Am Mittwoch wurde gegenüber dem sowjetischen Kriegerdenkmal am Schwarzenbergplatz in der Wiener City ein Großplakat der Wiener Festwochen heruntergerissen und verbrannt. "Als Täter wurde ein russischer Staatsbürger festgenommen, die Polizei ermittelt", zeigt sich Festwochen-Chef Milo Rau am Donnerstag schockiert von der Tat eines "russischen Faschisten".
Auf "Heute"-Anfrage bestätigt die Wiener Polizei den Einsatz: "Gegen 11.40 Uhr verständigte ein Passant den Polizeinotruf. Als die Beamten eintrafen, konnten diese neben dem Brunnen am Schwarzenbergplatz eine geringe Flamme wahrnehmen, die durch die Beamten umgehend durch den am Funkwagen vorhandenen Feuerlöscher gelöscht wurde", so Polizeisprecherin Julia Schick.
„Der Mann wurde aufgrund einer vermutlichen psychischen Erkrankung einem Amtsarzt vorgeführt und in weiterer Folge in einem Krankenhaus untergebracht“Julia SchickLPD Wien Pressestelle
Ein 33-jähriger Mann mit ungeklärter Staatsangehörigkeit, der beim Eintreffen der Beamten in Nähe am Brunnen saß, soll kurz zuvor ein Plakat heruntergerissen und dieses in weiterer Folge angezündet haben. "Der Mann wurde aufgrund einer vermutlichen psychischen Erkrankung einem Amtsarzt vorgeführt und in weiterer Folge in einem Krankenhaus untergebracht. Weiters wurde er wegen des Verdachts der Sachbeschädigung angezeigt", so Schick.
Das Plakat ist eines der Hauptsujets der diesjährigen Festwochen und zeigte zwei junge Männer, eng umschlungen und in Liebe vereint auf einem Bett. Es handelt sich dabei um ein Zitat eines der vielleicht berühmtesten Bilder der Fotografiegeschichte: des Bed-ins von John Lennon und Yoko Ono gegen den Vietnam-Krieg.
Am Donnerstag, dem Tag des Kriegendes, soll das Plakat um 17 Uhr wieder aufgehängt werden – in Anwesenheit des Rats der Republik, Bürgern aus Wien sowie der beiden Models der Plakatkampagne. Im Anschluss lädt Rau – während eine Mahnwache die Plakate beschützt – zur Burgtheater-Urlesung ins Wiener Burgtheater, der ersten Lesung des 40 Jahre gesperrten antifaschistischen Stücks der Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek.
Um 23 Uhr beginnt dann das Bed-in der Republik der Liebe: Übernachten wir alle gemeinsam auf dem Schwarzenbergplatz, um ein Zeichen der Liebe und der Versöhnung zu setzen in Zeiten des Kriegs und des Hasses! So wird aus dem 9. Mai, der in Russland traditionell als "Tag des Sieges" über die Truppen der Nazis begangen wird, ein "Tag der Liebe"
„Wir beantworten diesen destruktiven und unverständlichen Akt mit friedlichem Widerstand“Milo RauIntendant der Wiener Festwochen
"Es trifft uns natürlich, dass gerade an diesem geschichtsträchtigen Ort, der an den Kampf gegen Faschismus und die Opfer von Nazi-Gewalt erinnern soll, es zu Vandalismus kommt. Doch wir beantworten diesen destruktiven und unverständlichen Akt mit friedlichem Widerstand, hängen das Plakat einfach wieder auf und übernachten vor Ort, um es zu schützen. Alle, denen diese Botschaft nicht klar genug ist, laden wir ein, gemeinsam mit uns zu diskutieren. Machen wir aus dem 'Tag des Sieges' einen 'Tag der Liebe'. Lasst uns, genau 80 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, gemeinsam ein Bed-in machen: gegen Krieg, Hass und neuen Faschismus. Für Großzügigkeit, Toleranz – und eine Nacht voller wunderbarer Debatten und Träume am Schwarzenbergplatz", so Festwochen-Intendant Rau.