfte beim schnellen Auffinden von Personen unterstützen. Denn oft sei nicht der Unfall selbst das Hauptproblem. "Das größte Problem bei Bergunfällen ist nicht der Unfall selbst. Es geht darum, dass niemand weiß, wo die Person ist", erklärt er. BergMate mache aus "irgendwo am Berg" ein "hier auf 50 Meter genau."
Warum eine App und nicht einfach der Notruf? "Das Kontaktieren der Bergrettung funktioniert natürlich nicht bei Bewusstlosigkeit, ohne Handyempfang oder Akku. Daher ist BergMate das Backup, wenn 140 nicht mehr geht."
Die App kombiniert GPS-Tracking mit einem automatischen Alarmsystem. Meldet sich jemand nicht rechtzeitig zurück, werden Notfallkontakte samt exakter Position informiert – eine Funktion, die laut Noisternigg bisher einzigartig ist.
Ein zentrales Element ist zudem die Gewitterwarnung mit bis zu zwei Stunden Vorlaufzeit. Wetterdaten werden für zwölf Stunden vorgeladen, sämtliche Funktionen arbeiten auch ohne Internet.
Mehr als 2.000 Hütten in den Alpen sind erfasst, ebenso Biwakschachteln und Notunterkünfte. Selbst ohne Netz zeigt die App Entfernungen, Höhendifferenzen – und sogar den Weg zum nächstgelegenen Handyempfang.
Noisternigg sieht BergMate nicht nur als Rettungssystem: "Die meisten Probleme am Berg kann man selbst lösen, wenn man die richtigen Informationen hat. Hier soll BergMate als digitaler Berg-Bergleiter dienen." Die App richtet sich auch an Skiitourengeher, Jäger oder Schwammerlsucher.
"Auch die allerteuersten Geräte funktionieren nicht ohne Akku oder bei verlorenem oder kaputtem Gerät. BergMate reagiert aber auch, wenn der Akku leer ist oder das Handy nicht mehr funktionstüchtig oder verloren gegangen ist."
Die Premiummitgliedschaft kostet 39 Euro pro Jahr. Nach wenigen Monaten zählt BergMate bereits eine dreistellige Nutzerzahl, rund 50 aktive Touren pro Woche liefern Feedback. Aktuell ist die App nur für Android verfügbar, im Jänner soll auch eine iOS-Version folgen.