28 Jahre ohne WM – jetzt ist der Bann gebrochen. Und ausgerechnet Herbert Prohaska, der Mann des legendären "Spitz von Izmir" 1977, ordnet den aktuellen ÖFB-Triumph ein. Der Jahrhundertfußballer sieht klare Parallelen zwischen seinem historischen Treffer und Michael Gregoritschs Goldtor beim 1:1 gegen Bosnien.
"Das ist genau richtig. Wenn einer ein Tor schießt, mit dem man letztlich zur WM fährt, ist das genauso viel wert", sagt der 70-Jährige über Gregoritschs Treffer im Happel-Stadion zur "APA". 1977 hatte Prohaska Österreich zur WM 1978 geschossen – nun wiederholte Gregoritsch dieses Kunststück, wenn auch nicht mit einem Spitz, dafür mit Nerven aus Stahl in Minute 77.
Prohaska spricht von einer "wahnsinnig langen Zeit" seit 1998. "Es war höchste Zeit. Was den Fußball betrifft, herrscht eine große Euphorie im Land, das ist großartig."
Das Zittern gegen Bosnien? Für Prohaska ein Drehbuch wie aus Hollywood. "So weiterzukommen und sich zu qualifizieren, etwas Spannenderes und Dramatischeres gibt es gar nicht."
Der Mann des Abends selbst war nach seinem Goldtor überwältigt. "Meine Karriere war immer ein Auf und Ab. Irgendwie war ich nie ganz weg", sagte Gregoritsch, dessen 1:1 Österreich nach 28 Jahren wieder zur Weltmeisterschaft führt.
Dass er in genau diesem Moment zur Stelle war, erklärte er so: "Wenn ich nicht an mich glauben würde – und in solchen Situationen an mich glauben würde – wer dann?"
Er ist keiner, der sich größer macht, als er ist. "Ich bin nicht der spektakulärste Spieler. Einer der langsamsten Spieler. Aber ich bin schon ewig da." Viele seien gekommen und gegangen – er blieb. "Das sind Momente, die werden mir ewig bleiben."
Besonders emotional: die lange Umarmung mit Marko Arnautovic. Neun Jahre spielen die beiden inzwischen gemeinsam im Team.
Was Arnautovic ihm am Spielfeld sagte? "Wir haben es geschafft, hat er mir gesagt – und ich habe es ihm gesagt. Meine engsten Jungs habe ich heute alle ein bisschen länger umarmt."
Für beide ist es ein gemeinsamer WM-Weg – und möglicherweise Arnautovics letzte Chance auf ein großes Turnier.
Prohaska spart nicht mit Lob. Über Alaba sagt er: "Er kommt immer zur Nationalmannschaft, fiebert mit, springt auf. Damit ist er ein Riesenvorbild." Über Arnautovic: "Er hat nie resigniert und ist jetzt belohnt worden. Es war wahrscheinlich seine letzte Möglichkeit."
Für Prohaska ist klar: Teamchef Ralf Rangnick hatte entscheidenden Anteil. "Man hat gesehen, dass er diese WM-Quali will. Er hat Bayern nicht umsonst abgesagt."
Dass Gregoritsch trotz wenig Spielzeit bei Bröndby das Vertrauen bekam, freut Prohaska besonders: "Rangnick setzt trotzdem auf ihn – und man sieht, wie wichtig das ist."
Wie weit geht es bei der WM? Prohaska bremst jedoch Erwartungen: "Der Anspruch, wir müssen weiterkommen, wäre ein Fehler."