Mit der vierten Generation seiner hauseigenen Smartwatch will Google zeigen, dass es endlich gelernt hat, was eine Premium-Uhr wirklich ausmacht. Die Pixel Watch 4 soll nicht nur hübsch aussehen, sondern smarter, ausdauernder und funktionaler sein als je zuvor. Nach drei Anläufen – mal elegant, mal zäh, mal unausgereift – scheint Google nun den Sweet Spot gefunden zu haben: ein simples, aber edles Design, intelligente Software mit der vollen Power von Gemini-AI und endlich eine Akkulaufzeit, die nicht schon am Abend in die Knie geht. Wer die Pixel Watch 3 kennt, wird sofort bemerken: Hier hat sich optisch wenig, technisch aber sehr viel getan. Die Uhr wirkt raffinierter, das Display heller, die Bedienung flüssiger und runder.
Und auch die Integration mit Pixel-Phones und Fitbits Fitness-Universum erreicht ein neues Niveau. Google bleibt seinem ikonischen, runden Stil treu – und das ist gut so. Die Pixel Watch 4 trägt sich wie ein Designer-Accessoire, nicht wie ein Technik-Klotz am Handgelenk. Die Glaswölbung geht fließend in das Gehäuse über, das nun aus einem einzigen Stück chemisch verstärktem Glas gefertigt ist. Das wirkt nicht nur hochwertig, sondern schützt auch das neue Sensorsystem auf der Unterseite. Im Vergleich zur Pixel Watch 3 ist das Gehäuse minimal schlanker geworden, die Proportionen harmonischer. Die neue "Actua 360 Domed Display"-Technik sorgt dafür, dass das Display nicht nur gewölbt, sondern domartig aufgebaut ist.
Selbst aus spitzen Winkeln bleibt die Darstellung am Display brillant, fast so, als würde das Zifferblatt über dem Gehäuse schweben. Das Herzstück jeder Smartwatch ist ihr Bildschirm – und hier hat Google kräftig nachgelegt. Die Pixel Watch 4 bringt es auf satte 3.000 Nits Helligkeit. Das ist fast doppelt so hell wie beim Vorgänger und sorgt für perfekte Ablesbarkeit, selbst in gleißender Sonne. Die Adaptive-Brightness-Steuerung dimmt das Display in dunklen Räumen fast auf null herab (bis zu einem Nit), während es draußen voll aufdreht. Die Ränder sind um 16 Prozent schmaler, der nutzbare Bildschirmbereich aber 10 Prozent größer. Ergebnis: mehr Fläche, weniger Rahmen – bei gleichem Durchmesser (je Modell 41 oder 45 mm).
Auch bei der Energieeffizienz hat Google getrickst. Das Display kann mit adaptiver Bildrate von 60 Hz auf 1 Hz herunterregeln – beim Always-on-Display spart das spürbar Akku, ohne dass das Bild einfriert. Mit der Pixel Watch 4 zieht das aktuelle Material 3-Designkonzept von Android auf das Handgelenk. Menüs, Animationen und Benachrichtigungen wirken lebendiger, fließender und dynamisch an die gewählte Zifferblattfarbe angepasst. Unzählige Watchfaces verändern nicht nur Farbe, sondern auch Stimmung: Von klassisch-edel bis sportlich-modern passt sich alles ans Handgelenk an. Beim Scrollen "tanzen" Listen leicht über die Wölbung des Displays – eine Kleinigkeit, die die Bedienung unglaublich flüssig erscheinen lässt.
Die neue Version von Wear OS 6 sorgt dabei für mehr Tempo: alles scrollt, öffnet und reagiert geschmeidiger als bei der Pixel Watch 3, die gelegentlich noch mit kleinen Denkpausen zu kämpfen hatte. Unter der Haube arbeitet ein Snapdragon W5 Gen 2 – ein deutlicher Sprung gegenüber dem älteren Chip in der Pixel Watch 3. Unterstützt wird er von einem Cortex-M55-Co-Prozessor, der für Sensoraufgaben zuständig ist und 25 Prozent schneller arbeitet, dabei aber nur die halbe Energie benötigt. Diese Hybridarchitektur sorgt für flüssige Animationen und Gesundheitsmessungen, ohne Akku zu verschlingen. Karten-Navigation oder Spracherkennung laufen verzögerungsfrei. Im Alltag bedeutet das: keine Wartezeiten, keine Ruckler mehr.
