Patientenanwaltschaft warnt

"OP-Wartezeiten explodieren" – Ärztemangel wird akut

Die Patientenanwaltschaft warnt: Wiener müssen immer länger auf OPs und Untersuchungen warten. Weil Ärzte fehlen gebe es Frust und Fehlbehandlungen.
Wien Heute
04.09.2025, 17:45
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Wiener Patienten müssen immer länger auf Operationen und Untersuchungen warten – außer sie können privat zahlen oder verfügen über eine Zusatzversicherung. Der Wiener Pflege- und Patientenanwalt Gerhard Jelinek warnt: Der anhaltende Personalmangel im Gesundheitswesen sorgt für ein Gefühl der Mehrklassenmedizin und bringt das System an seine Grenzen. Besonders Kinder, psychisch Erkrankte und Long-Covid-Patienten leiden unter der Unterversorgung.

Wartezeiten von über einem Jahr

Rasche Operationstermine und Untersuchungen gibt es in Wien fast nur noch für Patienten, die privat zahlen oder eine Zusatzversicherung haben – das stellt Pflege- und Patientenanwalt Gerhard Jelinek im Zuge einer Pressekonferenz klar. Der Tätigkeitsbericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft aus dem Jahr 2024 zeigt klar: Grund dafür sei vor allem der Personalmangel. Dieser sei sowohl im Spitalsbereich als auch bei niedergelassenen Ärzten deutlich spürbar und vermittle vielen Patienten das Gefühl einer Mehrklassenmedizin.

Brisant: Vom Erstgespräch bis zur Ambulanz kann es gut und gerne ein halbes Jahr dauern – trotz abgeschlossener Voruntersuchung. Noch länger dauerte es für viele Betroffene sogar bei HNO-Terminen, acht Monate betrug hier bei einem Beispiel aus dem Jahresbericht die Wartezeit. Auch Absagen kämen immer wieder vor, so auch bei einer Nasenrekonstruktion nach einer Krebs-OP. Auch ein Patient, welcher seit März 2023 eine OP zur Versteifung der Wirbelsäule benötigte bekam diesen nach zahlreichen Verschiebungen erst im November 2024 – weit über ein Jahr Wartezeit.

Nicht nur die Spitäler, sondern auch die Psychiatrien leiden unter den personellen Engpässen – vor allem im Bereich der Kinder- und Jugendtherapie fehlt es an Stellen. Generell mangelt es an Behandlungsmöglichkeiten für Kinder – so musste ein dreijähriges Kind neun Monate auf eine Wurzelbehandlung warten, die Kapazitäten in den Kliniken waren ausgereizt; eine deutliche Unterversorgung ist unter anderem bei der Behandlung von Kindern im Autismusspektrum oder in der Entwicklungsdiagnostik spürbar.

Unzureichende Versorgung

Eine weitere unerfreuliche Nachricht sei laut Jelinek in Bezug auf Long-Covid- und ME/CFS-Patienten zu verkünden: Hier habe man "tragischerweise eine unzureichende Versorgung" festgestellt. Auch das extra dafür errichtete Kompetenz- und Referenzzentrum könne erst in einigen Jahren Abhilfe schaffen. "Bis dahin bleibt sowohl die Versorgung im niedergelassenen Bereich wie auch die stationäre Versorgung unzureichend", bedauert Jelinek.

Operationen werden abgesagt

Auch von Gastpatienten erhielt die Patientenanwaltschaft im vergangenen Jahr einige Beschwerden. Viele Betroffene müssen oft über ein Jahr auf eine Operation warten; diese würde dann entweder noch weiter verschoben oder ganz abgesagt werden. "Das sorgt für großes Unverständnis bei den Betroffenen, die ja teilweise sogar für die Stadt Wien arbeiten." Wegen ihres Wohnsitzes in einem anderen Bundesland können sie jedoch nicht mehr vom Wiener Gesundheitssystem profitieren.

Positive Ausblicke

Während die WPPA die Verzögerungen beim Abschluss eines neuen Gesamtvertrags für Ärzte bemängelt und hier Verbesserungen fordert, gibt es auch Positives zu berichten – und zwar in Sachen Prävention. Die Beschwerden wegen Wartezeiten auf radiologische Untersuchungen hätten 2024 abgenommen, nicht zuletzt wegen der Erhöhung der Zahl der kassenfinanzierten MRT-Geräte. Auch freut sich die WPPA über die rund 9.000 Kontakte, die sie während des vergangenen Jahres mit Patienten aufbauen konnte. 900 davon bezogen sich auf Behandlungsfehler, in 140 Fällen konnten für Betroffene außergerichtliche Schadensersatzzahlungen erwirkt werden. "Wo kein Behandlungsfehler nachweisbar war, es aber zu erheblichen und seltenen Komplikationen gekommen war, erhielten die Patientinnen und Patienten in 86 Fällen Entschädigungen aus dem Patientenentschädigungsfonds", erklärte Jelinek.

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