Seit Inkrafttreten des Selbstbestimmungsgesetzes im Vorjahr ist es Volljährigen in Deutschland relativ unbürokratisch möglich, das eingetragene Geschlecht ändern zu lassen. Es sind dafür keine Gutachten, Diagnosen oder psychologischen Untersuchungen nötig. Ein Umstand, der von vielen kritisiert wird – und immer wieder für skurrile Blüten sorgt.
So auch in diesem Fall: Ein namentlich nicht genannter Polizeikommissar aus Düsseldorf, Mitte 30, soll die neue Gesetzeslage ausgenützt haben, um dank Frauenförderungs-Richtlinien früher befördert zu werden. Am 7. Mai ließ er beim Standesamt sein Geschlecht von "männlich" auf "weiblich" umschreiben, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" berichtet. Begründung brauchte er dafür keine.
Zu seinen Kollegen soll er sich zuvor aber durchaus wiederholt zu seinen Motiven für seine – rein am Papier stattgefundene – "Geschlechtsumwandlung" geäußert haben. "Der früher männliche Kollege hatte mehrfach an unterschiedlichen Stellen im Kollegenkreis aktiv, explizit und plakativ zum Ausdruck gebracht, dass er seinen Geschlechtseintrag nur ändern lassen wolle, um von der behördlichen Frauenförderung im Beurteilungs- und Beförderungswesen zu profitieren", zitiert das Nachrichtenportal "T-Online" eine Polizeisprecherin.
Tatsächlich verbesserte sich der Rang des Kommissars in der Beförderungs-Rangliste durch die "Umwandlung" zur Kommissarin um 43 Plätze. Doch die Polizeipräsidentin Miriam Brauns kaufte der "Kommissarin" die Geschichte nicht ab. Sie verhängte einen Beförderungsstopp und erstattete Betrugsanzeige. Bei der nun doch nicht erfolgten Beförderung geht es um einen potentiellen Gehaltssprung von 247 bis 472 Euro monatlich, je nach Verwendungsgruppe.
Die "Kommissarin" wehrt sich nun rechtlich mit einem Anwalt gegen die vermeintliche "Diskriminierung". Sie fordert die Aufhebung des Beförderungsstopps und ortet eine "queerfeindliche Haltung" im Polizeiapparat.
Ihr Anwalt Christian Arnold hat für ihre Aussagen im Kollegenkreis eine "einfache" Erklärung parat: "Nach dem Geschlechtswechsel ist meine Mandantin von sehr vielen Leuten angesprochen worden. Um nicht Höchstpersönliches ausbreiten zu müssen, hat sie mit einem lockeren, ironischen Spruch geantwortet, wonach sie es nur für die Beförderung gemacht habe", wird er in deutschen Medien zitiert.
Doch Brauns kontert: Die "Kommissarin" soll bereits im Vorfeld angekündigt haben, ihren Geschlechtseintrag nach der Beförderung erneut ändern zu lassen, um als Mann zu heiraten. Den Vorwurf der "queerfeindlichen Haltung" weist man entschieden zurück: In der Vergangenheit habe es bereits mehrere Fälle gegeben, in denen der Geschlechtseintrag geändert und akzeptiert worden sei, heißt es. Jetzt beschäftigt der kuriose Fall die deutschen Gerichte.