Das ewige Leiden früherer Pixel-Uhren war vor allem die Ausdauer. Mit der vierten Generation ist das Thema erstmals weitgehend gelöst. Die Pixel Watch 4 schafft je nach Nutzung 30 Stunden (41 mm) bis 40 Stunden (45 mm) mit aktiviertem Always-On-Display – also problemlos einen ganzen Tag und eine Nacht. Wer die Batteriesparfunktion aktiviert, kann sogar bis zu 48 beziehungsweise 72 Stunden erreichen. Dabei bleiben alle Fitness- und Sicherheitsfunktionen aktiv, nur Hintergrundprozesse werden reduziert. Ein Plus ist auch die Schnellladefunktion: In nur 15 Minuten lädt die Uhr auf 50 Prozent, in einer Stunde auf 100. Das macht sie alltagstauglich – und im neuen Ladeadapter sieht sie aus wie ein Standwecker.
Im Vergleich: Die Pixel Watch 3 brauchte fast doppelt so lang, um halbvoll zu werden, und hielt in der Praxis kaum länger als 24 Stunden. Das ist Geschichte. Der wichtigste Software-Trumpf wiederum ist Gemini, Googles KI-Plattform, die direkt in die Uhr integriert wurde. Sie ersetzt den klassischen Assistant, denkt kontextbezogener und reagiert spürbar schneller. Per Sprache lassen sich Nachrichten diktieren, Termine erstellen oder Fitnessfragen beantworten – und dank der neuen "Raise to Talk"-Geste genügt es, den Arm zu heben und zu sprechen. Die Uhr erkennt automatisch, wann man sie anspricht, und aktiviert Mikrofon und Display. Neu sind außerdem Smart Replies, die direkt auf der Uhr vorgeschlagene KI-Antworttexte liefern.
Im Alltag funktioniert das erstaunlich zuverlässig: Eine Nachricht wie "Bin gleich da, Verkehr ist zäh" entsteht, bevor man selbst zu tippen beginnt. Damit setzt sich die Pixel Watch 4 klar von der Pixel Watch 3 ab, die nur rudimentäre Sprachkommandos verstand und stark vom verbundenen Smartphone abhängig war. Wie gehabt steckt im Herzen der Pixel Watch 4 Fitbits Fitness-Expertise. Doch diesmal ist sie klüger verknüpft und präziser als je zuvor. Die Uhr erkennt Aktivitäten wie Laufen, Radfahren, Schwimmen oder Rudern automatisch, wenn sie länger als 15 Minuten dauern. Der Clou: Je häufiger man bestätigende Eingaben macht, desto besser lernt das System. Es merkt sich Routinen und kann Trainings eigenständig starten.
Die neue Dual-Frequency-GPS-Ortung liefert exakte Streckenaufzeichnungen selbst in Häuserschluchten oder im Wald – ein Punkt, an dem die Pixel Watch 3 oft schwächelte. Läufer profitieren von Echtzeit-Laufanalysen, einer individuellen Schrittfrequenz-Auswertung und Formmetriken wie Bodenzeit und vertikaler Bewegung. All das wird durch neue Bewegungssensoren und Machine-Learning-Algorithmen ermöglicht. Zudem gibt es ein AI-gestütztes Trainingssystem, das tägliche "Target Load"-Empfehlungen gibt: Wer übertrainiert, wird zur Ruhe ermahnt, wer sich schont, motiviert. Diese Werte basieren auf Puls, Schlaf und Aktivität – und funktionieren auch ohne das kostenpflichtige Fitbit-Premium-Abo.
Google verspricht zudem "unsere bisher genaueste Schlafanalyse" – und das hält die Uhr. Die Pixel Watch 4 verwendet ein neues neuronales Netz zur Auswertung der Schlafphasen, das klinisch gegen medizinische Schlafprotokolle getestet wurde. In der Praxis liefert sie detaillierte Berichte zu REM-, Leicht- und Tiefschlafphasen, vergleicht sie mit Durchschnittswerten, kann ruhiges Liegen unterscheiden und erstellt einen Readiness-Score für den Tag. Dieser fließt in Trainings- und Erholungs-Tipps ein. Neu ist auch die Hauttemperaturmessung im Schlaf. Nach drei Nächten bildet die Uhr einen persönlichen Referenzwert und zeigt jede Nacht an, ob die Temperatur darüber oder darunter lag – praktisch zur Erkennung von Stress oder Infekten.
