Bis Ende April läuft das Kältetelefon der Caritas heiß: Unter 01/480 45 53 können Wiener rund um die Uhr melden, wenn sie den Schlafplatz eines obdachlosen Menschen bemerken. Sozialarbeiter gehen den Meldungen nach und suchen die Obdachlosen mit dem Kältebus in ganz Wien auf. Sie bieten Hilfe an, verteilen Schlafsäcke oder bringen die Betroffenen in Notquartiere.
Auch am Dienstag, 25. November, war der Kältebus abends wieder zu einem Notfall in Mariahilf unterwegs. Caritas-Wien-Direktor Klaus Schwertner höchstpersönlich saß am Steuer. Wer den 6. Bezirk kennt, weiß: Parkplätze sind Mangelware.
Auch Schwertner und das Caritas-Team drehten mit dem Kältebus nahe der Mariahilfer Straße drei Runden – ohne Erfolg. Der Kältebus wurde daher kurzerhand zwischen zwei Fahrzeugen auf einer breiten Stelle des Gehsteigs abgestellt.
"Natürlich habe ich beim Parken darauf geachtet und auch die Warnblinkanlage eingeschaltet. Es war also ausreichend Platz auf dem Gehsteig für die Fußgänger und auch die Straße blieb für den Verkehr frei. Kein Mensch wurde durch den abgestellten Kältebus behindert. Es war kalt und regnete in Strömen, mehrere obdachlose Menschen, die uns via Kältetelefon gemeldet wurden, warteten auf warme Schlafsäcke und trockene, warme Kleidung", erklärt Schwertner.
Als das Caritas-Team gegen 19.50 Uhr zum Kältebus zurückkam, stand dort gerade ein Parksheriff. Auf die Bitte, er solle doch von einer Strafe Abstand nehmen, weil hier Hilfe zu den Ärmsten gebracht wird, soll er grantig entgegnet haben: "Sicher nicht. Vorschrift ist Vorschrift."
Wie du jetzt helfen kannst
Wenn die Temperaturen sinken, wird Kälte für Obdachlose zur tödlichen Gefahr. "Menschen ohne Zuhause fehlt der Schutz, den vier Wände bieten", so Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler. Ihr Appell: Nicht wegschauen, sondern das Kältetelefon der Caritas Wien (01/4804-553) informieren, wenn ein Obdachloser Hilfe benötigt. Auf caritas.at kann man Wärmepakete oder Schlafsäcke spenden. Speziell zu Weihnachten kann man unter dem Motto "Schenken mit Sinn" online Geschenke erstehen, die Freude machen und Gutes tun.
Die Caritas erhielt daher eine Parkstrafe in der Höhe von 58 Euro mit folgender Begründung: "Sie haben das Fahrzeug mit allen Rädern auf dem Gehsteig, welcher hierdurch vorschriftswidrig benützt wurde, abgestellt, obwohl die Benützung von Gehsteigen, Gehwegen und Schutzinseln mit Fahrzeugen aller Art verboten ist und die Ausnahmebestimmungen nicht vorlagen."
Schwertner bezahlte die Strafe aus eigener Tasche: "Unsere wichtigste Aufgabe im Streetwork ist, dass niemand auf Wiens Straßen erfriert", betont der Caritas-Wien-Direktor die Prioritäten. Seit vielen Jahren bemüht sich die Caritas um eine Ausnahmegenehmigung für Kurzparken. Denn die Streetwork-Teams, die im Winter obdachlose Menschen auf Wiens Straßen versorgen, müssen nicht nur auf das menschliche Leid achten, sondern auch auf die Park-Vorschriften.