Bis 2030 fehlen in Österreich rund 90.000 Pflegekräfte, 9.000 zusätzliche werden allein in Wien benötigt. Um Menschen den Einstieg in den Pflegeberuf zu erleichtern, wurden daher finanzielle Unterstützungen wie die das Pflegestipendium (AMS) und die Pflegegeldprämie (Waff) eingeführt.
Das Pflegestipendium muss vor Beginn der Ausbildung von Arbeitslosen (oder für die Dauer der Ausbildung Karenzierte) beim AMS beantragt (und bewilligt) werden – die Antragstellung erfolgt in Kooperation mit dem Waff. Der Tagsatz für das Stipendium beträgt 53,56 Euro – macht monatlich 1.606,80 Euro bis 1.660,36 Euro – eine wichtige finanzielle Stütze für die Studenten, die immer Mitte des Folgemonats ausbezahlt wird.
„Andere haben bereits fünf Tage nach der Antragstellung die Bewilligung erhalten. Das ist eine riesige Sauerei“Christoph F.Pflege-Student
Aber: Einige Antragsteller, die bereits mit 3. September das Bachelor-Studium Gesundheits- und Krankenpflege (DGKP) am FH Campus Wien begonnen und den Antrag bereits teils vor Wochen gestellt haben, hatten lange keinen positiven Bescheid vom AMS erhalten: "Andere wiederum haben bereits fünf Tage nach der Antragstellung die Bewilligung bekommen. Das ist eine riesige Sauerei, das regt mich auf", erklärt Pflege-Student Christoph F. (34), der auch selbst betroffen war – inzwischen ist sein Fall geregelt.
Doch andere Anträge waren länger in Bearbeitung: "Für die Betroffenen bedeutet das, dass sie keine Sicherheit hatten, ob sie das Geld bekommen oder nicht. Viele Studenten hatten wegen des AMS Existenzängste und haben sich gefragt, wie es weitergeht: Kann ich das Studium machen, wenn das Stipendium abgelehnt wird? Und ja, natürlich sind die Chancen gering, dass der Antrag abgelehnt wird, aber es ist möglich", berichtet der 34-Jährige.
Laut Christoph F. haben heuer rund 500 Studenten mit der Ausbildung am FH Campus gestartet: "Allein bei mir haben sich etwa zwölf Betroffene gemeldet, nur in einem Fall geht es um die Pflegegeldprämie vom Waff in der Höhe von 630 Euro, der Rest betraf das Stipendium", meint er.
Ein weiterer Kritikpunkt sind die Kosten zu Beginn des Studiums, die die Studenten (vorerst teilweise) selbst tragen müssen: "Die Studiengebühren von 363,36 Euro müssen vorfinanziert werden und können erst ab 10. November wieder zur Rückerstattung beantragt werden. Hinzu kommen die Kosten für Kautionen für Bereichskleidung und Spind, ein ärztliches Gutachten und Kosten für Lehrbücher, die wir selbst tragen müssen", bemängelt Christoph F.
„Das Ganze ist extremst bürokratisch. Schwierig ist auch, dass man immer drei Stellen hat, die involviert sind“Christoph F.kritisiert den Behörden-Dschungel
Auch der Behörden-Dschungel lasse viele Studenten verzweifeln: "Ich glaube, ich musste 20 verschiedene Formulare ausfüllen. Das Ganze ist extremst bürokratisch. Schwierig ist auch, dass man immer drei Stellen hat, die involviert sind – das AMS, der Waff und die Fachhochschule. Es sollte eine zentrale Stelle geben, wo alles zusammenläuft."
"Heute" fragte beim AMS nach, ob es einen Bearbeitungsrückstau bei den Pflegestipendien-Anträgen gab: "Bei der Bewilligung von Pflegestipendien hatten und haben wir nicht den geringsten Rückstau, die Zusammenarbeit mit dem Waff funktioniert einwandfrei. Wir haben auch keine Häufung von diesbezüglichen Beschwerden festgestellt", erklärt ein Sprecher.
Am 22. September hieß es: Es sollten keine Fälle offen sein, "die bedeutend älter sind als zirka zwei Wochen, und bei diesen würde es sich um 'Nachmeldungen' handeln. Ganz grundsätzlich ist es eine gute Idee, sich an das AMS oder den Waff zu wenden, wenn man das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt. Und keine Angst: Wer die Formal-Voraussetzungen erfüllt, bekommt das Stipendium. Es steht kein einziger Student ohne finanzielle Unterstützung da", so der AMS-Sprecher.
Auch seitens des Waff wird betont, dass es keinen Rückstau gab: "Aktuell kommen nach wie vor Anträge, die sukzessive geprüft und bearbeitet werden. Sollten Unterlagen oder Daten fehlen, werden diese nachgefordert. Da Anträge noch laufend gestellt werden können, kann keine Aussage über die noch offenen Anträge getroffen werden", meint ein Sprecher zu "Heute".
Zu dem einen Fall, bei dem es um die Pflegegeldprämie geht, erklärt der Waff-Sprecher: "Der Antrag wird gerade bearbeitet, die Betroffene wird Anfang Oktober benachrichtigt, die Prämie dann Mitte Oktober überwiesen." Nachdem "Heute" das AMS und den Waff kontaktiert hatte, wurde die offenen Anträge innerhalb einer Woche erledigt: "Alle Studenten haben mir bestätigt, dass sie jetzt die Bewilligung bekommen haben", meint Christoph F. am 30. September.