Tierischer Skandal

Pfotenhilfe: "Sind alle Tiere nur noch Schädlinge?"

Laut den Tierschützern der Pfotenhilfe in Lochen lässt der Vizebürgermeister aus Salzburg Wildgänse mit Schalldämpfer erschießen.
04.03.2025, 14:29

Tierschützer stehen nicht nur selten mit den diversen Behörden auf Kriegsfuß, wenn die ehrenamtliche oder lediglich spendenfinanzierte Arbeit mit einem gefühlten Wimpernschlag zunichtegemacht wird. Absurde Gesetze entbehren manchmal jeder Grundlage und machen Tierheimen und Tierrettungsorganisationen das Leben schwer. So auch der Pfotenhilfe in Lochen, die zuletzt die Handhabe der Salzburger Stadt-Regierung kritisiert.

„Während wir verwaiste Gänseküken aufziehen, lässt Vizebürgermeister sie erschießen!“
Jürgen StadlerPfotenhilfe Lochen

"Heimlicher" Abschuss?

Jürgen Stadler vom Tierschutzhof Pfotenhilfe ist außer sich, denn während jährlich von ihm persönlich im Grenzgebiet zwischen Salzburg und Oberösterreich hilflose und verwaiste Gänseküken mühseligst aufgezogen werden, entschließt sich der Vizebürgermeister der Stadt Salzburg, Florian Kreibich zum Abschuss der Wildgänse im Schutzgebiet des Leopoldskroner Weihers.

"Das ist wirklich unfassbar! Dieser schwere Fehler muss sofort rückgängig gemacht werden, wie auch die empörten Anrufe der Bewohner verdeutlichen", berichtet Stadler empört und fragt sich auch, warum das laut Bescheid heimtückisch und heimlich mit Schalldämpfern angeordnet wurde: "Wohl damit sich niemand gestört fühlt oder beschwert. Schalldämpfer sind eigentlich streng verboten, aber gerade für solche tierfeindlichen Aktivitäten werden Ausnahmebescheide erlassen?"

Gelege-Entnahme wird nicht kontrolliert

Die Jägerschaft spricht von einer "Belagerung der Graugänse" weshalb mindestens zehn adulte Tiere zum Abschuss gelangen und auch bis auf zwei Stück Gänseeier während der Brutzeit durch Gipsattrappen im Gelege ausgetauscht werden dürfen.

Jürgen Stadler von der Pfotenhilfe sieht hier ein gewaltiges Problem, da seiner Meinung nach, Jäger – vor allem im derzeitigen Klimawandel – gar nicht wissen können, wie alt die Eier sind, die entnommen wurden und es nur 28 Tage dauert, bis die ersten Gössel schlüpfen.

"Da die Brutzeit normal Anfang März beginnt, dürfte er also nur diese Woche Eier entnehmen. Und selbst das ist angesichts des milden Winters äußerst fragwürdig, denn am Tierschutzhof Pfotenhilfe legen die Gänse schon seit gut zwei Wochen!", weiß Stadler. Laut Beobachtern seien dort auch schon in den letzten Jahren viele illegal zerstörte Eier gesichtet worden.

Viel Lärm um nichts

„Kaum schickt jemand Fotos von drei umgeknickten Grashalmen und ein paar Häufchen Vogelkot, ist die Politik schon mit Tötungsbescheiden zur Stelle“

"Man gewinnt in den letzten Jahren zunehmend den Eindruck, dass Tiere seitens der Regierenden nur noch als Schädlinge gesehen werden und Ausnahmen zur Regel werden. Egal ob geschützte Tiere wie Biber, Fischotter, Bären, Goldschakale, Tauben, Wölfe, Schwäne, Eichelhäher, Raben oder andere Vögel, wie eben auch Wildgänse geht, werden Alternativen zum Töten ignoriert. Zur Sicherheit wird auch gleich die aufschiebende Wirkung von Beschwerden aberkannt oder gar Verordnungen erlassen, gegen die man erst einmal jahrelang vor den EuGH ziehen muss. Gleichzeitig werden aber auf jede Futterwiese – sogar in Naturschutzgebieten – tausende Tonnen Mist und Gülle ausgebracht, was wiederum egal zu sein scheint", macht Stadler seinem Zorn Luft.

Keine Plage in Sicht

Stadler vergleicht die Gänsesituation in Salzburg gerne mit der Schwäne-Situation in Garsten, Oberösterreich. Auch dort soll von "massiven Schäden" durch zu viele Schwäne die Rede gewesen sein und ein Lokalaugenschein der Tierschützer zeigte ein ganz anderes Bild.

Es waren auf den Flächen mit Tötungsanordnung nur wenige Schwäne zu sehen und der Kot kann kein Problem sein, da die Wiesen ständig gemäht und verfüttert wurden. Und bis heute werden dort immer wieder getötete Schwäne gefunden, mehr als je im Bescheid standen.

"Bringt sie uns!"

Die Pfotenhilfe hat auch dort schon ein Umsiedlungsangebot zur Rettung der betroffenen Tiere gemacht. Stadler: "Wir würden die zehn vorgeblich überzähligen und mit dem Tod bedrohten Gänse jederzeit auf unseren großzügigen Teichen ein Leben in Frieden führen lassen. Im Herbst fliegen sie sowieso wieder Richtung Süden."

{title && {title} } red,tine, {title && {title} } 04.03.2025, 14:29
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