Nach polnischen Angaben waren in der Nacht mindestens 19 russische Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen. Drei wurden abgeschossen, in der Ortschaft Wyryki sind die Überreste einer Drohne in ein Wohngebäude eingeschlagen. Dabei wurde das Dach des Gebäudes und ein auf dem Grundstück geparktes Auto beschädigt – "Heute" berichtete.
Bei seinem Auftritt im polnischen Parlament präsentierte Regierungschef Donald Tusk neue Details zu den abgeschossenen Drohnen. Um 22.06 Uhr habe das Militär erste Informationen über einen massiven russischen Luftangriff auf die Ukraine erhalten. Die Anzahl der beteiligten Drohnen und Raketen sei alarmierend gewesen, weshalb die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte erhöht wurde.
"Wir befinden uns nicht im Kriegszustand, aber diese Provokation großen Ausmaßes ist gefährlicher als alle bisherigen", sagte Tusk.
Zudem kündigte der polnische Premier an, ein Verfahren nach Artikel 4 des NATO-Vertrags zu beantragen. Der Artikel sieht Beratungen vor, wenn sich ein NATO-Land von außen gefährdet sieht. "Die Parteien werden einander konsultieren, wenn nach Auffassung einer von ihnen die Unversehrtheit des Gebiets, die politische Unabhängigkeit oder die Sicherheit einer der Parteien bedroht ist", heißt es darin.
Artikel 4 wurde seit der Gründung der NATO 1949 siebenmal in Anspruch genommen. Das letzte Mal war es am 24. Februar 2022 der Fall, als Bulgarien, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Tschechien und die Slowakei Beratungen innerhalb des Bündnisses beantragt hatten.
Der polnische Präsident Karol Nawrocki sprach in einer eilig einberufenen Pressekonferenz von einem "beispiellosen Moment in der Geschichte der NATO. Ich danke allen polnischen Soldaten, Piloten und unseren Verbündeten. Die Mechanismen haben funktioniert. Wir haben bewiesen, dass wir innerhalb der NATO dank der polnischen Soldaten, Piloten und Verbündeten in der Lage sind, auf solche Situationen zu reagieren."