Die Natur überrascht immer wieder - diesmal mit einem Fund, der Umweltschützer jubeln lässt: Ein Forschungsteam der Universität Lausanne hat in Alpengletschern Bakterien entdeckt, die Plastik zersetzen können. Und das mit einer Effizienz, die alles bisher Bekannte in den Schatten stellt.
Die sogenannten "Kryophilen" - also kälteliebenden Mikroorganismen - wurden im Schmelzwasser von Gletschern in den Schweizer Alpen nachgewiesen. Sie können laut Studie zwei häufige Kunststoffe abbauen: Polyethylenterephthalat (PET), das etwa in Getränkeflaschen steckt, und Polyethylen (Bestandteil von Verpackungsfolien).
Besonders bemerkenswert: Die Bakterien fressen das Plastik nicht nur, sie tun das auch bei tiefen Temperaturen - was sie von bisherigen Laborstämmen unterscheidet, die hohe Temperaturen benötigen. "Diese Bakterien produzieren Enzyme, die selbst bei 15 Grad noch aktiv sind", erklärt Studienleiterin Janine Philipp. Das mache sie besonders interessant für die industrielle Nutzung.
Die Forscher testeten insgesamt 34 Gletscherstämme. Davon zeigten sechs ein besonders starkes Potenzial zur Plastikzersetzung. Zwei Stämme - Pseudomonas und Cryobacterium - konnten innerhalb von nur fünf Tagen einen Großteil der Plastik-Proben abbauen.
Zwar ist die industrielle Anwendung noch Zukunftsmusik, doch der Fund gilt als Meilenstein in der Forschung zur biologischen Plastikentsorgung. Denn bisherige Verfahren sind teuer, energieintensiv - und funktionieren meist nur unter Laborbedingungen.