Angelica Berlage steht fassungslos vor dem Grab ihrer Mutter Claudia und ihres Vaters Sven Berlage am Friedhof in Wien-Hietzing. Denn der Grabstein mit dem markanten Wappen ist nicht jener, auf den sie eigentlich blicken sollte. Der zweite Ehemann ihrer Mutter, Ex-Wettermoderator Carl Michael Belcredi (86), ließ den Grabstein austauschen und neu gravieren – ohne Berechtigung.
Der Vater von Berlage starb bereits 1999, ihre Mutter Claudia fand mit Belcredi – Mitglied eines ehemaligen böhmischen Grafengeschlechts – einen neuen Mann an ihrer Seite. Im Juni 2007 heiratete das Paar, das auch gemeinsam in einem Haus in Hietzing wohnte. Doch nach fünf Jahren Ehe – 2012 – starb auch Claudia Belcredi im Alter von 70 Jahren an Krebs.
„Meine Mutter hat sehr detaillierte Angaben zum Beisetzungsort und den Inschriften hinterlassen“Angelica Berlageüber das Grab ihrer Mutter
"Nachdem es vor ihrem Tod Diskussionen über ihren Beisetzungsort gab, hat meine Mutter sehr detaillierte Angaben zum Ort und den Inschriften hinterlassen – so sollte etwa auf dem Grabstein Claudia Belcredi (verwitwete Berlage) stehen. Außerdem hat sie mich zur Grabstellenberechtigten gemacht", erzählt die Sängerin und Schauspielerin im "Heute"-Gespräch.
Nach dem Tod ihrer Mutter übernahm Berlage daher im Juli 2013 das Grabbenützungsrecht: "Ich habe regelmäßig die Grabpflege beauftragt, damit alles seine Ordnung hat. Ich wohne aber nicht in Hietzing und bin auch keine 'Friedhofsgeherin', deshalb war ich lange nicht vor Ort", berichtet die Wienerin.
Im heurigen Juni kam dann durch Zufall heraus, dass der ursprüngliche Grabstein mit der Wunsch-Gravur der Mutter entfernt worden war – offenbar schon vor Jahren: "Ich habe herausgefunden, dass Herr Belcredi eigenmächtig den Grabstein tauschen ließ, die Wunschinschrift meiner Mutter geändert, seine Eltern hinzugefügt und sich vorgraviert hat", ärgert sich Berlage.
Nun stehen vier Belcredi-Namen am Grabstein und der Name von Berlages Vater: "Jetzt fragt sich natürlich jeder, was mein Vater dort zu suchen hat, obwohl es sein Grab ist. Ich bin über diese dreiste Geschmacklosigkeit komplett verstört."
Was die Wienerin ebenfalls ärgert: "Offenbar wurde auch die Gruft geöffnet – angeblich wegen notwendiger Renovierungsarbeiten. Das kommt für mich einer Grabschändung gleich." Berlage fragte daher bei der Friedhofsverwaltung nach: "Dort wurde mir bestätigt, dass es der Witwer war."
Berlage hat nun einen Rechtsanwalt eingeschalten, sieht in erster Linie die Friedhofsverwaltung in der Verantwortung. "Ich werde mich mit allen Mitteln persönlich dagegen wehren, die Laxheit und die Gleichgültigkeit unseres behördlichen Systems schockieren mich." Auch ein neuer Grabstein wurde bereits beauftragt – dieser wird voraussichtlich rund 8.000 Euro kosten.
„Der Grabstein besteht seit vielen Jahren. Bisher gab es keine Beanstandungen“Philipp BelcrediSohn von Carl Belcredi
Laut "Heute"-Informationen ist Carl Belcredi schwer an Demenz erkrankt. Sein Sohn Philipp erklärt gegenüber "Heute". "Der gegenständliche Grabstein besteht seit vielen Jahren. In all den Jahren gab es bisher keine Beanstandungen. Uns liegen auch keinerlei Forderungen seitens Frau Berlage vor, sodass wir dazu keinen weiteren Kommentar abgeben."
"Heute" fragte zudem bei den Wiener Friedhöfen nach: "Im Jahr 2016 veranlasste Herr Belcredi eigenständig Renovierungsarbeiten an der Grabstätte durch ein Steinmetzunternehmen. In solchen Fällen wird üblicherweise davon ausgegangen, dass die Maßnahmen im Einvernehmen mit den Benützungsberechtigten erfolgen. Herr Belcredi ist in unserer Grabdatenbank als letzter Begräbnisbesteller (2012) vermerkt, was ein berechtigtes Interesse am baulichen Zustand der Grabstätte nahelegt", erklärt eine Sprecherin.
Und weiter: "Wir möchten darauf hinweisen, dass seitens der Friedhöfe Wien allerdings keine Zustimmung zur Entfernung des ursprünglichen Grabinventars und Errichtung eines neuen Grabsteins erteilt wurde. Wir ersuchen um Verständnis, dass der Friedhöfe Wien keine Informationen über den Verbleib des ursprünglichen Grabinventars vorliegen."
Zur Stellungnahme der Wiener Friedhöfe meint Berlage: "Das Begräbnis wurde gemeinsam von meiner Schwester, Herrn Belcredi und mir laut den Anordnungen meiner Mutter organisiert und zu je einem Drittel bezahlt. Tatsache ist, dass die Grabstellenberechtigung auf mich übertragen wurde. Friedhöfe Wien hat hier nicht anzunehmen, sondern nachzufragen."