Eine unfassbare Gewaltorgie muss sich in der Nacht auf den 6. Oktober des Vorjahres in einer Wiener Wohnung des Sonderlings Ingo S. (45) im Favoritner Sonnwendviertel abgespielt haben. Rasend vor Wut soll der Vertragsbedienstete aus dem Finanzministerium mit einer Holzfäller-Axt den 16-jährigen Callboy Nayden P. regelrecht zerhackt haben – wir berichteten.
Nach der Tat deckte er laut Anklage sein Opfer zu, hinterließ einen blutverschmierten Brief an Beamte und fuhr zu Verwandten in Oberösterreich, wo er sich bei der Polizei stellte. Während er sich in seiner Vernehmung an nichts mehr erinnern wollte und davon sprach, im Drogenrauch die Kontrolle verloren zu haben, zeichnet die Anklage der Staatsanwaltschaft ein anderes Bild.
Da er vom Bruder des 16-Jährigen, der sexuelle Dienste gegen Geld verkauft hatte, erpresst worden sei, habe er "seine Wut und Aggression nicht mehr zügeln" können und holte eine Axt mit einer Stiellänge aus dem Keller und hackte auf sein Opfer ein. "Sein Zorn gipfelte letztlich in 50 Axthieben", so die nüchterne Zusammenfassung in der Mordanklage.
"Ich war zornig und verzweifelt, er wollte mich verlassen und erpressen", stand auf dem Zettel, den der Verdächtige vor Verlassen der Wohnung für die Kriminalbeamten hinterlassen hatte. Bei der Hausdurchsuchung fanden Beamte zudem auf dem Laptop des Angeklagten ein Dokument mit dem Namen "Info Polizei" in dem der Verdächtige Erpressungsversuche der Burschen dokumentierte und mit folgenden Worten vorsorglich um Vergebung flehte: "Ich möchte mich bei allen Entschuldigen – ES TUT MIR ALLES SO LEID – bitte GOTT vergib mir meine Sünden."
Auswertungen des Mobiltelefons des Mandanten von Star-Anwältin Astrid Wagner ergaben zudem, dass er via Google Translate mit dem Opfer kommunizierte und ihm Minuten vor der Tat noch "Schlaf schön" zusäuselte, ehe er aus dem Keller die Axt holen ging.
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Aufgrund einer schweren Halsverletzung, die er sich in der Haft zugefügt hat, kann der Angeklagte nur noch flüstern und muss künstlich ernährt werden – laut seiner Verteidigerin sei er nur noch "ein Häufchen Elend" und wiege kaum mehr als fünfzig Kilogramm. Seinen Lebensmut fand er wieder und schmiede bereits Zukunftspläne: Nach verbüßter Strafe will der Oberösterreicher noch Zeit mit seinen betagten Eltern verbringen. Außerdem trauere er bis heute um das Opfer, das er als "Schatz" bezeichnet. Lebenslang droht, die Unschuldsvermutung gilt.