Ab 2026

Psychologische Betreuung auf Kasse kommt

Die ÖGK ermöglicht ab 2026 erstmals die klinisch-psychologische Krankenbehandlung als Kassenleistung und einen leichteren Zugang zu Behandlungen.
Heute Life
12.12.2025, 07:53
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Wer in Österreich einen Psychologen"auf Kasse" sucht, braucht oft vor allem eines: Geduld – und manchmal auch Geld. Seit der Pandemie ist der Bedarf an psychotherapeutischer und psychologischer Hilfe deutlich gestiegen, gleichzeitig ist die Zahl der vollfinanzierten Plätze kaum mitgewachsen. Das führt zu langen Wartelisten, die je nach Bundesland und Region von mehreren Monaten bis weit über ein Jahr reichen können.

Zwar gibt es seit 2024 die Möglichkeit, einen Teil der Kosten rückerstattet zu bekommen – je nach Krankenkasse zwischen 33 und 48 Euro –, doch mussten die Betroffenen die Behandlung bisher trotzdem vorfinanzieren. Bei Honoraren von 100 Euro und mehr pro Stunde ist das für viele eine enorme Hürde. Wer sich das nicht leisten kann, bleibt häufig ohne rasche Behandlung. Das ändert sich jetzt.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ermöglicht ab 2026 erstmals die klinisch-psychologische Krankenbehandlung als gänzliche Kassenleistung und einen leichteren Zugang zu Behandlungen. Gemeinsam mit SVS und BVAEB wurde dazu ein bundesweiter Vertrag mit dem Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) abgeschlossen.

ACHTUNG: Nicht zu verwechseln ist die Neuerung mit dem Bereich der Psychotherapeuten, für die es schon bisher Kassenleistungen gab und die ein anderes Berufsbild darstellen.

Pro Jahr stehen 120.700 Behandlungseinheiten zur Verfügung

Bislang wurden klinisch-psychologische Behandlungen über Kostenzuschüsse abgegolten. Mit dem Abschluss des neuen Vertrags stehen ab 2026 jährlich rund 120.700 klinisch-psychologische Behandlungseinheiten als Kassenleistung zur Verfügung. Diese Maßnahme führt zu einer Verbesserung der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Bei den bereitgestellten Behandlungseinheiten entfällt die Vorfinanzierung durch die Versicherten, und die Wartezeiten sinken.

Die klinische Psychologie beschäftigt sich mit psychischen Erkrankungen und Störungen, aber auch mit körperlichen Krankheiten, bei denen die Psyche mitwirkt oder beeinflusst wird. Darüber hinaus widmet sie sich psychischen Ausnahmesituationen und den Folgen starker akuter Belastungen, ebenso wie Entwicklungs- und Lebenskrisen. Im Fokus stehen dabei vor allem seelische Krisen und Zustände, die einen Krankheitswert haben.

So kommst du dazu

Der Zugang wird ab Frühjahr 2026 über eine zentrale Servicestelle des Berufsverbandes BÖP erfolgen. Bei dieser können sich Versicherte künftig anmelden und werden im Anschluss an qualifizierte Klinische Psychologen in Wohnortnähe vermittelt. Die Leistungen werden entsprechend der Bevölkerungsverteilung österreichweit bereitgestellt.
Weiter möglich ist es, sich selbst direkt an niedergelassene klinische Psychologinnen (wie bisher ohne Kassenvertrag) direkt zu wenden und dann einen Teil als Kostenzuschuss von der Krankenkasse zurückzubekommen.

Finanzierung bis 2028 – Fortführung angestrebt

Für Andreas Huss, Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) ist das ein besonders wichtiger Beschluss für die einheitliche Weiterentwicklung der psychosozialen Versorgung in Österreich: "Die Aufnahme der Leistungen der Psycholog*innen als wichtige Gesundheitsdienstleister ins ASVG (Allgemeine Sozialversicherungsgesetz) im Jahr 2024 war der erste Schritt. Mit der Einführung der klinisch-psychologischen Behandlung als Kassenleistung schaffen wir mit 1. Jänner erstmals einen einfachen und österreichweit einheitlichen Zugang mit klarer Entlastung für die Versicherten. Die zentrale Servicestelle sorgt für Vermittlung und kürzere Wartezeiten. Wir investieren gezielt in die psychische Gesundheit und stärken die Versorgung dort, wo der Bedarf seit Jahren steigt. Leider ist die Finanzierung durch den Bund aber nur bis 2028 gesichert. Wir werden alles daransetzen, um mit dem Bund eine dauerhafte Finanzierung sicherzustellen."

„Leider ist die Finanzierung durch den Bund aber nur bis 2028 gesichert. Wir werden alles daransetzen, um mit dem Bund eine dauerhafte Finanzierung sicherzustellen.“

Auch die Präsidentin des BÖP, Dr.in Beate Wimmer-Puchinger, begrüßt den Vorstoß und betont: "Mit der Schaffung der kostenfreien Behandlungsplätze bei Klinischen Psycholog*innen erreichen wir einen besonders wegweisenden Schritt für die psychische Gesundheitsversorgung in Österreich, der entscheidend dazu beiträgt, den Zugang aller Versicherten zu qualitätsgesicherter Behandlung dauerhaft zu sichern. Es ist ein bedeutsames Signal, insbesondere für all jene Menschen, die dringend Unterstützung benötigen und zeigt: Konsequente Arbeit, sorgfältig geführte Gespräche und die gemeinsame Verantwortung mit ÖGK, SVS und BVAEB können tatsächlich zu nachhaltigen strukturellen Verbesserungen führen. Unser Ziel bleibt klar: Psychische Gesundheit für alle Menschen in Österreich zu stärken und die psychische Versorgungslandschaft innovativ mitzugestalten."

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 12.12.2025, 10:03, 12.12.2025, 07:53
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