Die Nervosität im Innviertel ist groß: In einem TV-Interview ließ Rajiv Bajaj, Chef des indischen KTM-Miteigentümers Bajaj Auto, aufhorchen. Die Produktion in Europa sei "tot", sagte er im August auf CNBC TV18 – und meinte sinngemäß, man könne ja auch in Indien fertigen. Kein Wunder, dass das in Oberösterreich für Wirbel sorgt.
KTM in Mattighofen gibt sich aber betont gelassen. "Es gibt derzeit keine Pläne, die Produktion zu verlagern", so CEO Gottfried Neumeister. Stattdessen laufe der Neustart nach der kürzlich überstandenen Krise zufriedenstellend.
Tatsächlich steckt hinter KTM ein Mega-Deal: 800 Millionen Euro pumpte Bajaj in das Unternehmen, um es zu retten – will dafür nun aber auch mehr mitreden. Geplant ist die Übernahme der Pierer Bajaj, die knapp drei Viertel an der KTM-Mutter Pierer Mobility hält. Damit bekämen die Inder deutlich mehr Einfluss.
Bajaj selbst lobt KTM zwar als "von unschätzbarem Wert", kritisiert aber hohe Produktionskosten in Europa. Als warnendes Beispiel nennt er den britischen Hersteller Triumph, der komplett nach Thailand und Indien übersiedelte. "Wenn Triumph das vor 15 Jahren machen konnte, warum prinzipiell nicht auch KTM?" KTM-Motorräder aus indischer Produktion würden zudem über 30 Prozent Ergebnis bringen, so Bajaj.
Trotzdem bleibt man in Mattighofen optimistisch: Man wolle sich nun auf die Kernmarken KTM, Husqvarna und GasGas konzentrieren. MV Agusta und das Fahrradgeschäft hat man bereits abgestoßen.