Auch im medizinischen Bereich legt Google nach. Die Pixel Watch 4 bietet ein zertifiziertes EKG-Feature, das in 30 Sekunden eine Herzrhythmusanalyse liefert. Bei Auffälligkeiten kann man die Ergebnisse als PDF exportieren und dem Arzt zeigen. Hinzu kommen Benachrichtigungen bei unregelmäßigem Herzrhythmus, die im Hintergrund laufen, sowie – neu in Europa – die "Loss of Pulse Detection". Diese erkennt potenziell gefährliche Aussetzer des Pulses und kann, wenn man nicht reagiert, automatisch einen Notruf auslösen. Das System ist CE-zertifiziert und auch in Österreich zugelassen. Damit schließt Google mit der Watch 4 zu Apple auf – und übertrifft mit der Pulserkennung sogar deren aktuelle Apple Watches.
Neben Sturzerkennung, Notrufautomatik und medizinischen Notfalldaten bietet die Pixel Watch 4 nun auch Safety Check und Emergency Sharing. Geht man joggen und kommt nicht zurück, startet die Uhr nach Ablauf eines Timers automatisch eine Notfallmeldung an vorher definierte Kontakte. Gleichzeitig übermittelt sie den Standort und kann selbstständig den Notruf wählen. Diese Funktionen liefen im Test zuverlässig – und geben ein echtes Sicherheitsgefühl, besonders für ältere oder allein trainierende Personen. Ein weiteres Highlight ist das neue Ultra-Wideband-Modul (UWB). Damit kann die Pixel Watch 4 kompatible Pixel-Smartphones automatisch entsperren, sobald sie sich in unmittelbarer Nähe der Smartwatch befinden.
Google zieht auch abseits davon sein gesamtes App-Universum auf die Uhr. Neben Maps, Gmail, Google Wallet und Gemini gibt es nun auch Gmail- und YouTube-Music-Apps in voller Funktion. Wer möchte, lädt bis zu 500 Songs offline auf die Uhr oder streamt via LTE direkt – selbst ohne Smartphone. Dank der neuen Lautsprecher- und Haptik-Einheit klingt Musik klarer, Benachrichtigungen vibrieren spürbarer, aber nicht störend. Auch die Kamera-Fernsteuerung wurde verbessert: Fokus, Zoom und Videoaufnahme lassen sich direkt über die Uhr steuern – ideal für Selfies oder kreative Aufnahmen mit einem Pixel-Smartphone. Wer Fitness ernst nimmt, wird den neuen Fitbit-Coach-Tab lieben. Dort erscheinen täglich empfohlene Workouts.
Diese sind abgestimmt auf Trainingszustand, Schlaf und Ziele. Die Uhr liefert dazu passende Vorschläge: "Heute lieber Yoga statt Intervalllauf" – und das fühlt sich an, als hätte man einen kleinen Personal-Trainer am Handgelenk. Auch klassische Programme wie Atemübungen über die Relax-App sind wieder dabei, jetzt jedoch mit schöneren Animationen und synchronisierten Achtsamkeits-Statistiken in der Fitbit-App. Die Navigation auf der Pixel Watch 4 ist indes ein Genuss. Wischgesten funktionieren intuitiv, die drehbare Taste reagiert feinfühlig, und das System öffnet Menüs ohne Verzögerung. Das neue Quick-Settings-Menü ist übersichtlicher geworden, enthält Google Home-Steuerung, Wallet, Taschenlampe und Energiesparmodus.
Eine clevere Neuerung ist die Synchronisierung von Modi: Aktiviert man "Nicht stören" oder "Schlafenszeit" am Handy, wechselt auch die Uhr automatisch in denselben Zustand. Diese kleinen Komfortfunktionen machen den Alltag deutlich entspannter. Die Pixel Watch 4 ist nach wie vor bis 50 Meter wasserdicht und erkennt nun automatisch, wenn sie vollständig untergetaucht ist. Sie aktiviert den Water Lock selbstständig und pumpt beim Auftauchen Wasserreste aus dem Lautsprecher. Neu ist die Service-Option: Erstmals hat Google seine Uhr reparierbar gemacht. Akku und Display lassen sich über den offiziellen Service oder sogar über iFixit-Kits austauschen. Ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit, den es so bisher nicht gab.
