Eine toxische Mischung aus Eifersucht, Wut und Rachegedanken dürften den Häftling (66) am Sonntag, 13. Juli, während des genehmigten Haftausgangs zum Imbissstand seines Rivalen (55) in Traiskirchen (Bezirk Baden) geführt haben.
Mit einem Flintengeschoß erschoss Josef P. den Imbissbesitzer (Treffer im Brustbereich, Anm.), verletzte die bei dem 55-Jährigen beschäftigte Freundin (25) mit einem Schuss im Beinbereich schwer. Um 10.05 Uhr erfolgte die Alarmierung der Einsatzkräfte – nach den abgegebenen Schüssen im Industriegebiet in Traiskirchen.
Dann richtete sich der Ex-Bordell-Chef, laut Polizei "ein österreichischer Staatsbürger und einschlägig vorbestrafter Gewalttäter", nach kurzer Flucht mit seinem dunklen Auto in einem nahen Weingarten selbst.
Um 10.12 Uhr wurde im Weingarten bei Tribuswinkel, rund drei Kilometer vom Tatort entfernt, die Leiche von Josef P. von Passanten aufgefunden – neben ihm lag die Schrotflinte.
Der 66-Jährige hatte selbst mit der 25-Jährigen früher eine Liaison, sie zeigte ihn aber letztes Jahr wegen häuslicher Gewalt an. Der Tatverdächtige wurde verurteilt, Josef P. wanderte hinter Gitter (vorgesehenes Strafende: Dezember 2025).
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Schon vor der Bluttat hatte Josef P. begleitete und unbegleitete Ausgänge "ohne Vorkommnisse im Rahmen des Entlassungsvollzugs absolviert", heißt es seitens des Justizministeriums gegenüber "Heute". Am 15. Februar 1985 wurde ein bis heute gültiges Waffenverbot gegen ihn ausgesprochen. Wann und woher er die Tatwaffe bekam, ist unklar.
Heikle Fragen, warum der Tatverdächtige überhaupt seine unbegleiteten Ausgänge haben durfte, muss sich nun das zuständige Justizministerium stellen: "Das Bundesministerium für Justiz hat umgehend eine detaillierte Prüfung der genauen Umstände eingeleitet. Diese läuft derzeit noch", heißt es gegenüber "Heute".
Laut Friedrich Alexander König, Generaldirektor für den Strafvollzug, zeige der Fall, dass die Risikoeinschätzung "nicht so trefflich war, wie sie sein könnte" – das sagte er gegenüber dem "ORF NÖ". Internetaktivitäten von Haftfreigängern sollen nun stärker geprüft werden.
Ein unbeschriebenes Blatt war Josef P. jedenfalls nicht: Laut "Kurier" hatte er in Baden ein Bordell gehabt, 1982 wurde er wegen Zuhälterei verurteilt – damals hatte er ebenfalls einem Rivalen in den Fuß geschossen.
1988 soll er mit Komplizen in Purkersdorf in einen Juwelier gerast sein, die Beute: Schmuck und Diamanten. Anfang der 2000er-Jahre soll er seine damalige Freundin aus einem Fenster im ersten Stock geworfen haben – Mordversuch war ihm angelastet worden, Geschworene sahen aber nur das Delikt Körperverletzung, zwei Jahre Haft. Insgesamt verbrachte Josef P. über ein Dutzend Jahre in Haft, davon vier in Ungarn (Drogen, illegaler Waffenbesitz).
Ein Blick auf das Facebook-Profil des Tatverdächtigen lässt tief blicken: Zu seinen Vorlieben zählten ABBA-Musik, Luke Mockridge. Einigen Swinger-, Laufhäuser- und Saunaclubs folgte er auf der Social-Media-Plattform – immer wieder war er auch auf der Suche nach Frauen. Zwischendurch scheinen geteilte Postings mit rassistischen Inhalten auf.
In kryptischen Nachrichten kann man Drohungen herauslesen, so etwa am 27. Mai: "Ich denke über meine Feinde nach. Ich liebe sie jeden Tag mehr und kann das Wiedersehen kaum erwarten." Am 31. Mai: "Es muss einmal gesagt sein, kein Panzer kann mich aufhalten. Denkt darüber nach, meine Lieben!"
Am 25. Juni postete er ein Foto seiner Ex mit dem Verweis: "Ich warte auf meinen Einsatz."
Und zuletzt vor rund einer Woche, am 6. Juli: "Es wird viel schneller kommen als ihr alle denken könnt. Die Überraschung wird groß sein. Ich liebe euch alle von ❤"