Österreichs Fußball-Nationalteam steht vor dem nächsten großen Duell in der WM-Quali und weiß: Für den vierten Sieg in Folge muss mehr her. "Ich glaube, dass wir besser spielen können und, wenn wir dort gewinnen wollen am Dienstag, auch besser spielen müssen. Das ist uns allen klar", sagte ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick nach dem knappen und letztlich glücklichen 1:0 gegen Zypern am Samstag in Linz.
Rangnick hebt hervor, dass eine klare Leistungssteigerung nötig ist, um in Bosnien zu bestehen. Die Mannschaft fliegt am Montagnachmittag von Linz nach Sarajevo, gespielt wird dann in Zenica. Mit einem Sieg und mindestens zwei Toren Unterschied könnte Österreich erstmals die Tabellenführung in Gruppe H übernehmen. Rangnick rechnet mit einem komplett anderen Spiel als gegen Zypern: "Es ist ein Spitzenspiel, das ist klar", so der Deutsche.
"Beide Mannschaften haben noch keinen Punktverlust. Und für beide Mannschaften geht es um viel." Nur der Gruppensieger fährt fix zur WM 2026 nach Nordamerika.
Trotz der schwachen Vorstellung gegen Zypern sieht Rangnick seine Truppe gut vorbereitet. "Wir wissen, dass wir gerade auch auswärts in der EM-Quali richtig gute Spiele gezeigt haben", erinnert der 67-Jährige an das 1:1 in Belgien und das 3:1 in Schweden 2023. Auf Verteidiger Stefan Posch muss Österreich wegen einer Sperre verzichten. "Ansonsten haben wir, wie es im Moment aussieht, alle Mann an Bord", so Rangnick nach dem Zypern-Match.
Vor allem in der ersten Halbzeit lief es für die Österreicher alles andere als rund. "Wir waren zu lange am Ball, haben zu viele Abspielfehler gehabt", kritisierte Rangnick. "Dadurch haben wir uns öfters mal selber in die Bredouille gebracht." Zur Pause sei besprochen worden, den Ball schneller laufen zu lassen. Laut Rangnick war die Leistungssteigerung nach der Pause nötig, und der Sieg damit auch "verdient".
Ein starker Rückhalt war Torhüter Alexander Schlager. Ob er sich jetzt das Einserleiberl gesichert hat, wollte Rangnick nicht bestätigen. "Für mich war wichtig, dass er ein gutes, fehlerfreies Spiel gemacht hat. Wir haben zu Null gespielt, das war vor San Marino (4:0 im Juni/Anm.) schon einige Zeit nicht der Fall. Da hatte er sicher seinen Anteil dran."
Ein Bonus: Schlager hielt nicht nur seinen Kasten sauber, sondern half auch als Greenkeeper tatkräftig mit, als sich am Rasen seiner ehemaligen Heimstätte in Linz ein tiefes Loch aufgetan hatte. Mit seinen Goalie-Handschuhen half der Salzburger beim Zuschütten.
Die Platzverhältnisse wollte Rangnick nicht als Ausrede gelten lassen. Bis auf das Loch, das für eine siebenminütige Unterbrechung sorgte, war der Rasen in Linz "kein Problem". Viel mehr störten ihn die ständigen Unterbrechungen und Verzögerungen. "Ich kann mich kaum an ein Spiel mit weniger Netto-Spielzeit erinnern." In der ersten Hälfte sei man "nicht so richtig in den Fluss gekommen", der Ball war in den ersten fünf Minuten keine 20 Sekunden im Spiel. Rangnick: "Das war ein bisschen nervig. Es war auch zum Zuschauen ein anstrengendes Spiel."
Der entscheidende Elfer, den es nach einem Foul an Christoph Baumgartner und einer VAR-Überprüfung gab, war für Rangnick in Ordnung. "Wenn man die Szene in der Zeitlupe sieht: Der Ball war zwar schon weg, aber er trifft ihn nachher dann ganz klar am Knöchel. Ich finde schon, dass man den geben kann."
Andere Nationen, allen voran Deutschland nach dem 0:2 in der Slowakei, hätten dieses Ergebnis wohl gerne genommen. "Solange wir Spiele, in denen wir nicht so gut spielen, trotzdem gewinnen und am Ende auch verdient gewinnen, können wir schon mal zufrieden sein", meinte Rangnick. "Das heißt aber nicht, dass wir mit der Leistung zufrieden waren. Wir können das besser, wir müssen es auch besser machen."
Lob gab es für die Zyprer, die schon in Bosnien (1:2) und Rumänien (0:2) knapp an Punkten dran waren. "Das wird sicher auch im Rückspiel für uns, aber auch für die anderen, die noch dort spielen müssen, kein einfaches Spiel", prophezeit Rangnick. Die ÖFB-Elf tritt am 15. November in Limassol an. Dann könnte Österreich schon das WM-Ticket lösen – es wäre die erste Teilnahme seit 1998. Drei Tage später steigt das letzte Heimspiel gegen Bosnien.