Die ÖVP ist der große Verlierer dieser Wahl. Die Wiener Schwarzen unter Karl Mahrer (70) kommen laut erster Hochrechnung auf 9,6 Prozent der Stimmen. Das bedeutet einen Verlust von 10,8 Prozentpunkten. Und damit ist das Ergebnis von 2020, als die Wiener Volkspartei mit dem damaligen Spitzenkandidaten Gernot Blümel im Fahrtwind des Hypes um Sebastian Kurz auf 20, 4 Prozent kam, mehr als halbiert.
2020 hatte die Volkspartei in Wien ihr bestes Ergebnis seit 33 Jahren erzielt, 2025 wird es nun das zweitschlechteste überhaupt, nach den 9,2 Prozent von 2015 unter Manfred Juraczka.
Dementsprechend verhalten war die Stimmung vor der Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse bei der Verkündung der ersten Hochrechnung. Es wurde zwar geklatscht, alles in allem gab es aber betretene Gesichter unter den Anwesenden. Da half auch die Verpflegung vom Leberkas-Pepi wenig...
Der Wahlkampf habe in einer bundespolitisch schwierigen Situation stattgefunden, versuchte sich VP-Landesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter Peter Sverak an einer ersten Erklärung der schwarzen Wahlschlappe.
Die massiven Verluste seien "zu erwarten" gewesen, so VP-Obmann Mahrer in einer ersten Stellungnahme in der "Elefantenrunde" des ORF. Bei der Wahl 2020 habe man eine Ausnahmesituation gehabt.
Wie es jetzt weitergehe, auch für ihn persönlich? Mahrer verweist auf die Parteigremien, in denen man in den nächsten Tagen die Wahlergebnisse analysieren werde. Er habe "einen klaren Plan für die nächsten Tage". Bürgermeister Ludwig werde zu Sondierungsgesprächen einladen. Für eine "Politik der politischen Mitte, der wirtschaftlichen Stabilität und des sozialen Zusammenhalts" stehe die ÖVP bereit, wenn dem Bürgermeister an einer Zusammenarbeit gelegen sei, bekräftigte Mahrer.
VP-Spitzenkandidat Mahrer hatte im Wahlkampf vor allem auf das Thema Sicherheit gesetzt, sich im Finish unter dem Motto "Feuerlöscher-Koalition" für eine Koalition mit der SPÖ in die Bresche geworfen, um die Schwarzen nach 25 Jahren wieder in die Wiener Stadtregierung zu bringen, in einer "Allianz der Mitte".
Noch bei seiner Stimmabgabe Sonntagmittag in der VHS Landstraße hatte sich Mahrer zuversichtlich gegeben, er spüre "echten Rückenwind".
Der Wahlsonntag hat gezeigt: Die Volkspartei hat in Wien das prognostizierte deutliche Minus eingefahren. Parteichef Mahrer hatte am Vormittag, angesprochen auf die schlechten Umfragewerte, gemeint, dass sich im Vergleich zur Wahl 2020 "diesmal etwas ändern" werde. Die vorige Wahl hätte für die ÖVP im positiven Sinne ein "Rekordergebnis", für die FPÖ aber ein "Rekordminus" gebracht. Es gehe nicht nur um Prozente.
Sein Wahlziel hatte Mahrer so definiert: So stark zu werden, dass die Volkspartei in Wien wieder in Regierungsverantwortung kommt. Rein rechnerisch könnte sich das ausgehen. Für welchen Koalitionspartner sich SP-Bürgermeister Michael Ludwig entscheidet, wird sich weisen. Eine Fortsetzung des Koalitionsbündnisses mit den Neos, die von vielen erwartet wird, ist ja möglich. Auch eine Zweier-Regierung mit den Grünen ginge sich aus.
Fakt ist: Die Wiener Volkspartei hat bei dieser Wahl mehr als jeden zweiten Wähler verloren. Und das größte Minus aller Parteien eingefahren. Die 9,6 Prozent laut erster Hochrechnung bedeuten einen Absturz um 10,8 Prozentpunkte.
Mit diesem Ergebnis käme die VP im Wiener Landtag auf zehn Mandate. Das bedeutet einen Verlust von zwölf Sitzen. Bei der Wahl 2020 hatten die Wiener Schwarzen die Anzahl ihrer Mandate auf 22 verdreifacht; die ÖVP wurde damit stärkste Oppositionspartei. Nun bleiben zehn schwarze Mandate. Und die VP war laut erster Hochrechnung nurmehr Nummer 4 hinter SPÖ, FPÖ und Grünen. Im Laufe der weiteren Auszählung rutschten die Schwarzen sogar auf Platz 5 hinter die Neos.
Die von Mahrer propagierte rot-schwarze "Feuerlöscher-Koalition" könnte sich freilich ausgehen. SPÖ (43 Mandate) und ÖVP (10 Mandate) kämen entsprechend der Hochrechnung auf eine Mehrheit von 53 Sitzen.
Polit-Insider halten es indes für wahrscheinlich, dass es über kurz oder lang zu einer Ablöse an der Spitze der Wiener Volkspartei kommen wird. Nicht zuletzt hat Mahrer aktuell eine Untreue-Anklage am Hals, wobei freilich die Unschuldsvermutung gilt. Der schwarze Stadtparteichef hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.