Der Personalmangel in Wiens Krankenhäusern hat weitreichende Folgen. Nicht zuletzt leidet auch die Ärzte-Patienten-Kommunikation darunter. Wie eine Schilderung aus dem Jahresbericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft zeigt, leiden hierunter auch Schwangere.
Die Vorgeschichte der Gebärenden ist tragisch: Bereits in der Kindheit erlebte sie sexuelle Gewalt. Dementsprechend sensibel war sie auch bei der Untersuchung des Muttermundes – diese lief keineswegs so ab, wie sie es sich gewünscht hatte. Die Mutter empfand den Vorgang als unangekündigt, grob und gegen ihren Willen. Doch es sollte noch schlimmer kommen: Die geplante PDA (Periduralanästhesie) schlug fehl. Am zweiten Tag der Wehen war die Kraft der Frau am Ende; sie wünschte sich einen Kaiserschnitt – doch die Operationssäle waren über Stunden belegt. Stattdessen griffen die Ärzte zum Kristeller-Handgriff und zur Saugglocke, um das Kind vaginal auf die Welt zu bringen.
Die Klinik verteidigte ihr Vorgehen in einer ausführlichen Stellungnahme gegenüber der WPPA, doch die Patientin sieht die Geschehnisse völlig anders. Nachvollziehen konnte die betroffene Mutter die medizinischen Entscheidungen nicht. Ein Grund, der erschwerend hinzukam: Aufgrund sprachlicher Hürden war die Kommunikation ohnehin bereits schwierig.
Aus den der WPPA vorliegenden Fällen wurde der Schluss gezogen, dass sich sowohl der Zeit- als auch der Personalmangel negativ auf den Ablauf einer Geburt auswirkt. Wo weniger Zeit sei, würden die Entscheidungen eher "unkompliziert gefällt"; oft kommt es dadurch dazu, dass die Patienten die vorgenommenen Maßnahmen nicht verstehen und so die Tragweite des Eingriffs nicht richtig einschätzen können. Um Zeit zu sparen, werden Maßnahmen früher gesetzt, als eigentlich nötig; die Gebärenden haben dann weniger Mitsprachemöglichkeit. Auch "Routinen" der Ärzte bewirken Ähnliches. Laut WPPA führen diese zu einer Art Abstumpfung, sodass wiederholte vaginale Untersuchungen ohne Ankündigung oder Aufklärung erfolgen – das kann auch schnell zu Schmerzen führen.