Hotspot in Ottakring

Party vorbei! Lokalsterben auf beliebter Balkanmeile

Spätestens mit der Corona-Pandemie verabschiedete sich die Ottakringer Straße still und heimlich aus dem Wiener Nachtleben. Doch wie geht es weiter?
21.04.2025, 21:30

"Gehma fort?" – Woche für Woche stellten sich tausende Wiener diese Frage. Doch grundsätzliche Änderungen im Gastro-Bereich, die Corona-Pandemie und die anhaltende Inflation verderben immer mehr Wienern die Party-Stimmung (siehe Fotos oben). "Heute" ging auf Spurensuche und fragte in fünf Lokalen nach: "Was ist bloß auf der Ottakringer Straße los?"

EM, WM – Ekstase pur bei Großevents

Unsere Reise beginnt am Anfang der Ottakringer Straße – Hausnummer 19, hier befindet sich das Café Bonsai. Chefin Vesna R. führt das Lokal seit Oktober 2024. Sie beschreibt die Lage auf der "Balkanmeile" wie folgt: "Wir hatten mehr Hoffnung, dass es besser werden würde, aber das ist nicht so."

Die Auslage vom Café Bonsai erinnert an glorreiche Zeiten: Die Glasvitrinen zeigen Informationen zur Übertragung von Spielen der Fußball-Europameisterschaft 2024. Vor allem bei Sport-Großevents wie Europa- und Weltmeisterschaften platzte die "Balkanmeile" aus allen Nähten. Ob bei der Heim-EM 2008 oder beim sensationellen Final-Einzug der Kroaten in Russland (2018).

Die Locations auf der Ottakringer Straße waren bummvoll, selbst bei der Winter-WM 2022 in Katar. Ein "Heute"-Video zeigt Ekstase pur auf der Ottakringer Straße, hier nach dem Sieg im Achtelfinale gegen Japan. Letztendlich sprang Platz 3 für Kroatien heraus – "Heute" berichtete.

"Heute"-Video: Kroaten feiern WM-Sieg auf Wiener Balkan-Meile

Je weiter man über die Ottakringer Straße fährt, desto mehr Party-Locations stechen hervor: Schräg gegenüber des Café Bonsai befindet sich beispielsweise die "Face Lounge". Inhaber Philipp J. ist schon seit über 30 Jahren in der Clubszene unterwegs – der Wiener mit kroatischen Wurzeln sieht gleich mehrere Gastro-Baustellen.

Kroatien, Serbien, Türkei: Wenn diese Länder bei Großevents mitspielten, bebte die Ottakringer Straße.
picturedesk.com

Corona, Rauchverbot – mehrere Nackenschläge für Gastro

Doch Corona-Krisen und die Umsetzung des Nichtraucher-Gesetzes habe vielen Unternehmern die letzten Ressourcen genommen. "Wer überlebt, überlebt. Wer nicht überlebt, den gibt es auch nimmer", erklärt Philipp J. staubtrocken.

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Gerade bei den jungen Wienern habe sich die Party während und nach Corona in die eigenen vier Wände verlagert. Doch wie kämpft der Face-Lounge-Besitzer gegen die Negativ-Spirale an? "Uns ist nur noch übrig geblieben: Zusperren oder ein neues Konzept." Seither organisiert Philipp J. unter anderem Karaoke-Abende, Live-Acts oder Student-Nights. Was müsste passieren, damit die Clubszene auf der Ottakringer Straße wieder auflebt?

„Wir bräuchten Preise wie 2017, die Leute haben keine Kohle mehr zum Fortgehen!“
Philipp J.Inhaber Club Face

Gastro-Betreiber erfinden sich neu

Auf derselben Straßenseite, nur wenige Meter entfernt, steht der "Seinfeld Comedy Club and more". Wo einst Menschen für den Eintritt in eine Diskothek Schlange standen, bietet derzeit die Kultiverzum Art Fabrik Wien Comedy-Shows an. Die Events füllen die Ex-Disco – das Ambiente überrascht viele Gäste. Die Zukunft der Location ist aber ungewiss, vor dem Lokal steht nämlich ein Schild mit der Aufschrift"zu verkaufen".

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350 Meter weiter steht seit über 30 Jahren die "Café Bar Laby". Der Inhaber ist seit Jahren derselbe, beim Interieur und dem Konzept überlässt man nichts dem Zufall. Auch deshalb läuft das Geschäft im "Laby" noch immer. Dort gibt es nämlich regelmäßig neben Live-Musik auch bekannte Acts aus dem Balkan.

Balkanmeile "nicht mehr wie früher"

Am Ende unserer Reise besuchen wir die "Terminal Gastro Bar". Das schicke Lokal überzeugt mit seinem Design. Barchef Miroslav S. nennt im "Heute"-Talk Corona und die Teuerung als Grund für die Gäste-Flaute.

"Seit der Corona-Zeit ist es viel weniger geworden. Man kann es sich nicht mehr leisten, essen zu gehen. Die Ottakringer Straße ist nicht mehr wie früher", erzählt er uns.

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