Seit 20 Jahren ist Miriam Labus (45) Produktionsleiterin beim ORF, seit 2017 moderiert sie zudem die Parasport-Sendung "Ohne Grenzen" (alle zwei Wochen auf ORF Sport+). Wer sich die Homepage der lebenslustigen Wienerin genauer anschaut, merkt schnell: Diese Frau ist nicht nur herzlich und quirlig, sie hat auch jede Menge Humor: "Bei mir passiert alles immer mit einem Augenzwinkern", meint sie im "Heute"-Gespräch.
Labus wurde mit einer Querschnittlähmung geboren, sitzt daher seit ihrer Kindheit im Rollstuhl – doch sie lässt sich auf keinen Fall darauf reduzieren: "Ich bin nicht der Rollstuhl – ich bin viel mehr als das. Für mich ist der Rollstuhl Nebensache, ich selbst sehe meine Behinderung nicht", erklärt sie und erzählt, dass bei der Google-Suche nach ihrem Namen fälschlich als häufigste Kombination das Schlagwort "Unfall" auftaucht.
Aufgewachsen in der Donaustadt – "in völliger Normalität" – besuchte Labus das Bernoulligymnasium: "Ich habe immer nur Regelschulen besucht. Meine Mama hat so darum gekämpft, dass ich allein mit meiner Schwester zur Schule gehen kann. Sie hat immer gesagt: 'Du wirst deinen Weg gehen!' Nur die Matura war Pflicht für sie." Barrierefreiheit war damals noch ein Fremdwort: "Aber es war trotzdem nie ein Problem. Mitschüler haben mich zum Beispiel über Stufen getragen."
Ursprünglich wollte die Wienerin Dolmetscherin für Englisch und Spanisch werden. Doch nach der Matura zog es sie an die WU ("Dort waren die fescheren Studienkollegen"), sie studierte Handelswissenschaften. Nach Auslandspraktika in Boston (USA), u.a. bei "American Public Television", war klar: "Ich will zum ORF!"
„Der Job ist sozusagen mein 'Leo', mein Wohlfühl-Ort“Miriam Labusüber ihre Arbeit als Produktionsleiterin und Moderatorin
Labus bewarb sich für ein ORF-Praktikum und landete als administrative Kraft in der Sportredaktion: "So hatte ich den Fuß in der Türe." Bald erhielt sie mehr Verantwortung in der Produktion, wurde schließlich Produktionsleiterin: "Ich bin quasi wie ein Event-Manager. Ich kümmere mich um alle organisatorischen und finanziellen Angelegenheiten der Produktionen."
2017 kam die Moderation des Parasport-Magazins "Ohne Grenzen" dazu ("Da bin ich reingerutscht") – das Sportstudio wurde ihr zweites Zuhause: "Ich bin ein Rudeltier – das Team ist super. Ich möchte nicht auf meine Kollegen verzichten – und sie nicht auf mich. Natürlich ist die Arbeit auch Routine, aber sie macht mir Spaß. Der Job ist sozusagen mein 'Leo', mein Wohlfühl-Ort", berichtet Labus, die früher auch erfolgreich Turniere im Rollstuhl-Tanzen (Standard und Latein) bestritten hat.
„Mittlerweile weiß ich: Es gibt ganz viele Rolli-Fahrer, die ein cooles Leben führen“Miriam Labuslernte erst mit 30 Jahren andere Rollstuhl-Fahrer kennen
Moderieren, kreativ sein, mit Menschen ins Gespräch kommen – das alles liebt die 45-Jährige. Vor drei Jahren startete sie daher ihren eigenen Podcast "1 Gast – 2 Seiten": "Es geht um die Kehrseite der Medaille. Die Selbstzweifel, die viele Menschen trotz Erfolg haben. Ich gehe da mit hobbymäßiger Psychologie ran, und viele meiner Gäste zeigen ihre verletzliche Seite. Es macht mir unheimlich viel Spaß."
In ihrer Freizeit ist Labus mit ihrem großen Freundeskreis unterwegs, reist gerne ("Sommer, Sonne und Strand") und verbringt auch viel Zeit mit ihrem Lebensgefährten, ihrer Nichte und ihrem Neffen. Kontakt zu anderen Rollstuhl-Fahrern hatte sie bis zu ihrem 30. Lebensjahr nicht: "Ich hatte Vorurteile und Berührungsängste. Aber mittlerweile weiß ich: Es gibt ganz viele Rolli-Fahrer, die ein cooles Leben führen."
Auch, wenn die Momente, in denen Labus von Fremden angestarrt wird, weniger werden – in manchen Situationen wird die humorvolle Wienerin dann doch grantig: "Ich fühle mich wie der Affe im Käfig. Es gibt Fremde, die fragen mich im Aufzug oder beim Einkaufen plötzlich: 'Wie ist das passiert?' und ich antworte dann: 'Ich bin echt nicht da, um deine Sensationslust zu erfüllen. Es gibt Momente, da beginne ich zu weinen, aber auch welche, in denen ich souverän und mit einem Augenzwinkern reagiere – je nach Stimmung."
Generell hätte sich gesellschaftlich aber schon viel geändert, das Thema sei medial präsenter: "Das betrifft auch den Parasport – der wird immer professioneller und hat einen Riesenanteil an der Inklusion. Das wird vor allem von den Leistungssportlern geprägt, da werden Vorbilder geschaffen. Immer mehr reden darüber und wollen Parasportlern genauso die Daumen drücken wie etwa dem Marcel Hirscher."
Wann: Samstag, 6. September 2025, ab 19 Uhr
Wo: Rathaus Wien
Motto: "Together we rise"
Tickets: 17 Euro Assistenz, Rollstuhl (EG only): 36 Euro, Ermäßigt: 78 Euro, Standard: 93 Euro. Auch Tischplätze vorhanden
Neben Podcast und ORF-Sendung moderiert Labus auch heuer wieder mit Schauspieler Markus Freistätter und Amira Awad am 6. September den "Diversity Ball" im Rathaus: "Der Ball ist eines meiner persönlichen Highlights – das ist auch der Grund, warum ich dort auf der Bühne stehe. Das Event ist nicht nur sehr barrierefrei, hier wird auch tatsächlich die Vielfalt der Gesellschaft gelebt. Es ist nicht relevant, dass ich im Rollstuhl sitze – es ist ein großes Feiern miteinander!", schwärmt die 45-Jährige.