Bei den Farben setzt Google auf Eleganz mit einer Spur Frische: Das kleinere 41-mm-Modell gibt es in Iris (Violett), Lemongrass (Gelbgrün), Porcelain (Weißbeige) und Obsidian (Schwarz). Das 45-mm-Modell ist ebenfalls in Porcelain und Obsidian zu haben, zusätzlich noch in dem neuen Moonstone (Blaugrau). Die neuen Sportarmbänder aus Fluorelastomer fühlen sich hervorragend weich und doch robust an, lassen sich zudem einfach gegen verschiedenste Bänder in allen möglichen Formen, Farben und verschiedensten Materialien austauschen. Das Anbringen funktioniert über den bekannten Schnellverschluss – das Anbringen funktioniert praktischerweise ganz ohne Werkzeug und Fummelei und hält dann auch überraschend sicher.
Wählen darf man zusätzlich zur Größe der Uhr übrigens zwischen einer Bluetooth/WLAN- und einer 4G LTE + Bluetooth/WLAN-Watch – und neu bietet Google im Pixel Store auch ein Eintauschprogramm nicht nur für ältere Pixel-Watches, sondern auch für Modelle von Konkurrenten wie Apple, Samsung, Garmin oder Huawei an. Preislich startet das kleinere Modell mit Bluetooth/WLAN bei 399 Euro, 100 Euro mehr kostet 4G LTE + Bluetooth/WLAN. Das größere Modell schlägt auf die beiden Beträge noch einmal 50 Euro drauf. Im Vergleich zum Vorgänger blieben die Preise damit gleich, die Watch 3 gibt es mittlerweile bereits ab knapp über 200 Euro. Im Vergleich zeigt sich: Google hat fast jedes Detail verbessert.
Das Display ist heller, der Akku größer, der Prozessor moderner, die Software reifer. Während die Pixel Watch 3 oft wegen kurzer Laufzeit, träger Performance und unausgereifter Fitness-Daten kritisiert wurde, liefert die neue Version durchgängig stabile Ergebnisse. Besonders die KI-Integration mit Gemini hebt sie auf ein neues Level – etwas, das die alte Uhr gar nicht bieten konnte. Kurz gesagt: Wer von der Watch 3 kommt, erlebt hier keine optische Revolution, aber ein technisches Upgrade, das in Summe aus einer hübschen Smartwatch endlich eine wirklich smarte Uhr macht. Nach mehreren Tagen im Test bleibt der Eindruck: Die Pixel Watch 4 ist keine Spielerei, sondern ein ernstzunehmender Alltagsbegleiter. Sie hält, was sie verspricht.
Besonders beeindruckend ist, wie harmonisch die neue Watch 4 mit Pixel-Phones zusammenarbeitet. Benachrichtigungen, Apps und Systemeinstellungen laufen wie aus einem Guss. Auch Nutzer anderer Android-Smartphones können sie grundsätzlich koppeln, weiter ausgeschlossen bleiben hingegen iPhone-Nutzer. Wer jedoch ein Pixel- oder anderes Android-Gerät besitzt, bekommt hier eines der rundesten Smartwatch-Erlebnisse des Jahres. Das elegante Design bleibt, die Technik zieht endlich nach. Mit Gemini, schnellerem Prozessor, präziserem GPS und deutlich besserer Akkulaufzeit ist die Uhr erwachsen geworden. Und Google ist Apple auch mit der Satellitenkommunikation auf der Watch zuvorgekommen.
Die Watch 4 ist kein Mode-Accessoire mit Apps, sondern ein echter digitaler Assistent – einer, der zuhört, versteht, misst und schützt. Ob Fitness, Gesundheit oder Alltag: Die Pixel Watch 4 begleitet unauffällig, zuverlässig und intelligent. Natürlich bleibt Luft nach oben: Zwei volle Tage Akkulaufzeit sind im Vergleich zu reinen Fitnessuhren oder dem ein oder anderen Modell der Konkurrenz immer noch überschaubar, anfangs verwirrt die Doppelnutzung Watch-App und Fitbit-App etwas und die KI-Features sind erst nach und nach hierzulande vollständig verfügbar. Doch das schmälert den Gesamteindruck kaum. Im Boulevard-Jargon könnte man sagen: Diese Smartwatch ist das iPhone-Moment der Pixel-Serie: schön, smart, endlich rundum gelungen.