Am 21. Jänner um 3.50 Uhr riss in Alterlaa (Wien-Liesing) eine Explosion die Bewohner aus dem Schlaf. Eine Bande hatte vier Bankomaten einer Bankfiliale im Wohnpark Alterlaa gesprengt. Die Explosionen verursachten enorme Schäden – auch bei Geschäften in der unmittelbaren Umgebung. Ermittlern, Geschäftsleuten und Anrainern bot sich ein Bild der Verwüstung.
Auf der Flucht wurden zwei Drahtzieher der explosiven Aktion in Deutschland erwischt, auch die Helferin flog auf. Nun stand die Burgenländerin (21) in Wien vor Gericht, bot Einblick in das kriminelle Netzwerk der Bande aus Holland.
Die 21-Jährige soll ein Gewaltproblem haben, sorgte in der U-Haft laut Richterin für Probleme. Mitglieder der Bankomat-Sprenger habe sie eine Woche vor der Tat in Wien-Liesing über einen Bekannten kennengelernt. "Ich wollte meiner Mutter helfen, ihre Schulden abzubezahlen", gab die junge Frau als Motiv vor Gericht an.
Die Burgenländerin mietete einen Transporter und einen VW Golf für die Verdächtigen an, chauffierte einen Verdächtigen nach Tschechien. "Er wollte Böller kaufen, um an Schwarzpulver für die Sprengung zu kommen." Die Unterhaltung lief auf Englisch ab, die Männer hätten für alles bezahlt. In dem Transporter wurden die E-Scooter versteckt, mit denen die Männer aus dem Kaufpark Alterlaa flüchteten. In Wien-Floridsdorf gab es eine Bunker-Wohnung, in der sich die Mitglieder trafen und ihre Ausrüstung eingelagert hatten.
"Ich habe nicht gewusst, wann und wo die Sprengung stattfindet", erklärte die Angeklagte. "Die Männer redeten Arabisch, ich habe nichts verstanden. Ich war eingeschüchtert und hatte Angst."
Die Bande soll bei der Sprengung der vier Bankomaten laut Staatsanwältin rund 90.000 Euro erbeutet haben. Ein Teil der Banknoten war verkohlt – und somit unbrauchbar. "Die gesamte Bankfiliale und angrenzende Geschäfte wurden zerstört", erklärte die Staatsanwältin. Gesamtschaden: 1,3 Millionen Euro.
Die Männer flüchteten nach der Tat mit dem Auto der Angeklagten nach Deutschland, zwei wurden dabei erwischt. Die Burgenländerin musste das Auto aus Frankfurt abholen. Doch die Ermittler kamen ihr schnell auf die Spur und nahmen sie fest. "Ich war so tief drinnen. Ich wollte das nur noch zu Ende bringen und damit nichts mehr zu tun haben", so die 21-Jährige. "Es tut mir von Herzen leid."
Ausgezahlt habe sich die Aktion nicht, erklärte die 21-Jährige vor Gericht. "Mir wurden 10.000 bis 15.000 Euro versprochen. Doch bekommen habe ich nur 700 Euro plus die Kaution von den Mietautos." In Summe etwa 2.000 Euro. Ein Großteil sei für die Rückholung des Autos aus Deutschland draufgegangen. Mit dem Rest zahlte die Verdächtige einen Mitgliedsbeitrag im Fitness-Center. "Also doch nicht für die Schulden der Mutter", stellte die Richterin fest.
Die Angeklagte wurde Montag als Beitragstäterin schuldig gesprochen – und noch für einen Fall von Körperverletzung nach einem Verkehrsunfall. Urteil: 24 Monate, davon fünf Monate unbedingt. Weil sie einen Teil der Strafe schon in U-Haft verbüßt hat, muss sie nur noch zwei Monate absitzen – nicht rechtskräftig. Die Unschuldsvermutung gilt.