Haustiere

Nuklearer Ernstfall - wie kann ich Tiere schützen?

Durch eine Atomkatastrophe kann auch der Österreicher betroffen sein. Was passiert hier mit Hund und Kuh? Katze und Pferd? Kann ich sie schützen?

Christine Kaltenecker
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Wie verhalte ich mich als Haustierbesitzer bei einem nuklearen Ernstfall?
Wie verhalte ich mich als Haustierbesitzer bei einem nuklearen Ernstfall?
©iStock, Montage Heute

5.977 atomare Waffen sind im Besitz des russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Nachrichten rund um das stillgelegte Atomkraftwerk in Tschernobyl sind mehr als beunruhigend. "Heute" berichtete bereits, dass Flucht hier keine gute Option sei und es so schnell zu einem Verkehrskollaps käme, dass es besser wäre in den sicheren vier Wänden zu bleiben. Wir bleiben also zuhause und dann? Wie gehen Haustierhalter mit Hund und Katze um? Diese Frage und noch mehr haben wir Atomphysikerin und Tierärztin Dr. Eva Christina Grafl-Tendl gestellt. 

Zur Person:
Frau Dr. Eva Grafl-Tendl ist seit 2016 wissenschaftliche Mitarbeit  in Forschungsprojekten der Internationalen Atomenergiebehörde und durfte als eine von vier Tierärzten weltweit in der verseuchten Zone Tschernobyl zum Thema Strahlenbelastung forschen.
Als Tierärztin ist sie in der Kleintierordination Penzing tätig.

"Es ist de facto eine simple Rechnung ..."

Hunde und Katzen zählen zu den Säugetieren – genau wie wir. Bei Gefahr einer erhöhten Strahlenkontamination gilt auch für sie: drinnen bleiben. Auch wenn Tendl selbst durch ihre Forschungsarbeit erstaunt ist, dass sich zurückgelassene Haustiere von 1986 in Tschernobyl problemlos weitervermehrt haben, so gilt für die Lieblinge der Haustierbesitzer ganz klar: Kein Wuzeln in der Wiese. Kein Buddeln im Dreck. Keine Mäuse und Vögel fangen.

"Kaltes (!) Wasser ist ganz wichtig, denn warmes Wasser öffnet die Poren, und radioaktive Partikel können über die Haut in den Körper kommen ..."

Die Umwelt ist verseucht und der radioaktive Staub gelangt auf das Fell oder die Schleimhäute. Unsichtbar und gefährlich. Da es jetzt vor allem bei großen Hunderassen ja nicht möglich ist, sich schnell einen Indoor-Rasen wachsen zu lassen, oder eine vier Quadratmeter große Sandkiste zu bestellen, wo er sich erleichtern kann, gilt folgende Regel: Kurz Gassi gehen mit Leine und Beisskorb und danach ab unter die kalte Dusche. Am besten gleich zu zweit, denn du wirst nicht umhin kommen, den kontaminierten Hund zu berühren.

Ernährung und Nutztiere?

Im Gegensatz zu diversen Bakterien, können radioaktive Elemente, wie beispielsweise Cäsium, nicht weggekocht werden. Der Hund wird also zwangsläufig Fleisch von Nutztieren fressen, die bereits verseucht sind. Das Wörtchen "Bio" sollte man also aus seinem Wortschatz verbannen und – sofern überhaupt möglich – Trockenfutter aus Ländern bestellen, die von einem nuklearen Ernstfall verschont geblieben sind. Kuh, Schwein und Pferd sind die größten Verlierer, denn sie fressen sich quasi krank. Die radioaktiven Partikel findet man abgelagert im Muskelfleisch, den Organen und sogar den Knochen.

"Ein Vorurteil muss allerdings sofort vom Tisch ..."

Kein Marvel Universum

Radioaktive Strahlung macht je nach Konzentration Mensch und Tier sehr, sehr krank, aber die Bilder aus Film und Fernsehen, wo Kälber und Haie mit zwei Köpfen geboren werden, ist eine Laune der Natur und hat nichts mit einem nuklearen Angriff zu tun. "Mutanten gibt es tatsächlich nicht", sagt Tendl bestimmt. Was das Erbgut betrifft, ist es allerdings so, dass man als Züchter natürlich in der ersten Zeit von Jungtieren absehen sollte. Der Körper ist durch die Strahlung extrem angestrengt und auch die Muttermilch wäre betroffen.