Lösung für Personalmangel

Studie zeigt – so bekommt man 4.000 Pfleger zusätzlich

Ist der Pflegenotstand hausgemacht? Eine neue Studie zeigt, dass viele Teilzeitkräfte mehr arbeiten würden – wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Hannah  Maier
11.09.2025, 07:42
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Wäre der Betriebskindergarten mit den Öffnungszeiten nicht so flexibel, könnte sie ihrem Job nicht Vollzeit nachgehen, sagt Irena Udrić. Seit vielen Jahren arbeitet sie in der Pflege – ein Bereich, der händeringend nach Personal sucht.

So auch im Senioren- und Pflegehaus Magdalena der Caritas (Wien-Hernals). 45 Pflegekräfte kümmern sich dort um 60 Bewohnerinnen und Bewohner. Udrić ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, seit fünf Jahren ist sie Haus- und Pflegedienstleiterin. "Für offene Assistenzstellen findet man relativ schnell jemanden, aber wir brauchen auch diplomierte Pflegekräfte und gerade diese Stellen sind schwer zu besetzen. Da wartet man oft ein Jahr", erzählt die 36-Jährige.

Personal fehlt, Kollegen müssen einspringen

Es kommt also nicht selten vor, dass man kurzfristig für Kolleginnen und Kollegen einspringen muss, gelegentlich auch die beiden Stationsleiterinnen im Haus. Da deren Position nicht als eigenständige Stelle vorgesehen ist, übernehmen sie gleichzeitig Pflegeaufgaben – und genau das stellt ein Problem dar.

"Wenn diese Personen einen Nachtdienst machen müssen, können sie am nächsten Tag nicht in den Leitungsdienst. Doch sie übernehmen wichtige und auch aufwendige Aufgaben, wie die Dokumentation und die Kommunikation mit Krankenhäusern und Rettungsdiensten", erklärt Udrić.

Studie liefert neuen Lösungsansatz

Unterm Strich fehlt es also an Fachkräften. Doch mögliche Lösungen liegen auch in den Pflegeeinrichtungen selbst. Viele arbeiten Teilzeit im Haus Magdalena – 10 Stunden, 25 Stunden oder 35 Stunden. Diese Pflegekräfte wären zum Teil bereit mehr Stunden zu leisten, aber nur wenn die Rahmenbedingungen passen.

Dass der Personalmangel in der Pflege lösbar ist, bestätigt auch eine neue Studie der Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie (UMIT) in Tirol, in Auftrag gegeben von der Caritas. Befragt wurden 409 Teilzeit-Pflegepersonen der Caritas. Das Ergebnis: 34 Prozent der Teilzeitkräfte würden mehr Stunden arbeiten, im Schnitt fünf Stunden pro Woche. Das entspricht dem Potenzial von rund 4.000 zusätzlichen Pflege- und Betreuungspersonen. Damit ließe sich der Mehrbedarf an Pflege- und Betreuungspersonal decken. Über 2.000 Pflegepersonen pro Jahr fehlen laut Prognosen der Gesundheit Österreich GmbH.

Teilzeit-Kräfte wollen Stunden aufstocken

Die Rahmenbedingungen müssen aber stimmen. Besonders wichtig ist den Befragten eine wertschätzende Atmosphäre und ein respektvoller Umgang am Arbeitsplatz. Auch eine besser finanzielle Entlohnung ist wesentliches Kriterium. Die Bereitschaft zur Mehrarbeit ist höher, wenn die Arbeit keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit hat und Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben möglich ist. Auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten spielen eine große Rolle.

"Österreich hat die Chance, dem Pflegenotstand entgegenzuwirken. Diese Chance darf nicht ungenutzt bleiben", sagt Univ.-Prof. Dr. Gerhard Müller vom Institut für Pflegewissenschaft (UMIT TIROL). "Wir reden seit Jahren über fehlende Pflegekräfte. Unsere Studie zeigt: Die Menschen sind da. Viele wollen mehr arbeiten. Aber sie können nicht, weil die richtigen Rahmenbedingungen fehlen", betont Caritas-Präsidentin Nora Tödtling-Musenbichler.

Caritas fordert bessere Arbeitsbedingungen

Als Arbeitgeber hätte die Caritas bereits Schritte gesetzt, doch die Möglichkeiten seien begrenzt. "Es geht um weiter reichende Reformen, die von Bund, Ländern und Sozialversicherungsträgern angegangen werden müssen", sagt Caritas Wien-Direktor Klaus Schwertner.

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Gefordert werden unter anderem österreichweit einheitliche Qualitäts-, Versorgungs- und Finanzierungsstandards, Personalschlüssel für ganz Österreich, die Flexibilität zulassen und Dienstplansicherheit garantieren, eine Steuerbefreiung des Pflege-Bonus, eine faire Bezahlung und Honorierung sowie der Ausbau der Kinderbetreuung und Entlastung für pflegende Angehörige.

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