Politik

Rettungsdienst würde ohne Zivildiener zusammenbrechen

Ist der Zivildienst noch zeitgemäß? Lohnt er sich überhaupt? Oder ist er reine Schikane? Eine neue Studie gibt Antworten.

Leo Stempfl
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In weiten Teilen des Gesundheitswesens würde ohne Zivildiener und Ehrenamtliche nichts laufen.
In weiten Teilen des Gesundheitswesens würde ohne Zivildiener und Ehrenamtliche nichts laufen.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Musste man sich vor Jahrzehnten noch vor einer Kommission rechtfertigen, wieso man seinem Land nicht an der Waffe dienen will, ist die Wahl mittlerweile völlig frei. Fast die Hälfte macht heutzutage neun Monate Zivil- statt sechs Monate Grundwehrdienst. Der Nutzen für die Gesellschaft ist unerlässlich, wie eine neue Studie der Wirtschaftsuni Wien im Auftrag der Zivildienstserviceagentur zeigt.

Auch Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger findet: "Wer Zivildienst leistet, hilft nicht nur seinen Mitmenschen, sondern leistet einen unverzichtbaren Dienst für die gesamte Gesellschaft." Ohne Zivildiener könnten die meisten Einrichtungen ihre Leistungen nicht aufrecht erhalten. 90 Prozent würden sich zudem wieder dafür entscheiden. "Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, wie wichtig und unverzichtbar der Zivildienst für unser Land ist."

Die Ergebnisse im Detail

Der Nutzen ist also keinesfalls ausschließlich wirtschaftlicher Natur. 70 Prozent der Zivildiener zeigten nach den neun Monaten ein höheres Verständnis für die Probleme benachteiligter Gruppen, 63 Prozent weisen eine höhere Belastbarkeit auf, 53 Prozent sind toleranter, 46 Prozent geduldiger als davor. An Wirtschaftsleistung schlagen sich diese erworbenen sozialen Effekte mit 116 Millionen Euro zu Buche.

"Über 70 Prozent der Zivildiener gaben an, durch den Zivildienst soziale Kompetenzen, wie auch mehr Resilienz und Toleranz entwickelt zu haben. Viele junge Männer kommen durch den Zivildienst zum ersten Mal mit sozialen Berufen in Kontakt. Es geht beim Zivildienst also nicht bloß um einen Wehrersatzdienst für den Staat. Hier geht es auch um Menschen- und Herzensbildung. Davon profitieren wir alle", sagt Zivildienstministerin Elisabeth Köstinger.

Eine der Grundsäulen des Zusammenlebens in Österreich ist das Ehrenamt. Ohne Freiwillige gäbe es in den meisten Orten nicht mal eine Feuerwehr. Wie die Erhebung zeigt, arbeiten 30,5 Prozent nach dem Zivildienst als ehrenamtliche Mitarbeiter in der Einrichtung weiter. Nach zehn Jahren sind durchschnittlich noch 18 Prozent der Ehrenamtlichen dort tätig.

Konsequenzen bei Wegfall

Gäbe es keine Zivildiener, müssten die Leistungen durch Mehrarbeit bereits angestellter Mitarbeiter und durch neue hauptamtliche oder ehrenamtliche Mitarbeiter erbracht werden. Eine Auswertung der Statistiken hat allerdings gezeigt, dass etwa im Bereich Hilfstätigkeiten im "Rettungsdienst und Krankentransport" schon 2019 nicht genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen würden. Die geringere Betreuungsqualität hätte für die gesamte Bevölkerung negative Auswirkungen. 

Das Fazit der Studie

Die positiven Effekte des Zivildienstes übersteigen die negativen Effekte und Kosten um insgesamt knapp 680 Mio. Euro.

Haupteffekt, mit etwa 630 Mio. Euro, sind die durch den Zivildienst gewonnen Ehrenamtlichen.

Der Zivildienst ist für Einrichtungen um 117 Mio. Euro günstiger als das Alternativszenario (Abschaffung und zusätzliche Hauptamtliche) und erbringt um 712 Mio. Euro mehr Leistungen.