Nach eindringlicher Warnung

"Nur Druck" – Unternehmer arbeitet nun als Altenpfleger

Er müsse dringend etwas ändern: Wegen seines Gesundheitszustandes wurde Dietmar Kastler von seinem Arzt gewarnt. Heute ist er als Altenbetreuer happy.
Oberösterreich Heute
17.04.2025, 04:00

"Würde ich heute entscheiden, würde ich den Wechsel zehn Jahre früher machen", sagt Kastler rückblickend. Nach 27 Jahren in der Baubranche – davon neun als selbstständiger Unternehmer mit zwölf Beschäftigten – war er ausgebrannt.

Der Grund: In ganz Österreich mussten Gerüste transportiert werden. Fehlendes Personal sorgte für Engpässe. Oft musste der 56-Jährige am Wochenende ausbessern, was nicht ordentlich erledigt worden war. Dann der Appell des Hausarztes: Er müsse etwas in seinem Leben ändern, sonst werde er die Pension nicht mehr erleben.

Kastlers Glück: In seinem Familienkreis wurde ihm ein anderes Berufsbild vorgelebt. Tochter und Schwiegersohn arbeiten beide im Sozialbereich. Der angeschlagene Mann ging schließlich ins Caritas-Seniorenwohnhaus in Bad Hall (Bez. Steyr-Land) schnuppern.

"Das hat mir gefallen", erinnert sich der frühere Unternehmer. "Ich habe generell gerne Kontakt und Umgang mit älteren Menschen." Nach der vielen Beschäftigung am Bau habe ihn auch das Arbeiten nach Plan gereizt. "Da hat jeder Dienst einen Anfang und ein Ende."

2017 verkaufte Kastler seine Firma, absolvierte die zweijährige Ausbildung zum Fachsozialbetreuer Altenarbeit und ist heute Teil des Teams im Schloss Hall. "Ich habe keine Sekunde bereut", sagt er mit Überzeugung. "Der größte Unterschied? Die Dankbarkeit. In der Baubranche herrscht ein deutlich rauerer Ton, es wird nur Druck gemacht."

„Wenn die Leute dich anlachen, wenn sie dir ein Kekserl schenken, einfach aus Dankbarkeit.“
Dietmar Kastler (56)über erfüllende Momente

Es gibt ganz viele erfüllende Momente: "Wenn die Leute dich anlachen, wenn sie dir ein Kekserl schenken, einfach aus Dankbarkeit. Oder wenn ich einer Bewohnerin die Blumen gieße und sie sagt: 'Du weißt eh, Menschen, die Blumen versorgen, sind gute Menschen.'"

Etwas ganz Besonderes war der letzte Bewohnerausflug, bei dem gemeinsam getanzt wurde. Eine Bewohnerin spricht seitdem fast täglich davon und übt. "Denn ich will nächstes Jahr g'scheit tanzen mit dir", sagte sie zu Dietmar Kastler. Für ihn ist das einer dieser Momente, in denen er weiß: Er ist genau am richtigen Platz.

Wer sich ebenfalls für einen erfüllenden und zukunftssicheren Beruf im Sozialbereich interessiert, findet unter jobs.caritas-ooe.at offene Stellen. Infos zu Arbeitsplätzen im Seniorenwohnhaus gibt es unter Tel. 07258/2574-7835.

{title && {title} } red, {title && {title} } 17.04.2025, 04:00
Weitere Storys