Seit dem Amoklauf von Graz, bei dem ein junger Mann mit legalen Waffen elf Menschen tötete, ist in vielen Waffengeschäften in Wien Ausnahmezustand. Allein in der Hauptstadt gibt es über 40.000 registrierte Waffenbesitzer – sie besitzen rund 150.000 Schusswaffen. Nun steigt die Nachfrage rapide an.
Waffenhändler Andreas Seper aus dem 15. Bezirk bestätigt gegenüber dem "ORF" den Run auf seine Kurse: "Das ist eindeutig bemerkbar, allein von gestern auf heute waren sieben Anmeldungen für den nächsten Waffenführerschein", so Seper.
In seinem Geschäft zeigt er eine kurze Selbstverteidigungsflinte – eine sogenannte Kat-C-Waffe, frei ab 18 Jahren erhältlich. Sie könne mit Gummi-, Schrott- oder Bleipatronen geladen werden. Seper erklärt: "Das hat 28 Gramm, ist mit über 400 Meter pro Sekunde unterwegs – und da liegt ein Grizzlybär."
Auch eine Glock 19, eine Pistole wie sie beim Amoklauf verwendet wurde, liegt auf dem Tisch. Seper: "Dafür muss man 21 Jahre alt sein, eine Waffenbesitzkarte haben und im Vorfeld eine Waffenführerschein-Erstschulung und einen psychologischen Test absolvieren."
Während die Politik über Verbote diskutiert, äußern sich Händler kritisch – nicht gegenüber strengeren Regeln, sondern gegenüber dem Systemversagen. Waffenhändler Gerhard Leopold Pöpl aus dem 18. Bezirk sagte: "Was mich stört ist, dass Teile der Politik diese Tragödie in Graz dazu verwenden, um ihre ideologische Agenda auf populistische Weise weiterzuverbreiten."
Pöpl weiter gegenüber dem "ORF": "Es sei ein Skandal höchster Güte, dass man nicht von Haus aus in der Verwaltung daran gedacht hat, alle psychologischen Gutachten, die eventuell für den Waffenbesitz ein Thema sein könnten, hier in ein System hineinzufassen."
Die Bundesregierung reagierte mittlerweile auf den Fall. Die Ergebnisse psychologischer Stellungstests sollen künftig auch der Waffenbehörde zugänglich gemacht werden. Bei Auffälligkeiten kann ein bis zu zehnjähriges Waffenverbot verhängt werden.
Auch in Fällen häuslicher Gewalt sind neue Maßnahmen geplant: Bei Ermittlungen soll künftig ein vorläufiges, bei Verurteilungen ein dauerhaftes Waffenverbot verhängt werden.
Weitere Maßnahmen:
• Waffenpsychologische Gutachten sollen verbessert werden
• Der Erwerb von Schusswaffen soll nur nach Zuverlässigkeitsprüfung möglich sein
• Das Mindestalter für besonders gefährliche Schusswaffen steigt von 21 auf 25 Jahre
• Die Waffenbesitzkarte wird für Erstbesitzer auf acht Jahre befristet