Licht steuert unseren Körper wie ein Taktgeber: Es regelt Hormone, Blutdruck, Verdauung und sogar das Haarwachstum. Doch die Kraft, die uns tagsüber aktiviert, könnte nachts zum Risiko werden.
Daten aus den vergangenen Jahren verbinden Licht bei Nacht mit Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und sogar Herzinsuffizienz. Für eine internationale Studie trugen fast 90.000 Probanden Fitness-Tracker, deren Lichtsensor jede Minute die Umgebung erfasste. Das Ergebnis: Je heller die Nächte, desto größer das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Teilnehmende, die nachts dauerhaft rund 100 Lux ausgesetzt waren (= etwa das Niveau eines schwach beleuchteten Hotelflurs), hatten ein bis zu 60 Prozent höheres Risiko für Erkrankungen wie Vorhofflimmern oder Schlaganfälle.
Licht unterdrückt die Produktion vom Schlafhormon Melatonin – kurze Lichtimpulse reichen aus, um diesen Prozess zu stören: US-Forscherin Phyllis Zee zeigte in einer Laborstudie, dass selbst 100 Lux während des Schlafs die Herzfrequenz erhöhen und den Stoffwechsel belasten. Die Bauchspeicheldrüse der Betroffenen musste am nächsten Tag mehr Insulin produzieren, um den Blutzucker stabil zu halten. Die Folge: Der Körper bleibt unruhig, als würde ein Alarmton im Hintergrund weiterlaufen.
Experten empfehlen, die Nacht so dunkel wie möglich zu gestalten – idealerweise nahezu frei von künstlicher Beleuchtung. Schon geringe Unterschiede machen viel aus: Räume mit weniger als 10 Lux gelten als deutlich gesünder als solche, in denen Lichtquellen dauerhaft glimmen. Selbst ein schwaches Standby-Licht, Straßenlaternen durch ein unbedecktes Fenster oder ein eingeschalteter Fernseher können die innere Uhr empfindlich stören.
Im Schlafzimmer sollten daher Lichtquellen abgeschirmt werden und kein blaues Display leuchten: Je dunkler die Nacht, desto stabiler arbeitet die innere Uhr – und desto besser erholt sich der Körper.