Seit 2018 genießen Wasserratten das beliebte Strandbad in Pressbaum (Bezirk St. Pölten-Land). Ein ahnungsloser Badegast wurde vor kurzem auf Kameras im Areal aufmerksam, wie die Bürgerliste "Wir! für Pressbaum" berichtet.
Der Vorwurf der Liste: Ringkameras wären vor kurzem unabgesprochen und kostspielig montiert, die Gäste wären nicht vorgewarnt oder informiert worden. Wer die Aufzeichnungen einsehen kann und welche Bereiche tatsächlich im Kamerafokus liegen, ist laut Stadtrat Wolfgang Kalchhauser (Liste "Wir! für Pressbaum") nicht bekannt, erzählt er im "Heute"-Gespräch.
Die Videoüberwachung betrifft nicht nur das öffentliche Freizeitareal, sondern auch das angrenzende Restaurant "Living Room" – offenbar ohne ausreichende Kennzeichnung, wie die Bürgerliste "Wir! für Pressbaum" beanstandet.
"Warum werde ich in meiner Privatsphäre überwacht, ohne informiert zu werden, und was passiert mit meinen persönlichen Daten?", übt die Liste Kritik in einer Aussendung. Der Hinweis kam laut Liste von einem aufmerksamen Badegast, dem die Kameras aufgefallen waren.
Laut Stadtrat Wolfgang Kalchhauser fehlen gut sichtbare Hinweisschilder zur Überwachung – ein Pflichtverstoß, sollte tatsächlich gefilmt werden. Neben der fehlenden Transparenz geht es der Bürgerliste auch um mögliche rechtliche Konsequenzen.
"Wir! für Pressbaum" verweist auf das Recht am eigenen Bild (§ 201a StGB) und stellt klar: "Schuldhaft ist die Verletzung des Rechts am eigenen Bild dann, wenn der Verursacher vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt hat." Gesetzlich dürfen Bilder nur im konkreten Anlassfall – etwa bei Einbruch – ausgewertet werden.
Auch Stadtrat Roland Prohaska (FP) äußert sich zu einem Hinweissticker vor dem Schwimmbad, den ein Badegast kürzlich entdeckt hat. Prohaska führt aus: "Ich habe mittlerweile mit mehreren Badbesuchern gesprochen und niemand hat diesen Hinweis dort vorher wahrgenommen."
Auf "Heute"-Nachfrage beschreibt Schwimmbad-Geschäftsführerin Dagmar Sterle den Sachverhalt deutlich anders: die Kameras seien seit Jahren im Schwimmbad montiert, es werde beim Gastro-Bereich nur zwischen 22 und 6 Uhr Früh aufgezeichnet, "das dient dem Sicherstellen des Betriebsvermögens."
Videoaufnahmen dienen ausschließlich der Sicherheitskontrolle bei nächtlichen Einbrüchen sowie der Aufzeichnung der Kinderrutsche und des Kassenbereichs, so die Bad-Chefin. "Die Aufnahmen werden nach 72 Stunden gelöscht. Nur ich als Geschäftsführerin kann sie einsehen, da muss man sich keine Sorgen um Aufzeichnung machen", beschwichtigt Sterle gegenüber "Heute".
Und weiter: "Sollte sich ein Badegast nachträglich beschweren, er hätte an der Kasse zu viel gezahlt, kann die Kassiererin mich immer anrufen und dann schaue ich mir die Aufnahmen an vom Badegast, als der vorher bezahlt hat."
Info-Hinweise zur Videoüberwachung gebe es laut Geschäftsführerin Sterle seit der Eröffnung des Bades, also 2018. Abschließend sagt sie gegenüber "Heute": "Ich bin seit 1.7.2024 Geschäftsführerin vom Strandbad. Von Anfang an sage ich, wir können uns immer auf einen Kaffee treffen, wenn jemand Fragen hat. Dann reden wir darüber. Wo das Missverständnis herkommt, kann ich mir jetzt nicht erklären."